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Päpste pupsen nicht (German Edition)

Päpste pupsen nicht (German Edition)

Titel: Päpste pupsen nicht (German Edition)
Autoren: Alexander Smoltczyk
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ins Wallis.«
    »Wallis-Pallis, wir sollten gewisse Ärzte fragen, deinen Eltern einen Chip einzupflanzen. Dann kommen sie mal auf neue Ideen.«
    Vor dem Angelica-Tor zum Vatikan standen wie üblich die Touristen und hielten ihre Fotohandys hinein. Das sah ziemlich merkwürdig aus. Als wollten sie irgendetwas ansaugen oder so. Eloise und ich gingen einfach unter dem Torbogen durch. Die beiden Schweizergardisten grüßten uns, und Eloise sagte wieder: »Gut so. Abtreten.«
    »Moment, Fräulein Kommandeurin«, rief ihr der Gardist hinterher. »Da ist noch etwas angekommen für Sie.«
    Eloise verschwand in der Wachstube der Garde und schleppte wenig später ein großes, unförmiges Paket mit einer Beule oben heraus.
    »Mann, hilf doch mal, Smilla.«
    An dem Paket hing eine Karte. Vorne war das Bild einer dicken telefonierenden Frau zu sehen, die einen rosa Pudel an der Leine hielt, während der Pudel etwas gar nicht Rosafarbenes auf den Teppich deponierte. Auf der Rückseite stand etwas gekritzelt. Eloise versuchte, es zu entziffern:
    »Still verschwindet im Gehege
    der Tierarzt, dass er nur noch pflege
    des Löwen Zahnschmerz oder so.
    Papst und Stare lass ich sein,
    entschuldigt mich fürs Pipapo,
    gehabt euch wohl!
    Der Gänsebein.«
    »Auweia«, meinte Eloise und reichte mir den Zettel rüber. »Wenn er so operiert, wie er dichtet, wird es im Zoo bald keine Tiere mehr geben.«
    Ich kicherte. Jedenfalls hatte der Zoodoktor eine Klaue wie ein Schimpanse.
    In den Vatikan zu kommen, war immer so, als steige man gerade aus einer Zeitmaschine aus. Alles war ruhig und altmodisch, als wären Rom und der Rest der Welt ganz weit weg. Wir gingen unseren Geheimweg an der Kaserne vorbei zum Petersdom, einmal quer durch die Kirche und hinter der Umkleidekabine der Priester (ich weiß, dass das anders heißt) wieder hinaus.
    Ambrosius Dienstbier erwartete uns bereits. Er hatte sogar den Tisch gedeckt und eine Schale Oblaten bereitgestellt. »Ich hatte leider gerade nichts anderes zur Hand«, meinte er entschuldigend. Er bot uns keinen Platz an, sondern grapschte gleich nach dem Paket. »Kommt, ich nehme euch diese Last ab. Ach, endlich! Mein Poimnograph, mein lang vermisster Wunderkasten, Freude meines Alters, Blüte meines Geistes, Werkzeug meines Glaubens – apropos, wo ist eigentlich meine Werkzeugkiste?«, murmelte der Alte und verschwand in einem der hinteren Räume. Eloise und ich setzten uns an den Tisch und steckten uns Oblaten in den Mund. Die schmeckten wie Mamas Tofu und klebten einem am Gaumen fest.
    Dienstbier kam mit einer Kiste wieder zurück, kramte daraus einen Schraubenzieher hervor und begann damit, an seinem Poimnographen herumzuschrauben. Kaum war die erste Seitenplatte abmontiert, riss er mit seinen dürren Fingern an den Kabeln herum: »Mggghhhmmm«, ächzte er, den Mund voll grüner Kabel, die er durchbeißen wollte. »Herr Dienstbier, ist Ihnen nicht gut?«, fragte ich.
    »Hhhrrrrmmmgbbll! Ptitt«, machte der Prälat und spuckte eine Diode aus. »Der Apparat richtet jedenfalls keinen Schaden mehr an.« Er biss zum Schluss noch einmal in das gelb-grüne Erdungskabel.
    »So«, sagte Dienstbier beruhigt und pulte sich einen Kabelrest aus seinem Backenzahn. »Geschafft! Das war’s mit dem Schwarmschreiber made in Vatikan. Mein ganzer Plan war von Anfang an lästerlich und lächerlich. Und wisst ihr auch, warum?«
    Wie immer gab Dienstbier sich selbst die Antwort, und außerdem konnten Eloise und ich auch gar nicht sprechen, weil wir Oblaten am Gaumen kleben hatten. »Weil man die Natur nicht steuern braucht. Deswegen. Was für ein – verzeiht einem alten Gottesdiener das Wort – Hornochse ich war! Die brauchen uns nicht, um Wunder zu vollführen. Schaut nur …« Er trat ans Fenster seiner Wohnung und da waren sie: Tausende von kleinen Punkten, jeder Punkt ein Star, und sie ballten und kringelten sich, malten Schleier und Kugeln in den blauen Himmel über den Pinien, völlig ausgelassen und völlig geordnet. Es war wirklich wunderschön.
    »Entweder die Leute sehen, wie schön das ist, oder sie sind blind. Jedenfalls braucht dafür niemand einen alten Mann und seine Apparate.« Dienstbier wirkte erleichtert und ein wenig erschöpft. »Geht jetzt, Kinder. Ich muss mich ausruhen von den Aufregungen. Meldet euch, wenn die Ferien vorbei sind, dann können wir gemeinsam etwas Schönes unternehmen, vielleicht die heilige Messe besuchen und …«
    »Das wäre bestimmt super, echt, darauf freuen wir uns schon
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