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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens
Autoren: Dean R. Koontz
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kalter Luftzug herein und schlüpfte an den paar ausgezackten Glassplittern vorbei, die noch nicht aus dem Rahmen gefallen waren.
    Vor Franks Gesicht dampfte sein eigener Atem -bleiche Nebelbänder in der Finsternis.
    Die Stille blieb ungebrochen. Zehn Sekunden, zwanzig, dreißig, eine volle Minute.
    Vielleicht hatte er seinen Verfolger abgeschüttelt.
    Er wollte sich gerade vom Fenster abwenden, als er draußen Schritte hörte. Am anderen Ende des Hofes. Auf dem Gehweg, der von der Straße hereinführte. Das harte, scharfe Dröhnen von Schuhsohlen erklang auf dem Zement. Und jeder Schritt hallte hohl von den Stuckwänden der den Hof umgebenden Gebäude zurück.
    Frank stand bewegungslos da und atmete durch den Mund, da er davon ausging, daß sein Verfolger Ohren wie ein Luchs hatte.
    Nachdem er den Hof betreten hatte, blieb der Verfolger stehen. Es dauerte lange, bis er weiterging. Obwohl die einander überlagernden Echos täuschen konnten, schien er sich nach Norden zu bewegen, an der Umrandung des Pools entlang, auf dieselbe Treppe zu, über die auch Frank in den zweiten Stock des Gebäudes gelangt war.
    Jeder der bedächtigen, regelmäßigen Schritte erinnerte Frank an die Uhr des Henkers auf der Brüstung der Guillotine, die Sekunde für Sekunde dem Augenblick entgegentickt, in dem das Fallbeil fällt.

4
    Der Dodge-Kleinbus schien bei jeder Kugel, die durch seine Blechkarosserie fetzte, aufzuschreien wie ein lebendiges Wesen. Und die Wunden wurden ihm nicht eine nach der anderen beigebracht, sondern in Salven, und mit so rücksichtsloser Heftigkeit, daß die Attacke zumindest aus zwei Maschinenpistolen kommen mußte.
    Während Bobby Dakota flach auf dem Boden lag und versuchte, mit inbrüstigen himmelwärts gerichteten Gebeten Gottes Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, regneten Bruchstücke von Metall auf ihn nieder. Einer der Computer-Bild-schirme implodierte, dann auch das andere Terminal, und alle Anzeigeleuchten erlöschen. Trotzdem war das Innere des Kleinbusses nicht ganz dunkel. Bernsteinfarbene, grüne, blutrote und silberne Funken stoben von den kaputten elektronischen Gerätschaften hoch, während eine Salve von Stahlmantelgeschossen nach der anderen die Gehäuse der Geräte durchlöcherte und ihre Schaltbretter zerschmetterte. Glas rieselte auf ihn nieder und Plastiksplitter, Holzspäne, Papierfetzen. Der Raum war buchstäblich von einem Blizzard von Trümmern und Schutt erfüllt.
    Doch der Lärm war das schlimmste. Vor seinem geistigen Auge sah er sich eingeschlossen in eine große Eisentrommel, auf die eine Motorradgang, high von PCP, mit Eisenketten einhämmerte. Es waren wirklich riesenhafte Motorradrowdys, mit wahren Muskelbergen bepackt, mit Stiernacken und derben, verfilzten Bärten, die an das Fell von Raubtieren erinnerten, mit farbenprächtigen Totenkopf-Tätowierungen auf den Armen -ach, zur Hölle, Tätowierungen auf den Gesichtern -, Kerle, so riesig wie Thor, der Wikingergott, aber mit glühenden, teuflisch-irren Augen.
    Bobby hatte eine lebhafte Phantasie. Er hatte sie immer für eines seiner größten Talente gehalten, eine seiner Stärken. Einen Weg aus diesem Schlamassel konnte er sich aber nicht vorstellen.
    Mit jeder Sekunde, die verging, während Kugeln den Kleinbus durchlöcherten wie ein Sieb, wunderte er sich mehr, daß er noch nicht getroffen worden war. Er hatte sich flach wie ein Teppich auf den Boden gelegt und versuchte sich vorzustellen, sein Körper sei höchstens einen halben Zentimeter hoch, ein unglaublich niedriges Ziel also, erwartete aber trotzdem nicht, mit heiler Haut davonzukommen.
    Er hatte nicht damit gerechnet, daß er eine Waffe brauchen würde. Es war einfach kein Fall für so was gewesen. Zumindest hatte es so ausgesehen, als wäre es nicht diese Art von Fall. Ein 38er Revolver lag im Handschuhfach des Kleinbusses. Da gelangte er nicht ran. Das bereitete allerdings kein Kopfzerbrechen, weil er mit einer einzelnen Handfeuerwaffe gegen ein paar Maschinenpistolen ohnehin nichts hätte ausrichten können.
    Die Schüsse stoppten.
    Nach der nervtötenden Abfolge von Lauten der Zerstörung war die Stille so intensiv, daß Bobby das Gefühl hatte, plötzlich taub zu sein.
    Die Luft war erfüllt vom Gestank glühenden Metalls, heißgelaufener elektronischer Bausteine, versengten Isoliermaterials - und Benzins. Offenbar war auch der Tank des Kleinbusses durchlöchert. Der Motor tuckerte noch, und aus den zertrümmerten Geräten in Bobbys Nähe stoben nach wie vor
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