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Palazzo der Liebe

Palazzo der Liebe

Titel: Palazzo der Liebe
Autoren: Lee Wilkinson
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David für die Verspätung entschuldigt hatte, ging Sophia zu ihrem Schreibtisch, der diskret in einer ruhigen Ecke der Galerie stand. Von dort aus konnte sie die Lounge einsehen, wo sie Joanna auf einer der tannengrünen Samtchaiselongues mit einem gewichtig aussehenden Mann sprechen sah, den Sophia bei näherem Hinschauen als einen berühmten Kunstkritiker und Privatsammler aus Paris identifizierte.
    Ein erneuter Blick zum Balkon verriet ihr, dass die dunkelhaarige Frau immer noch die Miniaturen bewunderte, während ihr Begleiter ein Stück entfernt vor einer Kollektion venezianischer Skizzen stand.
    Immer mehr Besucher strömten herein, doch die Firmenphilosophie der Kunstgalerie gebot, ihnen absoluten Freiraum zu lassen und nur auf direkte Fragen oder Kaufwünsche zu reagieren. Deshalb widmete Sophia sich dem neuen Auktionskatalog, den sie wie gewohnt für ihren Chef durchsah.
    In der nächsten Woche stand ein interessanter Joshua Roache zum Verkauf, ebenso ein früher Cass, an dem David seit Längerem für seine Privatsammlung interessiert war …
    „ Scusi, Signorina …“, meldete sich nun eine dunkle Frauenstimme.
    Sophia legte den Katalog zur Seite und schaute mit einem höflichen Lächeln auf. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
    Vor ihr stand die dunkelhaarige Schönheit vom Balkon. Sie war sehr elegant gekleidet und tatsächlich ausgesprochen attraktiv mit den großen schwarzen Augen, einer makellosen hellen Haut, der klassisch geraden Nase und den vollen roten Lippen. Ihre Körperformen wirkten ausgesprochen weiblich, nur die gepflegten Hände mit den sorgfältig manikürten Fingernägeln sahen etwas plump aus.
    Aber vielleicht lag das auch an den vielen funkelnden Ringen, die sie neben einem breiten goldenen Ehering und dazu passendem Diamant-Solitär trug und die zweifellos ein Vermögen kosteten.
    Bei genauerem Hinsehen stellte Sophia fest, dass die Frau älter war, als es zunächst den Anschein hatte. Sie schätzte sie auf etwa Mitte dreißig.
    „Ich möchte gern Näheres über dieses Bild wissen“, erklärte sie in fließendem Englisch, aber mit leichtem Akzent.
    Zu Sophias Bestürzung hielt sie die Miniatur in der Hand, von der Mrs. Caldwell ihr gestern noch erzählt hatte, sie gefiele ihr von allen Bildern ihres Vaters am besten. Fordernd streckte Sophia eine Hand aus und versuchte, ihre Stimme zu kontrollieren.
    „Wenn Sie mir die Miniatur bitte geben …?“
    Trotz ihrer Bemühungen musste sich die Bitte eher nach einem Befehl angehört haben, da die elegante Besucherin herausfordernd ihr Kinn hob.
    „Sie sprechen mit der Marchesa d’Orsini“, informierte sie Sophia arrogant.
    „Es tut mir leid, aber es ist nicht erlaubt, die Exponate von den Wänden zu nehmen.“
    „Sie verstehen nicht, ich will diese Miniatur kaufen.“
    „Ich befürchte, das geht nicht.“
    „Wie können Sie so etwas sagen?“, keifte die Marchesa wenig vornehm. „Eine Kunstgalerie ist doch dafür da, Bilder zu verkaufen, oder nicht?“
    „Natürlich“, bestätigte Sophia betont freundlich, da ihre kleine Auseinandersetzung mit der wütenden Marchesa schon neugierige Blicke auf sich zog. „Alle Bilder in den unteren Räumen sind auch zum Verkauf bestimmt, inklusive der dort ausgestellten Miniaturen.“
    „Aber ich will diese hier!“
    „Tut mir leid, aber sie gehört zu einem Teil der Peter-Jordan-Ausstellung, deren Werke absolut unverkäuflich sind.“
    „Unsinn! Ich verlange, dass Sie augenblicklich …“
    Mehr hörte Sophia nicht, da sie nur noch den großen schlanken Mann wahrnahm, der plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen, hinter der aufgebrachten Marchesa auftauchte. Er war viel salopper gekleidet als gestern, hielt den markanten Kopf leicht geneigt und zwinkerte ihr lächelnd zu.
    Wie hypnotisiert starrte Sophia in die schönen grauen Augen, die sie niemals wiederzusehen erwartet hatte. Ob er die Galerie zufällig besuchte?
    Nein, sicher nicht, beantwortete sie sich gleich selbst die Frage.
    Unverhofft stieg heiße Freude in ihr auf, und sie erwiderte strahlend sein anziehendes Lächeln.
    Irritiert, dass sie Sophias Aufmerksamkeit verloren hatte, wandte sich die Marchesa um, erfasste den Arm des Neuankömmlings und bombardierte ihn mit einem leidenschaftlichen Wortschwall in Italienisch.
    „Dieses dumme Ding hat tatsächlich die Nerven, mir vorzuhalten, ich hätte die Miniatur nicht von der Wand nehmen dürfen …!“
    „Habe ich es dir nicht gleich gesagt?“, erwiderte er in derselben
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