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Palast der Liebe

Titel: Palast der Liebe
Autoren: Sandra Brown
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Und sie durfte ihr Ziel keinen Moment aus den Augen verlieren.
    Ihre Überlegungen wurden unterbrochen, als es an der Tür klopfte. „Caren!“ rief Cheryl. „Darf ich hereinkommen?“
    „Sicher“, sagte Caren und griff nach einem Lappen, um sich die Hände abzuwischen. „Ich wollte sowieso gerade aufhören.“ Cheryls Besuch war eine Überraschung. Cheryl hatte Caren bisher noch nie bei der Arbeit gestört.
    „Daisy hat uns eine Kanne Limonade gemacht. Es kränkt sie, dass wir so wenig essen. Ich brachte es nicht übers Herz, sie zu enttäuschen. Außerdem hat sie uns Plätzchen gebacken.“ Sie stellte das Tablett auf dem Tisch ab, den Caren in aller Eile notdürftig aufgeräumt hatte.
    „Dereks Lieblingsplätzchen“, sagte Caren wehmütig. Sie nahm eines der Schokoladenplätzchen, brach es auseinander und betrachtete es mit traurigem Lächeln. „Einmal hat er mindestens ein Dutzend davon gegessen. Ich sagte ihm, er würde dick werden, wenn er weiterhin so viel Süßigkeiten isst.“ Sie legte die beiden Hälften auf den Teller zurück, ohne das Gebäck auch nur probiert zu haben.
    „Daisy vermisst ihn auch“, fuhr Cheryl fort. „Wir warten alle drei nur darauf, dass er zurückkommt.“ Sie seufzte und trank einen Schluck Limonade. „Es war schon immer das Schicksal der Frauen, auf ihre Männer zu warten. Sie zogen in den Krieg oder fuhren zur See, und die Frauen blieben zurück, um Herd und Heim zu hüten.“
    „So war das in den vergangenen Jahrhunderten. Aber heutzutage?“ meinte Caren zweifelnd. Heftig schüttelte sie den Kopf. „Nein, die Zeiten sind vorbei.“
    Cheryl schaute sie prüfend an. „Glaubst du?“ fragte sie leise.
    „Deine Arbeiten sind wirklich sehr gut“, sagte Cheryl nach einer Weile. „Derek hat mir von deinem Talent vorgeschwärmt. Ich nahm natürlich an, dass er ein wenig übertreibt. Aber er hat Recht. Du bist tatsächlich sehr begabt.“
    „Danke“, sagte Caren. „Ich hoffe, ich treffe den Geschmack meiner Kunden. Das ist jetzt für mich besonders wichtig.“ Erst nachdem sie die Worte ausgesprochen hatte, merkte sie, dass sie damit Cheryl ihre größte Furcht verraten hatte. Unsicher schaute sie ihre Schwiegermutter an.
    Cheryl hatte verstanden. Verständnisvoll drückte sie Carens Hand. „Das also sind deine Sorgen? Du weißt nicht, was jetzt, nach Hamids Tod, aus eurer Ehe wird?“
    „Ja“, gab Caren zu, die froh war, sich endlich aussprechen zu können. „Wie wird es jetzt weitergehen? Wird Achmed von Derek verlangen, dass er Hamids Platz einnimmt?“
    „Ich könnte es mir vorstellen“, meinte Cheryl. „Du nicht?“
    „Doch“, sagte Caren mit belegter Stimme. Sie war kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    „Er ist schließlich zweiter in der Erbfolge und nach Hamids Tod Achmeds Nachfolger.“
    „Ich weiß“, flüsterte Caren.
    „Und er wäre ein guter Nachfolger. Er ist äußerst beliebt und geachtet in der arabischen Welt, obwohl er nie ein Geheimnis daraus gemacht hat, dass er den Westen vorzieht.“
    Obwohl Caren wusste, dass Cheryl Recht hatte, obwohl auch sie von Dereks Führungsqualitäten überzeugt war, schmerzten sie diese Worte unsagbar, weil sie ihr Schicksal zu besiegeln schienen.
    „Was wirst du tun, wenn Derek bei seinem Vater bleibt?“
    Caren stand auf und ging unruhig im Atelier hin und her. Zerstreut ordnete sie die Werkzeuge auf den Tischen oder zupfte an den feuchten Tüchern, mit denen sie ihre Tonmodelle bedeckt hatte. Sie brauchte Zeit, um ihre Gedanken zu ordnen. Doch all ihre Überlegungen liefen immer wieder auf dasselbe hinaus.
    „Ich könnte nicht so leben wie du, Cheryl“, meinte sie schließlich. „Ich könnte nicht die Sklavin eines Mannes sein, der mich zu sich ruft, wenn es ihm gerade passt.“
    Cheryl nahm Caren diese freimütige Äußerung nicht übel. Im Gegenteil. Sie lachte belustigt. „Du glaubst also, ich sei Achmeds Sklavin? Nun, wahrscheinlich würden die meisten Leute, vor allem emanzipierte junge Frauen wie du, es so sehen.“
    „Er hat dich doch damals, an dem Tag, als Derek und ich heirateten, regelrecht in sein Schlafzimmer gezogen“, bemerkte Caren hitzig.
    Cheryl lachte. „Weißt du, wir lagen gerade im Bett, als Achmed den Anruf aus dem Außenministerium bekam.“ Sie lächelte mutwillig. „Du kannst dir vorstellen, dass er nicht entzückt über die unerfreuliche Unterbrechung war. Er wollte einfach zu Ende bringen, was er ein paar Stunden vorher begonnen hatte.“
    „Oh.“ Caren
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