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Palazzo der Liebe

Palazzo der Liebe

Titel: Palazzo der Liebe
Autoren: Lee Wilkinson
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jemand, den er vor sehr langer Zeit flüchtig gekannt habe.“
    „Schade … Vielen Dank, dass Sie es mir gezeigt haben.“
    Damit wandte er sich einfach um, blieb jedoch beim Hinausgehen vor ihrer Frisierkommode stehen. „Eine sehr schöne Schmuckschatulle“, stellte er bewundernd fest.
    „Ja, das letzte Geschenk meines Vaters. Ich fand es erst nach seinem Tod. Er hatte es für meinen Geburtstag in seinem Schreibtisch versteckt.“
    „Gefüllt mit unschätzbaren Juwelen?“, neckte er freundlich, als wolle er den Hauch von Traurigkeit vertreiben, den er in ihrer Stimme hörte.
    Sophia lächelte schmerzlich. „Nein, vollkommen leer.“
    „Wann wird die Ausstellung mit den Bildern Ihres Vaters eröffnet?“, fragte er, als sie wieder im Wohnzimmer standen.
    „Morgen früh – geplant ist ein Monat … Wie lange bleiben Sie noch in London?“, fragte Sophia beherzt auf dem Weg zur Tür.
    „Ich fliege morgen ab“, entgegnete der Fremde und zerstörte damit ihren letzten Funken Hoffnung. „Jetzt habe ich aber genug von Ihrer kostbaren Zeit beansprucht“, fuhr er fort, bevor ihr eine rettende Idee einfiel, um ihn zurückzuhalten. „Vermutlich wird es Zeit, dass Sie sich umziehen und zu Ihrer Verabredung gehen.“
    „Ich … ich kann Ihnen gar nicht genug für Ihre Hilfe danken“, stammelte Sophia, während er die Wohnungstür öffnete.
    „Es war mir ein Vergnügen“, versicherte er charmant. „Genießen Sie den Abend. Arrivederci.“
    Wie festgefroren stand Sophia auf der Stelle, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, und auch, als sie das gleiche Geräusch von der Haustür hörte.
    Er war fort. Und sie wusste nicht einmal seinen Namen.
    Himmel! Warum ließ sie ihn einfach so ziehen? Warum hatte sie ihn nicht eingeladen, ihr und Mrs. Caldwell bei der Paella Gesellschaft zu leisten? Die alte Dame freute sich über jede Abwechslung und hätte sicher nichts dagegen gehabt.
    Aber jetzt war es zu spät für Reue.
    Sophia seufzte auf und haderte mit dem Schicksal. Wie konnte es nur so grausam sein, ihr den Mann ihres Lebens ins Haus zu bringen und gleich wieder zu entreißen? Plötzlich glaubte sie, etwas unendlich Kostbares verloren zu haben, das von Rechts wegen ihr gehörte.
    Als sie bemerkte, dass sie immer noch wie eine Salzsäule dastand und die Tür anstarrte, riss sie sich zusammen und ging ins Schlafzimmer zurück, um sich umzuziehen. Die arme Mrs. Caldwell wartete wirklich lange genug.
    Mit einiger Anstrengung widerstand Sophia der Versuchung, sich noch einmal das Porträt anzuschauen, trocknete ihr immer noch feuchtes Haar, ließ es locker über die Schulter herabfallen und tauschte ihr Businesskostüm rasch gegen Rock und Pulli.
    Dann sortierte sie die Lebensmittel, packte die ihrer Vermieterin zurück in die Tüte und schaute sich nach ihrem Schlüsselbund um. Doch sie entdeckte es nirgendwo. Vielleicht steckte es ja noch im Schloss … nein.
    Möglicherweise ist es mit den Einkäufen zurück in die Tüte gewandert, überlegte Sophia. Doch die noch einmal auszupacken, reizte sie überhaupt nicht. Rasch suchte sie die Ersatzschlüssel aus der Schublade ihres Sideboards, löschte das Licht, zog die Tür hinter sich zu und eilte durch den Flur zu Mrs. Caldwells Wohnung.
    Als Sophia die anheimelnde Diele betrat, hörte sie Geräusche, die ihr verrieten, dass sich die alte Dame eine ihrer Lieblingsserien im Fernsehen anschaute.
    „Ich bin’s!“, rief sie mit erhobener Stimme, um Mrs. Caldwell nicht unnötig zu erschrecken. Wie drüben bei Sophia, gab es auch hier einen großzügigen hellen Bereich, der Küche, Ess- und Wohnzimmer in sich vereinte. Im Kamin brannte ein gemütliches Feuer, und auf dem niedrigen Couchtisch standen zwei gefüllte Sherrygläser bereit.
    Doch anstatt vor dem Fernseher zu sitzen, stand Mrs. Caldwell am Fenster, hielt die Vorhänge mit einer Hand leicht zur Seite und drehte sich bei Sophias Eintritt lächelnd zu ihr um. „Fühlen Sie sich ganz zu Hause, Liebes.“
    Sophia legte das Wechselgeld auf den Couchtisch und brachte ihre Einkäufe hinüber in die Küchenecke. Während sie auspackte, strich Sam, der ältere von Mrs. Caldwells vierbeinigen Hausgenossen, um ihre Beine und schnurrte dabei wie eine Nähmaschine.
    Sein Frauchen griff zur Fernbedienung, stellte den Fernseher aus und ließ sich bequem auf der Couch nieder. „Warum setzen Sie sich nicht erst einen Augenblick zu mir und trinken Ihren Sherry, bevor Sie mit dem Kochen anfangen?“
    „Den genehmige ich mir
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