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Päpste pupsen nicht (German Edition)

Päpste pupsen nicht (German Edition)

Titel: Päpste pupsen nicht (German Edition)
Autoren: Alexander Smoltczyk
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Umständen passieren. Darf. Nicht. Sein«, hatte der alte Dienstbier gesagt. Aber genau das war jetzt passiert.
    »Smilla, verflucht, reich mir jetzt das Opernglas. Sei nicht so bockig.« Papa wieder. Ich konnte gerade noch sehen, wie vorn auf der Bühne irgendjemand geschubst wurde, dann gab es einen Knall.
    Das musste drüben auf dem Hügel gewesen sein, hinter den Pinien. Alle drehten sich um. Das war keine Bombe, nur ein Böller, eine Art Rakete vielleicht. Jetzt stieg zwischen den Baumkronen weißer Rauch auf. Der Papst hatte seine Rede unterbrochen. Es war ganz still. Einen Moment lang. Dann kreischte jemand: »Habemus papam! Habemus papam!«
    Einer der Greise auf den Rollstühlen musste von dem Böller aufgeschreckt worden sein. Und weil er nur den weißen Rauch sah, dachte er wohl, ein neuer Papst sei gewählt worden. »Habemus papam!«
    »Häh? Was soll das denn heißen, Paps?«
    Papa schien nichts zu hören. Ich musste ihn erst am Mantel ziehen, damit er antwortete: »Ach, das rufen sie immer nach der Papstwahl. Wenn die Abstimmungszettel verbrannt sind und als Signal ein weißer Rauch überm Petersplatz aufsteigt. Der Opa ist wohl von dem Böller aufgeschreckt worden und dachte, wir hätten einen neuen Papst. Aber was war das für ein Knall? Das stand doch so gar nicht im Programm …«
    Immer witzig, unser Papa. Ich hatte auch keine Ahnung. Nach der ersten Überraschung fingen die Leute an zu lachen, erst vorsichtig, probeweise, dann immer lauter und wie erleichtert. Der Opa wurde zur Seite gerollt. Papa drehte den Kopf in alle Richtungen, als suchte er jemanden. Ich nahm ihm das Opernglas aus der Hand und schaute zur Bühne. Die Mönche und Kardinäle tuschelten miteinander, gestikulierten, winkten, zogen sich an den Umhängen, und in dem allgemeinen Durcheinander sah ich nur noch, wie ein Mann in schimmernder Rüstung sich plötzlich hinkniete, als wollte er beten. Dann packte er schnell irgendetwas vom Boden, versteckte es unter seinem Mantel und drängelte sich zwischen den Chorknaben, Priestern und Bischöfen schnell von der Bühne. Julia, du bist der Größte. Der letzte und wunderbarste aller Gladiatoren. Der Deflektor war beseitigt. »Papa …?« Aber mein Vater machte nur »Psst« und tippte auf seinem Handy herum.
    Der Papst schob sich seine Brille wieder auf die Nase, sortierte die Blätter und fuhr damit fort, seine Rede weiter abzulesen. Papa stand immer noch da und schaute auf sein Handy.
    Was dann passierte, habe ich eigentlich bis heute nicht ganz kapiert. Weil es eigentlich gar nicht hätte passieren können.



20. Kapitel
    Was man von Obelisken lernen kann und was nicht
    Am nächsten Morgen hatten die Zeitungen das Foto des Starenschwarms auf ihren Titelseiten. Manche schrieben von dem »Wunder auf dem Forum« oder »Die Stare segnen den Papst«. Aber als ich anfing zu lesen, merkte ich schnell, dass niemand verstanden hatte, was wirklich passiert war. »… erklärten die zuständigen Beamten vom Vogelschutzamt. Selbstverständlich sei das Herz eine optische Täuschung gewesen. Immer wieder komme es vor, so Dr. Cirielli, dass eine Vogelwolke von einem bestimmten Standpunkt für einen Augenblick wie etwas aussehe, aber das sei kein Grund, an ein Wunder zu glauben …« Und so weiter und so fort.
    »Zeig mal, Smilla«, sagte Mama und nahm mir die Zeitung weg. »Wie abergläubisch manche Leute doch sind. Unfassbar.« Als sie umblätterte, blieb die Seite in der Butter hängen und ein Foto vom Ministerpräsidenten wurde langsam ganz durchsichtig. Ich schaute Papa an, aber der sagte nichts, und ich wollte ihn schon ansprechen, warum er den Sportteil heute verkehrt herum in der Hand hielt. Aber dann stand er auf und verschwand in seinem Arbeitszimmer.
    »Mama«, fing ich an.
    »Hmmm …«, kam hinter ihrer Zeitung hervor.
    »Weißt du, ich und Eloise haben etwas herausgefunden. Jemand hat einen Apparat erfunden, der Starenschwärme wirklich fernsteuern kann, und derjenige will, dass der Papst und alle anderen ihre Geheimnisse ausplaudern. Der Papst wollte nämlich nie Papst werden, sondern lieber Spielzeugeisenbahner, deswegen hat Prälat Dienstbier uns auf die Suche geschickt.«
    »Hmmm, interessant, Smillchen. Gibst du mir mal den Honig rüber?«
    »Mama. Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Klar doch, du und Eloise, ihr erfindet immer die tollsten Spiele. Wir sollten ihre Eltern vielleicht mal wieder einladen. Hast du eigentlich noch was auf vor den Ferien? Iiiieh, da klebt ja Butter
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