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Palast der Stuerme

Palast der Stuerme

Titel: Palast der Stuerme
Autoren: Penny Jordan
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Raoul setzte sich am Fußende auf ihr Bett, und Claire wandte den Kopf, weil sie sich wünschte, er würde näher kommen und sie in seine Arme nehmen. „Wie Teddy schon sagte, hat man dich erkannt, als Nadia durch die Zeltstadt der Badu fuhr. Das war ihr entscheidender Fehler. Nadia und ihre Familie sind bekannt für ihre Verachtung der Nomaden. Ali ben Durais Neugier war geweckt, und so sandte er einige seiner Männer, um dir zu folgen. Er wusste, so wie die Badu immer alles zu wissen scheinen, was um sie herum vorgeht, dass dein Bruder an diesem Tag ankommen sollte und du ihn eigentlich vom Flughafen abholen wolltest. Er wusste auch, wo ich war, und als sich sein Verdacht bestätigte, schickte er dem Scheich und mir Nachricht, dass du scheinbar entführt worden seist. Einer der Diener im Herrscherpalast arbeitete als Spion für Hasim – der Mann, der auch die Schlange in Sauds Bett geschmuggelt hat. Er warnte Hasim, dass wir zur Oase unterwegs waren.“
    „Deshalb hat er also die Zelte abgebrochen.“ Claire zitterte. „Sie wollten uns beide töten, doch weil ich schwanger bin …“
    „Ja, das weiß ich.“ Er sah so grimmig aus, und Claire fragte sich, ob er wohl an Nadia dachte. „Hasim war beeindruckt von deinem Mut. Du hast die relative Sicherheit der Oase gegen den Tod in der Wüste eingetauscht, um Sauds Leben zu retten. In der Oase hättest du zumindest Wasser gehabt, und irgendwann hätte man dich wahrscheinlich gefunden. Doch stattdessen hast du dich der Wüste gestellt.“
    „Sie wollten Saud erschießen.“ Claires Stimme begann zu beben. „Ich wusste, wahrscheinlich würden wir die Wüste nicht überleben, aber ich konnte nicht … ich konnte einfach nicht …“ Tränen strömten über ihre Wangen, sie wandte das Gesicht ab. Zu schnell, um zu sehen, dass Raoul seine Arme nach ihr ausstrecken wollte. Er ließ die Arme wieder sinken, seine Miene war plötzlich ernst.
    „Du bist noch immer zu erschöpft, der Arzt hat dir Ruhe verordnet. Als die Nomaden dich fanden, fürchteten sie, es sei bereits zu spät. Sie haben dich in ihr Camp gebracht und mich verständigt.“
    „Und du hast mich in den Palast geholt“, schloss Claire seinen Bericht. Jetzt, da Sauds Leben nicht mehr bedroht war, wollte Raoul da noch, dass sie blieb? Wollte er noch immer, dass sie wie eine Familie zusammenlebten? Oder hatte er es sich anders überlegt? Denn irgendetwas war anders an ihm, das spürte sie.
    „Mein Vater lässt dir die besten Wünsche ausrichten“, sagte Raoul, als er aufstand. Er sah, wie Claires Augen sich erstaunt weiteten. „Als er damals in unserem Land arbeitete – bevor er meine Mutter kennenlernte –, hat er unter anderem auch Vermessungen in der Wüste vorgenommen. Ich rief ihn an, um herauszufinden, wo die Oase sein könnte, zu der man dich gebracht hatte. Wir durften keine Zeit verlieren.“ Seufzend fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar. „Als ich noch ein Kind war, beschrieb mein Großvater mir ständig, wie mein Vater meine Mutter verlassen hatte, wie er ihr Geld genommen und sie verstoßen hatte. Und dass er trotzdem darauf bestanden hatte, mich im christlichen Glauben zu erziehen. Ich habe meinen Vater damals gehasst. Doch die Geschichte, die mein Vater heute erzählt, klingt ganz anders. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen, ich weiß es nicht, aber es ist auch nicht mehr wichtig. Das alles ist Vergangenheit, und inzwischen habe ich gelernt, wie es ist, wenn man Reue für seine eigenen Handlungen empfindet.“
    Damit drehte er sich um und ließ Claire allein, und ihr Herz zog sich zusammen vor Schmerz. Sprach er etwa von Nadia? Wünschte er, er wäre nicht zu stolz gewesen, um zum moslemischen Glauben zu konvertieren? Meinte er, er hätte dadurch verhindern können, dass Claire in Hasims Pläne hineingezogen worden wäre?
    Gegen Ende der Woche war Dr. Naud mit Claires Genesungsverlauf so weit zufrieden, dass er ihr erlaubte, die kühleren Morgenstunden im Haupthof zusammen mit Saud und Teddy zu verbringen. Als sie Zenaide gegenüber erwähnte, wie gerne sie mit den Jungen an den Strand gehen würde, erschien wenig später Raoul, um sie den steilen Pfad hinunterzutragen. Zusammen mit Teddy schwamm er in dem azurblauen Ozean, und als Claire ihn aus dem Wasser kommen sah, starrte sie benommen auf seinen muskulösen Körper. Bilder ihrer leidenschaftlichen Nächte stürzten auf sie ein, und sie verzehrte sich nach seiner Berührung.
    Raoul missverstand ihre jähe
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