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Päpste pupsen nicht (German Edition)

Päpste pupsen nicht (German Edition)

Titel: Päpste pupsen nicht (German Edition)
Autoren: Alexander Smoltczyk
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am Blatt, ich hasse das!«
    Es war sinnlos. Eltern sind wie diese automatischen Stimmen am Telefon, wenn man bei der Bahn anruft. Sobald man nicht genau das sagt, was sie erwarten, verstehen sie kein Wort. Mama jedenfalls war heute Morgen definitiv im Modus der Endlosschleife.
    Ich wartete noch ein bisschen, dann tat ich das, was ich den ganzen Morgen schon tun wollte. Ich rief Eloise an.
    »Wo?«
    »Guten Morgen heißt das unter vorschriftsmäßig geimpften und gebildeten Menschen.«
    »Mann, Eloise, sei nicht so. Wo treffen wir uns? Ich halte es nicht mehr aus.«
    »Smilla, unter fast Elfjährigen sollte man eine gewisse Geduld voraussetzen dürfen.«
    Habe ich in dieser Geschichte schon erwähnt, dass auch beste Freundinnen ihre Tage haben und schlicht unerträglich sein können? Wenn nicht, dann ist jetzt der Moment dafür.
    Eloise wusste mehr als ich und wollte ihren Vorsprung allem Anschein nach noch ein wenig halten.
    »Okay, in zehn Minuten am Obelisken. Und kein Gequatsche mehr.« Es sollte klingen wie aus einem Krimi.
    Ich packte den Bus&Metro-Plan in meine Tasche und trabte los. Als ich durch die Säulenreihe die Stufen hinunter auf den weiten Platz trat, saß Eloise schon auf einer der Absperrketten und schaukelte.
    »Hat doch alles prima geklappt, oder?«, krähte sie schon von Weitem.
    »Nichts hat geklappt. Aber erzähl jetzt endlich.«
    Eloise kostete diesen Moment wirklich entsetzlich aus. Sie kramte erst lange in meiner Tasche nach einem Taschentuch, putzte sich umständlich die Nase und wollte gerade anfangen, von Micki zu plaudern –
    » ELO ! Was. Ist. Passiert?«
    Endlich erzählte sie, wie sie einen Schweizergardisten getroffen hatte und wie sie sich aufs Forum schmuggeln konnte. »Ich habe dem einfach gesagt, dass mein Vater schon auf dem Gelände ist und nach mir sucht, da hat er Panik bekommen.« Sie rannte schnurstracks den Palatinhügel hoch, wo die Pinien stehen, und buddelte die Rakete aus. »Alles war in bester Ordnung. Ich hab die Rakete ausgegraben und in die Erde gepikt. Streichhölzer waren bereit. Alles paletti. Nur, als die Vögel sich endlich zeigten und ich das Ding starten lassen wollte, blieb das Teil im Boden stecken. Es hat nur geknallt. Jede Menge Rauch, aber keine Rakete überm Forum. Die Fratellis müssen die Rakete schon recht lange auf ihrem Dachboden gelagert haben. Na, egal. Ich bin auf jeden Fall vom Hügel weg und hab wieder auf Kleines-Mädchen-das-seinen-Papa-sucht gemacht.«
    Ich schob Eloise von der Schaukelkette und setzte mich selbst drauf. Jetzt erzählte ich von Julia und wie er die Unruhe nach dem Knall ausgenutzt hatte, sich den Deflektor zu schnappen und unschädlich zu machen. »Dadurch hätte eigentlich nichts mehr passieren dürfen. Aber wieso um alles in der Welt haben die Stare trotzdem ein Herz gebildet?«
    »Ist doch schnurz, Smilla. Komm, wir gehen zum alten Dienstbier und lassen uns feiern.«
    Um uns herum schlabberten die Touristen wie üblich ihr Eis, hielten ihre Fotohandys hoch, jagten den Tauben nach und taten so, als würde sie den öden Reiseführern zuhören. Der Petersplatz balancierte den Obelisken in seiner Mitte, als würde ihn das alles nichts angehen. Wahrscheinlich die richtige Haltung.
    Wir liefen über den Platz zum Seiteneingang des Gebäudes. Der Schweizergardist hob die Hand an seine Mütze, als wären wir der Bundeskanzler, und sagte: »Grüezi, Fräulein Kommandant.«
    »Selbst Grüezi. Und abtreten«, entgegnete Eloise grinsend.
    Woher weiß man eigentlich, was man machen muss? Ich denke das ungefähr einmal am Tag. »Ach, Eloise, die Welt ist so schwierig«, sagte ich zu meiner Freundin, als wir über das Pflaster des Parkplatzes gingen.
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja. Wo lernen wir das alles? Versicherungen, Führerschein, Krankenkasse, Arbeiten, Geldabheben und so weiter. Das, was die Erwachsenen den ganzen Tag machen, aber wofür es keinen Unterricht gibt, jedenfalls nicht an unsrer Schule.«
    »Vielleicht kommt das in der siebten Klasse.«
    Wir kamen an dem Vatikan-Buchladen vorbei, neben uns ragte der Petersdom auf wie ein Gebirge, nur schmuddeliger.
    »Woher soll ich zum Beispiel wissen, wen ich mal heirate?«
    »Das sagt dir dein Papa, so wie ich ihn kenne.«
    »Stimmt. Und Mama ist dann bestimmt dagegen. Das meine ich ja. Alles ist so schwierig …«
    »Smilla, was grübelst du so rum? Denk doch mal an einfachere Sachen. Schwarzwälder Kirschtorte oder Nutellabrötchen oder so.«
    »Wenn ich ein
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