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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens
Autoren: Dean R. Koontz
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den alten Mann.
    »Keine.«
    »Es muß einen Weg geben.«
    »Nein.«
    »Es muß etwas geben.«
    »Warum?«
    »Weil er nicht gewinnen darf.«
    Fogarty lächelte. »Warum nicht.«
    »Weil er das Böse ist, verdammt! Und weil wir die Guten sind. Nicht perfekt möglicherweise, nicht ohne Fehler, aber wir sind trotzdem immer noch die Guten. Deshalb müssen wir gewinnen, weil das ganze Spiel bedeutungslos wäre, wenn wir's nicht tun.«
    Fogarty lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Genau das, was ich sagte. Es ist alles bedeutungslos. Wir sind nicht gut, wir sind nicht schlecht, wir sind nur Fleisch. Wir haben keine Seelen, für ein Stück Fleisch gibt es keine Seelenwanderung. Oder glauben Sie, ein Hamburger kommt in den Himmel, nachdem ihn jemand gegessen hat?«
    Niemals hatte sie jemanden so sehr gehaßt wie Fogarty in diesem Moment. Zum Teil lag es wohl daran, daß er so selbstgefällig und zynisch war. Aber sie hatte auch etwas aus seinen Argumenten herausgehört, was dem gefährlich nahe kam, was sie Bobby im Motel gesagt hatte, nachdem sie von Thomas' Tod erfahren hatte. Sie hatte behauptet, es habe keinen Sinn, Träume zu haben, sie würden niemals wahr, der Tod liege immer auf der Lauer, selbst wenn man das Glück habe, seinen ganz privaten ehernen Ring zu erwischen. Und wenn man das Leben haßte, nur weil es früher oder später zum Tod führte ... Nun, das war das gleiche, als wenn jemand sagte, Menschen seien nichts anderes als Fleisch.
    »Wir kennen nur Freude und Schmerz«, fuhr der alte Arzt fort, »also ist es egal, wer recht hat und wer unrecht, wer gewinnt und wer verliert.«
    »Was ist seine Schwäche?« verlangte sie ärgerlich zu wissen.
    »Keine, soweit ich weiß.« Die Hoffnungslosigkeit ihrer Position schien Fogarty Freude zu machen. Wenn er Anfang der vierziger Jahre schon praktizierender Arzt gewesen war, mußte er sich den Achtzig nähern, obwohl er jünger aussah. Er war sich klar darüber, wie wenig Zeit ihm noch blieb, und beneidete zweifellos jeden, der jünger war. Und bedachte man seine kühle Lebensperspektive, würde er es gewiß noch unterhaltsam finden, wenn sie durch Candy Pollard umkamen. »Überhaupt keine Schwächen.«
    Bobby war anderer Meinung, versuchte es zumindest. »Man könnte doch sagen, daß sein Geist seine Schwäche ist, seine verquere Psyche.«
    Fogarty schüttelte den Kopf. »Und ich behaupte, daß er seine verquere Psyche in eine Stärke umgewandelt hat. Er hat diese Idee, das Werkzeug von Gottes Rache zu sein, benutzt, um sich sehr wirksam gegen Depressionen und Selbstzweifel zu wappnen - und gegen alles andere, über das er sonst stolpern könnte.«
    Ganz abrupt setzte sich Frank in dem Ohrensessel auf und schüttelte sich, als wolle er seine mentale Verwirrung abschütteln, wie ein Hund das Wasser aus seinem durchweichtem Fell schüttelte, sobald er vom Regen ins Trockene gelangte.
    »Wo ... Warum tue ich ...«, stotterte er. »Ist es - ist es - ist es?«
    »Ist es was, Frank?« fragte Bobby.
    »Ist es jetzt soweit?« fragte Frank. Sein Blick schien lang sam klarer zu werden. »Ist es jetzt endlich soweit?« »Ist was endlich soweit, Frank?« Seine Stimme war heiser. »Tod. Ist es jetzt endlich soweit, kommt er nun?«
    Candy war leise durch das Haus geschlichen. In den Korridor, der zur Bibliothek führte. Während er sich auf die Tür zur Linken zubewegte, hörte er Stimmen. Als er eine von ihnen als Franks erkannte, konnte er sich kaum noch zurückhalten.
    Nach dem, was Violet gesagt hatte, war Frank lahmgelegt. Er hatte seine telekinetischen Fähigkeiten niemals ganz unter Kontrolle gehabt, sie waren immer unberechenbar gewesen, das war auch der Grund dafür, daß er die Hoffnung gehegt hatte, ihn eines Tages erwischen und erledigen zu können, bevor er sich durch Teleportieren irgendwo in Sicherheit bringen konnte. Vielleicht war ja der Augenblick des Triumphs endlich da.
    Als er die Tür erreichte, sah er sich dem Rücken der Frau gegenüber. Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, war aber sicher, daß es dasselbe sein würde, was in Thomas' Gedanken von einem beseligenden Glühen durchflutet gewesen war.
    Hinter ihr erblickte er Frank, und er sah, wie sich Franks Augen bei seinem Anblick weiteten. Wenn der Muttermörder geistig bislang zu verwirrt gewesen war, sich aus seiner Reichweite zu teleportieren, war er jetzt dabei, diese Verwirrung abzuschütteln. Er sah aus, als sei er dabei, sich in Luft aufzulösen, bevor Candy noch Hand an ihn legen konnte.
    Candy
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