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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens
Autoren: Dean R. Koontz
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Funken hoch. Seine Chancen, eine Explosion zu überleben, waren zur Zeit weit schlechter als die, fünfzig Millionen Mäuse in der Lotterie zu gewinnen.
    Er wollte, verdammt noch mal, raus. Doch wenn er jetzt rausstürmte, würden sie vermutlich schon mit ihren Maschinenpistolen auf ihn warten, um ihn fertigzumachen. Wenn er jedoch andererseits hier liegenblieb und darauf vertraute, daß sie ihn für tot hielten -ohne das freilich nachzuprüfen -, konnte der Dodge wie ein Grillfeuer in Flammen aufgehen, das man mit Spiritus getränkt hat. Und er würde so knusprig geröstet werden wie ein Marshmallow.
    Er hatte keine Schwierigkeiten, sich vorzustellen, wie er aus dem Kleinbus treten und augenblicklich von einer Kugelgarbe getroffen werden würde. Er würde zucken und sich in einem krampfartigen Todestanz ruckartig über den Asphalt bewegen wie eine zerbrochene Marionette, die an verwirrten Fäden zappelt. Noch leichter fand er es allerdings, sich vorzustellen, wie sich seine Haut in dem Feuer ablösen, sein Heisch Blasen werfen, brodeln und rauchen, sein Haar wie eine Fackel hochzischen, seine Augen schmelzen, die Zähne schwarz wie Kohlen werden würden, während die Flammen seine Zunge wegsengen und seinem Atem durch die Kehle hinunter in die Lungen folgen würden.
    Manchmal war eine lebhafte Phantasie mit Sicherheit ein Fluch. Plötzlich wurden die Benzindämpfe so stark, daß er Mühe hatte, Luft zu bekommen. Deshalb rappelte er sich hoch. Draußen begann eine Hupe zu plärren. Er hörte Motorengeräusch, das sich schnell näherte. Jemand rief etwas, und eine der Maschinenpistolen eröffnete erneut das Feuer.
    Bobby ließ sich wieder zu Boden fallen. Er fragte sich, was, zum Teufel, da vorging. Doch als sich das Auto mit der lärmenden Hupe immer weiter näherte, war ihm klar, was da vorging: Julie. Es war Julie. Manchmal war sie wie eine Naturgewalt, wie ein Sturm, wie ein Blitz, der jäh von einem dunklen Himmel niederzuckt. Er hatte ihr gesagt, sie solle abhauen und ihre Haut retten, aber sie hatte ihm nicht zugehört. Er hätte ihr gern in den Hintern getreten wegen ihrer Starrköpfigkeit, aber er liebte sie auch dafür.

5
    Als sich Frank vom Fenster wegstahl, versuchte er, seine Schritte auf die des Mannes unten im Hof abzustimmen. Er hoffte, daß so die Geräusche, die er verursachte -wenn er beispielsweise auf Glassplitter trat -, von denen seines unsichtbaren Feindes überdeckt würden. Das Zimmer, in dem er sich befand, war wohl einmal das Wohnzimmer gewesen. Es war ziemlich leer, abgesehen von irgendwelchem Sperrmüll oder Schutt, den wohl die letzten Mieter zurückgelassen hatten, oder der durch die fehlenden Fensterscheiben hereingeweht worden war. Er schaffte es tatsächlich, den Raum zu durchqueren und in die Halle zu gelangen, ohne gegen irgend etwas zu stoßen.
    Hastig tastete er sich durch die Diele, die so schwarz war wie die Höhle eines Raubtieres. Es roch nach Moder und Schimmel und Urin. Er kam an einer Zimmertür vorbei, ging weiter und dann nach rechts durch die nächste Türöffnung und huschte zu einem Fenster. Die Scheibe war ebenfalls kaputt, allerdings waren hier keine Splitter mehr im Rahmen. Außerdem ging dieses Fenster nicht zum Hof, sondern auf eine beleuchtete, aber völlig verlassene Straße.
    Hinter ihm raschelte es. Er drehte sich um, blinzelte blind in die Finsternis und hätte fast laut aufgeschrien.
    Doch das Geräusch konnte nur eine Ratte verursacht haben, die an der Wand entlang über trockene Blätter und Papierfetzen gehuscht war. Nur eine Ratte.
    Frank lauschte angestrengt. Keine Schritte. Wenn ihm sein Verfolger noch auf den Fersen war, wurde das hohle Klappern seiner Schritte völlig von den Wänden gedämpft, die jetzt zwischen ihm und Frank lagen.
    Er schaute wieder aus dem Fenster. Unter sich sah er den ausgetrockneten Rasen, so trocken wie Sand und doppelt so braun. Er versprach keine weiche Landung. Frank ließ die lederne Reisetasche nach unten fallen. Sie landete mit einem lauten Plumps. Da ihn die Aussicht, springen zu müssen, mit Angst erfüllte, kletterte er zunächst auf den Sims, hockte sich in die leere Fensterhöhle, hielt sich am Rahmen fest und zögerte einen Moment.
    Eine Windbö zerzauste sein Haar. Kühle Luft streichelte sein Gesicht. Es war ein ganz normaler Luftzug, er hatte nichts mit dem übernatürlichen Blasen von vorhin zu tun, das von der überirdischen und unmelodischen Musik der fernen Flöte begleitet worden war.
    Plötzlich zuckte
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