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Palast der Liebe

Titel: Palast der Liebe
Autoren: Sandra Brown
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Mann, den sie liebte. Sein Blick war ausdruckslos, seine Stimme kühl.
    „Mutter, kannst du bis zu meiner Rückkehr bei Caren bleiben?“
    „Natürlich.“
    „Ich werde Vater von dir grüßen.“
    „Er weiß, wie sehr ich ihn liebe und dass ich mit ihm leide.“
    Derek küsste Cheryl auf die Wange und wandte sich dann an Caren.
    „Es tut mir so Leid, Derek“, sagte Caren mitfühlend. „Für dich, für Hamids Frau und für deinen Vater. Bitte, sprich ihm mein herzliches Beileid aus.“
    Derek nickte. „Auf Wiedersehen.“ Sein Kuss war flüchtig und leidenschaftslos.
    Wie versteinert schaute Caren ihm nach, während er zielstrebig auf die schwarze Limousine zuging, die in der Auffahrt vorgefahren war.

14. KAPITEL
    Caren machte sich nichts vor. Sie wusste, welche Auswirkungen Hamids plötzlicher Tod auf ihr Leben mit Derek haben würde. Dieses traurige Ereignis würde ihr Leben von Grund auf verändern. Derek war Achmeds zweiter Sohn. Jetzt, wo sein Erbe und Nachfolger tot war, würde Achmed selbstverständlich von Derek erwarten, dass er Hamids
    Rolle übernahm. Der Scheich würde große Hoffnungen in seinen Sohn Ali setzen.
    Achmed Al-Tasan hatte sich dem Willen seines Vaters gebeugt. Er hatte sich von Cheryl scheiden lassen und eine arabische Frau geheiratet. Dasselbe würde er auch von Derek erwarten. Derek war der Zweite in der Erbfolge. Und Männer wie Achmed Al-Tasan stellten Tradition und Pflichtbewusstsein über alles.
    Ein paar Stunden nach Dereks Abreise saßen Caren und Cheryl im Esszimmer und nahmen zusammen ihr Abendessen ein. Die Stimmung bei Tisch war bedrückt. Die beiden Frauen sprachen nur wenig miteinander.
    Cheryl machte sich schreckliche Sorgen um Achmed. Sie wünschte sich nichts mehr, als bei ihm zu sein. Doch sie wusste, dass dies ausgeschlossen war. Nach dem Essen zogen sich Caren und Cheryl auf ihre Zimmer zurück.
    In dieser Nacht hatte Caren einen Traum, der sie jäh aus dem Schlaf riss. Schweißgebadet setzte sie sich im Bett auf. Sie zitterte am ganzen Körper. Verzweifelt schlug sie die Hände vors Gesicht und fing bitterlich an zu weinen.
    Als Caren am nächsten Morgen zum Frühstück hinunterkam, blickte Cheryl sie besorgt an. „Du siehst blass aus, Caren. Hast du schlecht geschlafen?“
    Caren schüttelte den Kopf. „Nein. Aber ich hatte einen Traum. Ich sah Derek.“ Aus irgendeinem Grund hatte sie das Bedürfnis, Cheryl, die ihr verständnisvoll zuhörte, den Traum zu erzählen. Sie lächelte Cheryl an. „Du hast einen schönen Sohn“, sagte sie leise.
    „Ja, ich weiß“, antwortete Cheryl ohne jede Eitelkeit. „Sprich weiter. Warum hat dich der Traum verstört?“
    „Ich habe Derek deutlich vor mir gesehen. Die goldblonden Strähnen in seinem Haar glänzten unnatürlich hell. Auch seine Augen strahlten auf seltsame Weise. Während ich ihn ansah, verblasste sein Bild, er wurde verschwommen und schließlich durchsichtig. Er entglitt mir zusehends, entfernte sich immer mehr von mir, bis ich ihn plötzlich nicht mehr sehen konnte.“
    Sie schwieg, weil sie nicht auszusprechen wagte, was beide wussten. In ihrem Traum hatte sie ihr Schicksal vorausgesehen. Derek gehörte ihr nicht mehr. Er würde von nun an einer Welt angehören, deren Kultur und Religion ihr fremd waren, einer Welt, in der es für sie keinen Platz gab.
    Die Atmosphäre im Haus blieb unverändert bedrückend. Cheryl und Caren taten ihr Bestes, um die Stimmung aufzulockern. Doch ihre Versuche, sich gegenseitig aufzuheitern, blieben ohne Erfolg. Schließlich gaben sie es auf. Doch das gemeinsam getragene Leid bewirkte eine starke Bindung zwischen ihnen.
    Caren ritt nach wie vor jeden Morgen aus. Manchmal bildete sie sich ein, Derek ritte an ihrer Seite. In diesen Momenten sah sie sein Gesicht vor sich, sein strahlendes Lächeln, seine blendend weißen Zähne. Doch er war nicht bei ihr, und die Leere, die sie empfand, war noch tausend Mal schwerer zu ertragen, als sie befürchtet hatte.
    Die erste Woche seiner Abwesenheit zog sich endlos dahin. Eine Stunde kam Caren wie ein ganzer Tag vor. Die Arbeit im Atelier lenkte sie nur wenig von ihrem Kummer ab. Trotzdem arbeitete sie wie besessen.
    Eines Nachmittags wurde ihr dann plötzlich klar, warum sie so fleißig war. Ihre Arbeit war höchstwahrscheinlich das Einzige, was ihr blieb. Unter Umständen hing ihre und Kristins Zukunft von dem Erfolg ab, den sie sich jetzt aufbaute.
    Der Anfang war viel versprechend gewesen. Jetzt musste sie sich einen Namen machen.
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