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Palast der Stuerme

Palast der Stuerme

Titel: Palast der Stuerme
Autoren: Penny Jordan
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schrumpfte schneller als erwartet, da die Gebühren für die Schule immer weiter stiegen, und so musste Claire einen immer größeren Teil ihres Gehalts für Teddys Ausbildung abzweigen. Dabei hatte sie eine gut bezahlte Stelle gefunden, als Chefsekretärin des Leiters eines florierenden Elektronikkonzerns, doch selbst das würde nicht reichen, um sechs weitere Jahre Teddys Ausbildung zu finanzieren. Teddy war überdurchschnittlich intelligent, auf jeden Fall „Oxford-Material“, so nannten es seine Lehrer, und seit Monaten schon suchte Claire nach einer Lösung, wie Teddy auf der Schule bleiben konnte. Ihr würde wohl nichts anderes bleiben, als noch einen zusätzlichen Job am Abend zu übernehmen.
    Dieser Kurzurlaub in London war ein außergewöhnlicher Luxus, nur durfte sie Susan nicht sehen lassen, wie enttäuscht sie war, dass sie die Tage nicht mit ihrer Tante verbringen konnte.
    „Versprich mir, dass du zum Frühstück hinuntergehen und nicht allein hier oben auf dem Zimmer bleiben wirst“, sagte Susan, nachdem sie ihre Sachen zusammengepackt hatte. „Wer weiß, vielleicht triffst du ja wieder diesen umwerfend aussehenden Mann von gestern Abend.“
    Ihre Patentante war eine unverbesserliche Kupplerin, Claire verkniff sich einen bissigen Kommentar. Dieser „umwerfend aussehende“ Mann, den Susan meinte, hatte sie sich klein und unscheinbar fühlen lassen. Oh ja, sicher sah er gut aus, mit den außergewöhnlich grünen Augen und dem dichten schwarzen Haar. Zu gut. Und trotz des maßgeschneiderten Anzugs und seiner faszinierenden Augen war seine zumindest zu Teilen arabische Herkunft unübersehbar. Sie war in dem harten Stolz seines Profils zu erkennen gewesen. Bei seinem Anblick war Claire ein unerklärlicher Schauer über den Rücken gelaufen, obwohl sie ihn auf Anhieb unsympathisch fand. Es hatte etwas in seinem Blick gelegen, mit dem er sie kurz angesehen hatte … eine Überheblichkeit, mit der er sie musterte und offensichtlich sofort verurteilte. Seine unmissverständliche Verachtung hatte an ihrem Stolz gekratzt.
    Später, im Restaurant, waren sie ihm noch einmal begegnet. Er saß mit anderen Männern an einem Tisch. Claire war nicht einmal aufgefallen, dass sie ihn anstarrte, bis Susan sie darauf ansprach.
    „Dieser große dunkle Typ hat etwas faszinierend Anziehendes, nicht wahr?“, hatte diese sie gutmütig geneckt, und Claire war prompt das Blut in die Wangen geschossen.
    „Wahrscheinlich gehört er zu den Männern, die sich einbilden, einer Frau nur ein hübsches kleines Diamantarmband vor die Augen halten zu müssen, damit sie in sein Bett hüpft“, hatte sie ihre Verlegenheit mit einer bissigen Bemerkung zu überspielen versucht.
    Susans laszives Lachen hatte sie verblüfft. „Liebes, die meisten Frauen würden diesem Mann Diamanten anbieten, damit er auch nur die Spur von Interesse an ihnen zeigt.“ Claires schockierte Miene hatte ihr ein weiteres Lachen entlockt, doch dann hatte sie still geseufzt. Sie bewunderte ihre Patentochter dafür, wie diese die Verantwortung nach dem Tod der Eltern übernommen hatte. Doch manchmal dachte sie, dass das Mädchen vor seiner Zeit alt wurde. Da blieb kein Raum mehr für Spaß, für unbeschwertes Flirten. Claire richtete all ihre Energie auf ihre Arbeit und ihren jüngeren Bruder. Wenn Henri doch nur zustimmen würde zu helfen … Doch er hatte eigene Nichten und Neffen, und Teddy war eben kein Verwandter.
    „Du brauchst wirklich nicht zum Flughafen mitzukommen“, wiederholte Susan, als sie vor dem Hotel standen und zusahen, wie das Gepäck ins Taxi geladen wurde. „Geh wieder hinein, und frühstücke in Ruhe.“ Bevor sie in das Taxi stieg, drückte sie der erstaunten Claire noch einen Scheck in die Hand. „Das ist der Rest deines Geburtstagsgeschenks. Kauf dir etwas Hübsches dafür … Etwas, das sexy ist“, fügte sie mit verschmitzt funkelnden Augen hinzu, „etwas, das unserem Freund aus dem Restaurant gestern gefallen würde.“
    Sie war verschwunden, bevor Claire überhaupt protestieren konnte. Es war ein großzügiger Scheck, aber Claire wusste bereits, dass sie ihn nicht für sich ausgeben würde. Zwölfjährige Jungen wuchsen so schnell, und Teddy brauchte unter anderem dringend eine neue Schuluniform …
    Mit einem stillen Seufzer ging Claire in das Hotel zurück. Die bewundernden Blicke der Hotelangestellten bemerkte sie gar nicht. Schlank und zierlich, haftete ihr eine Aura von reizvoller Zerbrechlichkeit an. Das silberblonde
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