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Päpste pupsen nicht (German Edition)

Päpste pupsen nicht (German Edition)

Titel: Päpste pupsen nicht (German Edition)
Autoren: Alexander Smoltczyk
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zu erzählen. Von der Angst des alten Prälaten Dienstbier und von dem kleinen Geheimnis des Papstes. Davon, was passiert wäre, wenn ein Papst vor laufenden Kameras ausgeplaudert hätte, dass er eigentlich viel lieber Modelleisenbahnen baut, als immer im Mittelpunkt zu stehen. Dass dann viele Leute ihren Glauben vollends verloren hätten.
    Gänsebein und Papa fielen aus allen Wolken.
    »Auweia«, sagte Papa.
    »Au backe«, sagte der Zoodoktor.
    »Au ja«, sagte Eloise. »Ihr Plan hätte die Kirche ins Wackeln gebracht. Könnte uns zwar egal sein, aber der Prälat tat uns irgendwie leid. Der hätte dann genauso alt ausgesehen wie Ihre Orang-Utans im Regenwald. Nur mit weniger Haaren …« Eloise hätte noch lange weitergeplappert, wenn mir nicht gerade etwas eingefallen wäre. »Aber wenn ihr den Schwarm nicht gesteuert habt – wer dann? Ich meine, irgendjemand muss doch das Herz gemacht haben?«
    »Das mit dem Herz waren wir nicht. Wir dachten, dass Dienstbier dahintersteckt, mit einer neuen Erfindung«, sagte Gänsebein und schaute ratlos zu Papa. »Aber nach dem, was ihr sagt, waren die Stare …«
    »Frei«, sagte ich. »Völlig frei. Keiner hat ihnen mit irgendwelchen Chips was in den Kopf gesetzt, um die Welt oder den Papst oder den Ministerpräsidenten zu retten. Vögel machen, was sie wollen, und manchmal sind sie genau zur rechten Zeit da. Wie damals bei Romulus und vorgestern beim Papst. Die Stare waren …«
    »Vogelfrei! Hihi, so nennt man das wohl«, sagte Eloise kichernd hinter ihrem Schreibtisch und sprang auf. »Können wir jetzt endlich Pizza essen gehen, ihr Nesthocker? Ich glaube, auf dem Weg in den Zoo gibt es jede Menge Pizzerien, und ich glaube auch im Namen meiner Freundin Smilla zu sprechen, wenn ich sage: Wir nehmen jede Einladung dankend an.«



22. Kapitel
    Wer bisher nicht an Wiederauferstehungen geglaubt hat, der kennt die Stadt Rom nicht
    »Ciao, Mono.« Ich schnüffelte noch einmal an dem Fell hinter seinen Ohren und setzte ihn wieder ins Gehege. Wir standen hinter dem Braunbärenberg, ganz am Rand des Zoos von Rom, und um uns herum kreischte, gurrte und flötete es. Ich war so glücklich und traurig gleichzeitig, als hätte jemand vergessen, mich umzurühren. Aber mein Mono lebte und das war die Hauptsache. Während wir durch Rom gejagt waren, war auch Mono nicht untätig geblieben. Doktor Gänsebein hatte ihn immer wieder zu Lisa und den anderen ins Gehege gesetzt, und deswegen wuselten um ihn herum jetzt mindestens ein Dutzend etwas kleinerer, aber genauso krauser Meerschweinchen, und Mono sah ganz so aus, als fände er es ziemlich prima, bald Opa, Uropa und Urururururopa zu werden. Das war jedenfalls besser, als bei uns auf dem Balkon zu sitzen und nur Meerschweinchenköttel zu produzieren.
    »Nun komm schon, reiß dich los«, sagte Eloise.
    »Ciao, mein süßer Mono, aber ich besuche dich. Jede Woche. Ganz sicher.«
    Mono zitterte mit seinen Barthaaren in der Sonne und nagte rasend schnell ein Salatblatt in sich hinein. Ich vermute mal, er würde über die Trennung hinwegkommen.
    Das war dann auch so, und wer diese ganze Geschichte nicht glaubt, der kann in den Zoo von Rom gehen, zum Gehege hinter den Braunbären, und dann wird er schon sehen, wie viele kraushaarige Urururururenkel und -enkelinnen von Mono da herumspringen, mit den Barthaaren in der Sonne zittern und Grünzeug mampfen. Nur eingepflanzt hat ihnen keiner etwas.
    Wir nahmen die Straßenbahn vom Zoo zurück nach Hause. Sie quietschte in den alten Gleisen, und als wir über die Tiberbrücke ratterten, musste ich wieder daran denken, wie hier alles angefangen hatte. Jetzt waren endlich Ferien, morgen früh würde Papa das Auto vollpacken und Mama kurz vor der Abfahrt noch drei »klitzekleine Handtäschchen« anbringen und dann würde ein langer Sommer beginnen. Aber vorher mussten Eloise und ich noch etwas erledigen.
    Die Straßenbahn machte einen letzten Hüpfer und blieb erleichtert auf dem Risorgimento-Platz stehen. Der Fahrer faltete die Fußballzeitung sorgfältig zusammen, die er während der Fahrt gelesen hatte, klappte sein Telefon zusammen, die Sonnenbrille auf die Nase und tänzelte die Stufen der Tram herunter wie ein Schauspieler bei der Preisverleihung.
    Wir gingen gemeinsam die hohe Steinmauer des Vatikans entlang. Es war blöd, dass wir uns jetzt so lange nicht sehen würden.
    »Komm doch mit«, sagte ich zu Eloise, wie jedes Jahr. Und wie jedes Jahr antwortete sie: »Geht doch nicht, wir müssen ja
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