Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Palast der Stuerme

Palast der Stuerme

Titel: Palast der Stuerme
Autoren: Penny Jordan
Vom Netzwerk:
könnte sie fahren anstatt Nadia.
    Nadia war elegant wie zuvor. Ihre Augenbrauen hoben sich leicht, als sie Claire entgegensah.
    „Chanel“, bemerkte sie unverblümt. „Aber Raoul ist schließlich ein stolzer Mann, er wird sich nicht nachsagen lassen, dass er seiner Frau nicht die entsprechende Garderobe finanziert. Übrigens soll ich Ihnen von ihm ausrichten, dass er länger aufgehalten wird als geplant“, warf Nadia über die Schulter zurück zu Claire, als sie zum Wagen gingen.
    Claire musste den verstimmten Ausruf unterdrücken, der ihr über die Lippen schlüpfen wollte. Wann hatten Nadia und Raoul sich gesehen? Raoul hatte gesagt, er würde anrufen, und Claire war den ganzen Tag im Palast geblieben, um auf seinen Anruf zu warten. Um seine Frau anzurufen, fand er keine Gelegenheit, aber mit Nadia hatte er gesprochen, wie es schien!
    Der große Wagen war luxuriös und bequem, doch Claire war nicht in der Stimmung, um ihn gebührend zu bewundern. Nadia sagte etwas zu dem Chauffeur, dann ließ sie die Trennscheibe hochfahren und steckte sich eine Zigarette an.
    „So, Sie haben also einen Bruder, Claire, und Raoul hat somit noch eine weitere Verantwortung. Anscheinend ist es Ihnen auch gelungen, eine Versöhnung zwischen Raoul und seinem Vater herbeizuführen. Ehrlich gesagt, ich kann das kaum glauben. Nicht einmal dem Scheich, unserem Onkel, ist das gelungen. Und es ist ja nicht so, als würde sich Raoul etwas aus Ihnen machen, oder? Kommen Sie“, fuhr sie fort, bevor Claire etwas erwidern konnte, „vielleicht hat er sich in einer schwachen Stunde hinreißen lassen, das ist schließlich nur verständlich. Aber mit Liebe hat das nichts zu tun, das muss Ihnen doch klar sein, Claire.“
    Sie hatten auf die Stadt zugehalten, doch jetzt bog der Wagen von der Hauptstraße ab und fuhr Richtung Wüste.
    „Eine Abkürzung“, behauptete Nadia, als sie Claires Stirnrunzeln bemerkte. „Damit umgehen wir den Souk … Waren Sie schon in der Altstadt, Claire? Die meisten Europäer finden dieses Getümmel faszinierend … Hat Raoul Ihnen schon erklärt, dass unsere Heirat zustande gekommen wäre, wenn er der Sohn des Bruders des Scheichs wäre und nicht der Sohn der Schwester?“ Nadia sprach jetzt fast zu sich selbst, und Claire hatte das Gefühl, dass eine wichtige Bedeutung in diesen Worten lag. „Dann hätte Raoul zu gegebener Zeit die Nachfolge des Scheichs angetreten. In unserem Land kann eine Frau nur durch ihren Mann zu Macht kommen. Mein Mann steht an dritter Stelle für die Thronfolge. Er stand an fünfter Stelle, bis mein Cousin ums Leben kam. Ein höchst bedauerlicher Unfall. Und dann wurde auch noch sein Sohn getötet, in London. Der Kleine war noch ein Baby, ungefähr im gleichen Alter wie Saud. Es besteht sogar eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den beiden, auch wenn ich den kleinen Thronfolger nur zweimal gesehen habe … Claire, Sie sind plötzlich ganz blass.“
    „Es ist nichts.“ Irgendein Teufel trieb sie, ebenso viel Schmerz zu verursachen, wie man ihr zufügte. „In den ersten Schwangerschaftswochen gibt es immer wieder ein kleineres Unwohlsein. Aber das wissen Sie ja, Sie sind ja selbst Mutter, wie Raoul mir erzählte.“
    „Sie sind schwanger von Raoul?“
    Irgendetwas lief schief. Denn anstatt wütende Eifersucht in den braunen Augen zu sehen, flackerte Triumph darin auf. Claire sah aus dem Fenster und wurde unruhig. Überall war Wüste, von der Stadt war nichts mehr zu sehen. Mit gerunzelter Stirn schaute sie auf ihre Armbanduhr.
    „Das Flugzeug meines Bruders …“, begann sie, wurde jedoch sofort unterbrochen.
    „Leider werden Sie wohl nicht am Flughafen sein, um Ihren Bruder in Empfang zu nehmen.“ Nadia machte sich nicht mehr die Mühe, ihren Hass zu verbergen. „Sie sind viel zu vertrauensselig, Claire. Mein Bruder Hasim hatte recht, Sie sind unsere mächtigste Waffe. Sie und Saud, von dem wir beide wissen, dass er der Sohn meines toten Cousins ist. Es war schon ein cleverer Schachzug, von dem wir uns tatsächlich eine Zeit lang haben täuschen lassen, wir dachten wirklich, Saud sei eliminiert. Doch nicht clever genug. Hasim war immer misstrauisch wegen dieser Heirat zwischen Raoul und Ihnen und vor allem wegen des Kindes, das Sie Raoul angeblich geboren haben. Nur hat Raoul leider etwas vergessen.“
    Nadia berührte nachdenklich das Muttermal auf Sauds Bein. „Das hat er von seiner Mutter geerbt. Die übrigens meine Halbschwester war.“ Angewidert verzog sie nun den Mund.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher