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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Eduard Freundlinger
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 Prolog 
    C armen erlangte das Bewusstsein. Etwas Spitzes bohrte sich in ihre Seite und es roch nach Zement. Sie konnte sich nicht bewegen und sah, wie Blut aus ihrer Nase in den grauen Staub tropfte. Sie atmete flach, Atmen schmerzte zu sehr. Was war geschehen? Die Hochzeit … der Heimweg …
    »Wir müssen sie sofort ins Krankenhaus fahren!«, flehte ein Mädchen.
    War das nicht Elena?
    »Halt endlich deine verdammte Klappe!«, sagte ein Mann. Auch diese Stimme kam ihr bekannt vor. Carmen versuchte zu schreien, aber in ihrem Hals gurgelte es nur. Blut und Schleim sabberten aus ihrem Mund, als jemand sie grob an den Armen packte wie ein Bauarbeiter, der einen Sack Mörtel hebt. Der Mann umfasste ihre Brust … dort, wo es so fürchterlich schmerzte, und hob sie hoch. Das Letzte, das sie wahrnahm, ehe sie das Bewusstsein verlor, war der Knall eines Kofferraumdeckels, der über ihr zuschlug wie ein Sargdeckel.
    Als Carmen wieder erwachte, schaukelte es, als schlummerte sie in einem ausgedienten Wasserbett, dessen Hydraulik sich selbstständig gemacht hatte, nur … dass dieses Wasserbett nach Fisch stank. Lag sie in einem Boot?
    Sie wollte sich aufrichten, doch ihr Körper regte sich nicht. Die Verbindung zwischen Geist und Gliedern schien abgerissen, allein die unentwegten Schmerzen versicherten ihr, dass ihr abtrünniger Körper zumindest noch versuchte, ihr zu antworten. Panik erfasste sie und sie wollte schreien, aber ihre Lippen waren wie versiegelt, ja sie war noch nicht einmal in der Lage, die verklebten Augenlider zu öffnen, um sich zu vergewissern, dass alles nur ein Albtraum war. Das monotone Dröhnen eines Motors blieb die einzige Geräuschquelle …
    Ihr Schmerz pulsierte weiter im Rhythmus der Wellen, gegen die das Boot anstampfte.
    Was war geschehen? War sie gestürzt? Aber warum lag sie dann nicht im Krankenhaus, sondern in einer kleinen Jolle, die nach Fisch stank?
    Der Motor wurde abgestellt. Jemand stieg über sie hinweg und trampelte auf dem Boot herum, sodass es zu schaukeln begann.
    »Wo ist der verdammte Bleigurt?«, fluchte derselbe Mann wie vorher.
    Bleigurt?
    Sie brauchte einen Verband und keinen Bleigurt. Bestimmt blutete sie …
    Der Mann ließ etwas Schweres fallen und beugte sich über sie. Carmen roch seinen Atem: Tabak und Alkohol. Sie fühlte, wie sich eine Hand zwischen den Schiffsboden und ihre Hüfte zwängte. Die andere glitt unter ihre Bluse, der Mann knetete ihre Brüste, bevor er sie auf den Rücken drehte. Beißender Schmerz durchfuhr sie und etwas Kaltes, Hartes drückte gegen ihre Rippen. Ein Stein? Oder etwa ein Stück Blei …? Lag sie auf dem Bleigurt?
    Ihr Herz, das Einzige, was in ihrem Körper noch richtig zu funktionieren schien, trommelte gegen ihre Brust. Das kann nur ein Albtraum sein, dachte sie und sträubte sich, bis sie es endlich schaffte, die Augen zu öffnen. Der Mann, der gerade an ihrer Taille fummelte, sprang auf, als hätte sie sich in einen Zombie verwandelt. Auch Carmen erschrak, denn er war keine Fantasiegestalt irgendeines bösen Traums, sondern ein Arbeitskollege ihrer Schwester Joana.
    »Du lebst noch?«, stammelte er.
    Trotz ihrer Schmerzen nickte sie. Der Bootsführer rieb sich seinen Dreitagebart und schien zu überlegen. »Aber nicht mehr lange!«, stellte er fest und bückte sich, um den Bleigürtel über ihrem Bauchnabel zu schließen. Carmens taube Finger suchten vergeblich nach Halt an den Schiffsplanken, als er sie auf die Bordwand hievte.
    Ihre Blicke trafen sich. Carmens linkes Bein rutschte ab und tauchte bis zum Knie ins Meer. Das Wasser war eiskalt, aber sie konnte ihren Fuß nicht herausziehen. Stumm flehte sie um Gnade: Bitte lass mich am Leben … ich bin doch erst fünfzehn … ich hab dir nichts getan … ich will nicht sterben …
    Aber »No« war der einzige Laut, der sich durch ihre Lippen pressen ließ. Carmen spürte, wie der Mann ein weiteres Mal ihre aufsprießenden Brüste berührte und die letzten Worte, die sie vernahm, ehe sie vor Schmerz und Angst die Besinnung verlor, lauteten: »Eigentlich schade um dich!«

ZWEI JAHRE SPÄTER 

 1 
    X aver folgte dem Hinweisschild für das Hotel, bog von der Hauptstraße ab und fuhr geradeaus über zwei Kreuzungen, an denen keine Wegbeschreibung zu sehen war. Linker Hand passierte er ein Fußballstadion und folgte der Straße, bis er auf eine Abzweigung stieß, an der er sich für links entschied. Gegenüber einem Krankenhaus hielt er in einer Einbuchtung der Straße an, um
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