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Palast der Stuerme

Palast der Stuerme

Titel: Palast der Stuerme
Autoren: Penny Jordan
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„Wäre es unverschämt, Sie zu bitten …?“
    „Sie möchten, dass ich das übernehme?“ Sie verbarg ihr Lächeln.
    „Wir reisen nur mit kleinem Gefolge. Das Kindermädchen für Saud hätte reichen sollen. Ich hatte Angst, ihn allein zurückzulassen, doch nun … Ich denke, die Ereignisse des heutigen Morgens werden auch Raoul beweisen, dass wir von nun an extrem vorsichtig bei der Wahl eines Kindermädchens sein müssen. Dabei kam das Mädchen mit den besten Empfehlungen, und doch ist klar, dass es mit den Attentätern unter einer Decke steckte.“
    Während Claire sich mit dem schlafenden Saud vom Scheich ins Kinderzimmer führen ließ, unterdrückte sie ein amüsiertes Lächeln. Das war sicherlich nicht das, was ihre Patentante sich für den Aufenthalt in London vorgestellt hatte!
    Der Kleine war mit jedem erdenklichen Luxus ausgestattet, angefangen bei Spielzeugen bis hin zu der teuersten Kleidung, und doch schienen in seinem jungen Leben Liebe und herzliche Wärme zu fehlen. Er war auch kein schwieriges Baby, wie Claire feststellte, als sie ihn fütterte und badete. Im Gegenteil, er lachte und gurgelte zufrieden, als sie ihn, in das Badelaken eingewickelt, auf ihren Schoß setzte. In diesem Augenblick ging die Tür auf, und Claire zuckte unwillkürlich zusammen. Die Erinnerung an die vielen Waffen und die pfeifenden Kugeln war noch zu frisch.
    Kühle grüne Augen musterten sie abschätzig. „Welch trautes Bild. Nur schade, dass ich es bin, der es sieht, und nicht Ahmed. Was erwarten Sie sich von dieser Zurschaustellung mütterlicher Fürsorge, Miss Miles? Offensichtlich mehr als ein Diamantarmband.“
    Claire krümmte sich innerlich. Er hatte also ihr Gespräch mit Susan aufgeschnappt. Doch dann drängte sich Verärgerung an die Stelle der Verlegenheit. Er unterstellte ihr, sie handle aus rein materialistischen Motiven. Eine Sekunde lang spielte sie mit dem Gedanken, ihm das nackte Baby in den Arm zu drücken. Sollte er sich doch um den Kleinen kümmern! Sie stellte sich sein verdutztes Gesicht vor und musste das Kichern unterdrücken.
    „Scheich Ahmed bat mich um Hilfe, und ich habe zugesagt“, erwiderte sie ruhig. „Und das auch nur, weil Saud nass und hungrig war und noch zu klein ist, um sich selbst zu versorgen. Scheich Ahmed hat mir bereits gesagt, dass Sie keine europäische Nanny für Saud wollen.“
    „Oh, Sie sind ja schon sehr vertraut mit dem Scheich. Was hat er Ihnen sonst noch erzählt?“
    „Nichts.“
    „Lügnerin. So wie ich meinen Onkel kenne, hat er Sie auch über meine Herkunft aufgeklärt. Und wahrscheinlich kommen Sie jetzt halb um vor Neugier.“
    Seine Arroganz provozierte sie nur noch mehr. „Im Gegenteil“, erwiderte sie kühl, „ich habe nicht das geringste Interesse, mehr über Sie herauszufinden. Warum sollte ich?“ Sie schloss Sauds Windel, stand auf und drückte ihm das Baby in den Arm. Dann rauschte sie an ihm vorbei und aus dem Zimmer, bevor er sie zurückhalten konnte.
    Sie schäumte vor Wut – weil er recht hatte. Sie war neugierig. Natürlich war er daran gewöhnt, dass Frauen ihn faszinierend fanden. Diese Mischung aus Ost und West war beeindruckend – und er wusste es!

2. KAPITEL
    Es gab keinen Grund, so aufgewühlt zu sein.
    Das zumindest versuchte Claire sich einzureden. Sie hatte die Tate Gallery besucht und die Alten Meister bewundert, danach hatte sie einen Spaziergang durch den Park gemacht. Und jetzt war sie im Hotel zurück, um sich rechtzeitig zur Teezeit mit Tee und einem kleinen Imbiss zu verwöhnen. Warum also verspürte sie diese seltsame Rastlosigkeit? Vielleicht kam es daher, dass sie allein war. Vielleicht sollte sie an Teddy schreiben, eine Postkarte des Hotels …
    Der Gedanke an Teddy brachte auch die ewig gleichen Sorgen wieder zurück. Nach ihrer Kalkulation würden die Rücklagen noch für zwei weitere Schulhalbjahre reichen, dann würde sie einen zweiten Job annehmen müssen.
    „Den Nachmittagstee, Madam?“
    Die Stimme des Obers unterbrach ihre Gedanken. Sie nickte leicht und ließ sich an einen Tisch führen, der für zwei Personen gedeckt war.
    Es war kurz nach fünf, genau die richtige Zeit für den Nachmittagstee. Die meisten Tische in dem gemütlichen Raum mit den hohen Marmorsäulen waren besetzt. Gespräche und leises Lachen hingen im Raum und das leichte Klirren von Porzellan.
    Während Claire langsam ihr delikates Sandwich aß, besah sie sich unauffällig ihre Umgebung. Elegant gekleidete Männer und Frauen saßen an den
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