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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual
Autoren: George Mann
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hielt inne und
schien Purefoy, der etwas abseits stand und Champagner nippte, erst jetzt zu
bemerken. »Oh, wie unhöflich von mir.« Er trat zu dem Reporter und gab auch ihm
die Hand. »Bitte verzeihen Sie mir, Mister …?«
    Â»Purefoy. George Purefoy.«
    Â»Bitte verzeihen Sie mir, Mister Purefoy. Ich lasse mich leider
immer völlig mitreißen, wenn es so exquisite Objekte wie diese hier zu
studieren gibt.«
    Purefoy lachte über die Verlegenheit des Mannes. Offenbar hatte ja
Lord Winthrop einen Fauxpas begangen, als er es versäumt hatte, sie einander
vorzustellen, doch Purefoy rechnete es dem Gast hoch an, dass er den Fehler auf
seine Kappe nahm. »Keine Ursache, Sir Maurice. Sehr erfreut.«
    Winthrop klatschte in die Hände und lachte laut. »Wundervoll!
Maurice, Purefoy ist Reporter bei der Times. Er
schreibt für die Morgenausgabe einen Bericht über unsere kleine Abendgesellschaft.«
    Newbury lächelte ein wenig verschlagen und wissend. »Wirklich? Haben
Sie sich denn schon überlegt, wie Sie den Beitrag aufziehen wollen?«
    Purefoy blickte verunsichert zum erwartungsvoll lächelnden Winthrop
und legte nachdenklich den Kopf schief. »Bisher ist mir noch nichts eingefallen.
Es kommt wohl sehr darauf an, was ich von dem Hauptstück halte.« Er überlegte kurz und blickte zu der versammelten
Gästeschar. »Aber es wird sicherlich für uns alle eine spektakuläre Enthüllung
sein.«
    Winthrop machte einen Schritt auf ihn zu und klopfte ihm eine Spur
zu herzhaft auf die Schulter. »Das können Sie wohl sagen, mein guter Junge!
Zweifeln Sie ja nicht daran. Aber jetzt muss ich Lady Worthington da drüben
begrüßen. Sie kommt mir zwischen den Gesichtsurnen doch ein wenig verloren vor.
Ich überlasse Sie einstweilen Sir Maurice, der Ihnen sicherlich viel
Interessantes zu erzählen weiß.« Damit entfernte er
sich und richtete die Aufmerksamkeit ganz und gar auf die andere Seite des Raums.
Purefoy machte Platz und ließ ihn vorbei. Als er hinter sich Lord Winthrops
dröhnendes Organ vernahm, musste er lächeln. »Lady Worthington! Hier drüben bin
ich, meine Teuerste!«
    Newbury beugte sich verschwörerisch zu Purefoy vor und senkte die
Stimme. »Ein netter alter Kerl, nur ein bisschen zu sehr von der eigenen
Großartigkeit eingenommen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Â»Durchaus.« Purefoy lachte auf.
    Â»Aber das werden Sie doch hoffentlich nicht drucken, oder?«, fragte Newbury nicht ohne Sorge.
    Purefoy schüttelte den Kopf. »Gewiss nicht, Sir Maurice. Ihr
Kommentar bleibt unter uns.«
    Newbury lachte. »Ausgezeichnet!« Er nippte am Champagner. »Hat man
Sie eigentlich schon über das informiert, was hier wirklich passieren wird?«
    Purefoy runzelte die Stirn. »Ich bin nicht ganz sicher, ob ich Sie
recht verstehe.«
    Â»Dann fasse ich das mal als ein Nein auf.«
Grinsend winkte Newbury den Reporter zu sich. »Bleiben Sie da einen Moment
stehen, und dann sagen Sie mir, was Sie sehen.«
    Â»Eine Menge bestens gekleidete Menschen, die zusehen wollen, wie
eine viertausend Jahre alte Mumie aus Theben enthüllt wird.«
    Wieder lachte Newbury. »Ich dachte mir schon so etwas.«
    Â»Wieso, was ist es denn für Sie?«
    Â»Ich betrachte eine Gruppe von Menschen, die sich unbedingt in der
Öffentlichkeit zeigen wollen und die sich für einen toten alten Mann fein zurechtgemacht
haben. Ich erkenne keinen Einzigen, der sich wirklich für das interessiert, was
unter den alten Bandagen zum Vorschein kommen mag, ganz zu schweigen von den Ausstellungsstücken
in den Vitrinen. Niemand hier gibt auch nur einen Deut auf Ägypten oder
Winthrops Expedition. Die Londoner Gesellschaft ist vor allem ein Spiel, Mister
Purefoy, und es ist kein schönes Spiel. Es geht darum, gesehen zu werden und
bei den passenden Anlässen sein Gesicht vorzuzeigen. Deshalb sind all die Leute
hier versammelt, und genau deshalb hat Winthrop sie eingeladen. Er mag den Pomp.«
    Â»Warum sind Sie dann hier, Sir Maurice, wenn Sie doch alles so
ermüdend finden?«
    Â»Ah, das ist eine gute Frage«, erwiderte Newbury lächelnd. »Ich
könnte Ihnen erzählen, ich sei hier, weil ich ein wissenschaftliches Interesse
an diesem Thema habe. Oder dass ich die Expeditionsberichte, die beim British
Museum eingereicht wurden, faszinierend finde und nun genau wissen will,
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