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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens
Autoren: Dean R. Koontz
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Umgebung.
    Allmählich wurde ihm bewußt, daß der Rauchgeruch geschwunden und von den schwachen, ekelerregenden Dunsten des faulenden Mülls in dem Container ersetzt worden war. Der Gestank des Zerfalls und der Verwesung erfüllte ihn mit Gedanken an den Tod, die eine undeutliche Erinnerung in ihm auszulösen schienen: Er lief vor jemandem oder vor etwas - davon, der oder das ihn töten wollte. Als er versuchte, sich ins Gedächtnis zu rufen, warum er floh, und vor wem, konnte er diesen Erinnerungsfetzen allerdings nicht weiter erhellen. Denn es schien sich eher um ein Bewußtsein zu handeln, das auf Instinkt beruhte, denn um eine echte Erinnerung.
    Ein leichter Windstoß wirbelte Staub auf. Dann kehrte wieder Ruhe ein, als hätte die Stille der Nacht versucht, zum Leben zu erwachen, es aber nur auf einen einzigen bebenden Atemzug gebracht. Die Bö hatte auch ein einzelnes zusammengerolltes Stückchen Papier hochgeweht. Es rollte und flatterte über das Pflaster und kam mit einem leisen Scharren direkt vor seinem rechten Schuh zum Stillstand.
    Dann, ein weiterer Windhauch.
    Das Papier flog davon.
    Wieder war die Nacht völlig windstill.
    Da passierte irgend etwas. Frank hatte das Gefühl, diese kurzlebigen Windböen hätten irgendeine gemeinsame Quelle und eine bösartige, unheilvolle Bedeutung.
    Es mochte irrational sein, doch er war sicher, gleich von einem großen Gewicht erquetscht zu werden. Er blickte zu dem klaren Himmel hinauf, in die trübe und leere Schwärze des Raums, und sah die heimtückische Brillanz der Sterne, die so weit entfernt waren. Wenn irgend etwas über ihn hereinbrechen sollte, so konnte Frank es zumindest nicht sehen.
    Einmal mehr atmete die Nacht aus. Diesmal kräftiger. Ihr Atem war schneidend und unangenehm feucht.
    Er trug Laufschuhe, weiße Sportsocken, Jeans und ein langärmliges Hemd mit blauen Karos. Er hatte keine Jacke. Aber er hätte eine gebrauchen können. Die Luft war nicht frostig, nur ziemlich frisch. Doch die Kühle, die Kälte, war auch in ihm, eine eisige Angst, und er zitterte unkontrolliert infolge der kühlen Liebkosung der Nacht und dieses innerlichen Fröstelns.
    Der Wind hatte sich wieder gelegt.
    Die Stille hatte die Nacht zurückgewonnen.
    Überzeugt, er müsse weg von hier -und zwar schnell stieß er sich von dem Müllcontainer ab. Er torkelte in die Gasse, entfernte sich vom Ende des Blocks, an dem die Straßenlampe glühte, lief in dunklere Bereiche, ohne ein Ziel im Sinn zu haben, nur von dem Gefühl getrieben, daß dieser Ort gefährlich war; und daß er Sicherheit, wenn es für ihn denn überhaupt Sicherheit gab, irgendwo anders finden würde.
    Der Wind kam wieder auf, und diesmal begleitete ihn ein gruseliges Pfeifen, das kaum hörbar war, so wie die entfernte Musik einer Flöte, die aus irgendwelchen seltsamen Knochen geschnitzt war.
    Nach ein paar Schritten hatte Frank - er war jetzt sicherer auf den Beinen, und seine Augen hatten sich an die dunstige Nacht gewöhnt -eine Stelle erreicht, an der sich etliche Durchgänge kreuzten. Links und rechts sah er schmiedeeiserne Pforten in fahlen stuckverzierten Bögen.
    Er versuchte das Tor zur Linken. Es war nicht verschlossen, nur mit einem einfachen Schnappschloß gesichert. Die Scharniere quietschten. Frank zuckte zusammen. Er konnte nur hoffen, daß sein Verfolger das Geräusch nicht gehört hatte.
    Denn obwohl kein Gegner in Sicht war, hatte Frank inzwischen keine Zweifel mehr, daß er das Objekt einer Verfolgungsjagd war. Er wußte das so sicher, wie ein Hase weiß, daß ein Fuchs im Feld ist.
    Wieder schnaufte der Wind in seinem Rücken, und die flötenähnliche Musik erhob sich. Obwohl kaum hörbar, und obwohl sie keine erkennbare Melodie hatte, peinigte ihn ihr Klang. Sie durchbohrte ihn geradezu. Das verstärkte seine Furcht.
    Hinter der schwarzen Eisenpforte, flankiert von federigen Farnen und Büschen, führte ein Gehweg zwischen zwei zweistöckigen Wohngebäuden hindurch. Frank folgte ihm in einen rechtwinkligen Hof, der an zwei Seiten von schwachen Sicherheitslampen spärlich erleuchtet war. Vor den Wohnungen im ersten Stock waren Laubengänge. Die Türen der Apartments im zweiten Stock lagen im Schatten des Ziegeldachs eines Balkons mit eisernem Gitter. Dunkle Fenster gingen auf eine gemähte Rasenfläche hinaus, Beete mit Azaleen und Sukkulenten und auf ein paar Palmen.
    Wie ein Zierstreifen fielen die Schatten stacheliger Palmwedel auf eine schwach beleuchtete Wand. So bewegungslos, als handele
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