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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens
Autoren: Dean R. Koontz
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Hände um die schmale Taille gelegt, versuchte er sie wegzuschleudern, wie ein wütendes Kind eine Puppe wegwerfen würde, doch sie schlang die Beine mit katzenhafter Schnelligkeit um seine Mitte und verschränkte die Knöchel hinter seinem Rücken, ritt ihn quasi. Und ihre Br üste baumelten vor seinem Gesicht. Er hämmerte mit den Fäusten auf sie ein, aber sie ließ nicht los. Sie hielt sich fest, bis die Schläge nicht mehr auf sie niederprasselten, dann löste sie die Umschlingung so weit, daß sie tief genug hinuntergleiten konnte, um ihre bleiche Kehle in die Nähe seines Mundes zu bringen.
    Er ergriff die Gelegenheit, die sie ihm geradezu aufzwang, biß zu und saugte das Leben aus ihr heraus.
    Der Protestschrei der Katzen hörte sich schauerlich an, obwohl es sich diesmal nicht um einen einzigen Schrei handelte. Sie flohen aus der Küche und stoben in alle Himmelsrichtungen davon.
    Mit dem gepeinigten Kreischen der Katzen und Violets gespenstisch erotischen Schreien als Hintergrundmusik löschte Candy das Leben seiner Schwester in weniger als einer Minute aus. Weder Bobby noch Julie versuchten dazwischenzugehen, denn ihnen war klar, daß sie in den Sog des Wirbelsturms geraten würden, wenn sie das täten. Daß sie damit zwar ihren Tod besiegeln, aber den Sturm nicht würden beenden können. Frank stand nur da, seltsam geistesabwesend, wie er es während der ganzen letzten Stunden gewesen war.
    Candy wandte sich augenblicklich dem schüchternen Zwilling zu und zerstörte ihn noch schneller, wobei das Mädchen nicht den leisesten Widerstand leistete.
    Nachdem der psychopathische Riese den brutal zugerichteten Körper hatte fallen lassen, befolgte Frank schließlich den Befehl, der ihm gegeben worden war. Er näherte sich Candy und überraschte seinen Bruder dadurch, daß er seine Hand nahm. Dann verschwand Frank, so wie Bobby es gehofft hatte. Und Candy ging mit ihm - nicht aufgrund seiner eigenen Energie, sondern diesmal als Beiwagenfahrer, so wie Bobby einer gewesen war.
    Nach dem vorhergegangenen Trubel war die Stille ein Schock.
    Julie schwitzte, ihr war offensichtlich übel von dem, was sie hatte erleben müssen. Sie schob ihren Stuhl zurück. Die Holzbeine scharrten über das Linoleum.
    »Nein«, sagte Bobby, ging schnell zu ihr hin, beugte sich zu ihr hinunter und beschwor sie, sich hinzusetzen. Er nahm ihre unverletzte Hand. »Warte, noch nicht, halt dich raus ...«
    Das hohle Pfeifen.
    Ein böiger Windstoß.
    »Bobby!« rief sie, hörbar panisch. »Sie kehren zurück, laß uns verschwinden, laß uns hier verschwinden, solange wir noch eine Chance dazu haben.«
    Er hielt sie fest, druckte sie auf den Stuhl. »Schau nicht hin. Ich muß hinsehen, um sicher zu sein, um sicher zu sein, daß Frank mich richtig verstanden hat. Aber du mußt das nicht sehen.«
    Die atonale Musik tirilierte erneut, und der Wind rührte den Geruch des Blutes auf, das aus den toten Frauen sickerte.
    »Wovon sprichst du überhaupt?« fragte sie.
    »Schließ die Augen.«
    Natürlich schloß sie nicht die Augen, denn sie hatte niemals zu denen gehört, die den Blick abwenden oder vor irgend etwas davonlaufen.
    Die Pollard-Brüder tauchten wieder auf, zurück von einem kurzen Besuch, den sie gemeinsam irgendeinem fernen Ort wie Fudschi oder einem nahen Haus wie dem von Doc Fogarty abgestattet hatten. Wahrscheinlicher war, daß sie an vielen Plätzen gewesen waren. Fahrlässig schnelles und wiederholtes Teleportieren war der Schlüssel zum Erfolg bei dem Trick, den Bobby Frank im Auto erläutert hatte.
    Die Brüder waren nicht länger Einzellebewesen, denn bei ihren Stippvisiten war Frank der Führende gewesen, und seine Fähigkeit, sich fehlerfrei zu rekonstruieren, nahm mit ungeheurer Geschwindigkeit ab. Bei jeder dieser Spritztouren mußte es schlimmer geworden sein. Sie waren miteinander verschmolzen, biologisch stärker miteinander verbunden als siamesische Zwillinge.
    Franks linker Arm verschwand in Candys rechter Körperhälfte, als habe er dort hineingelangt, um in den inneren Organen seines Bruders herumzuwühlen. Candys rechtes Bein verschmolz mit Franks linkem, so daß sie nur noch drei Beine hatten.
    Es gab noch mehr Absonderlichkeiten, doch das war alles, was Bobby aufnehmen konnte, bevor sie wieder verschwanden. Frank mußte in Bewegung bleiben, die Kontrolle behalten, durfte Candy keine Chance geben, seine eigenen Kräfte anzuwenden, bis das Durcheinander so komplett war, daß die vollständige Rekonstruktion von einem
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