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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens
Autoren: Dean R. Koontz
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sehen. Sie schien hinter ihm her zu sein, doch sicher war er nicht.
    Links von Frank eilte der Mann aus dem Bungalow den Weg entlang zu der Palme hinunter, gegen die der Ford geprallt und stehengeblieben war. Er sagte etwas, aber Frank hörte ihm nicht zu.
    Er packte die Ledertasche fester, drehte sich um und hastete davon. Er wußte nicht, wovor er weglief, oder warum er solche Angst hatte, oder wo er möglicherweise hoffen konnte, einen Zufluchtsort zu finden, aber er rannte trotzdem, weil er wußte, daß er getötet werden würde, wenn er auch nur ein paar Sekunden länger stehenblieb.

2
    Der fensterlose Gepäckraum des Dodge-Kleinbusses war von den winzigen roten, blauen, grünen, weißen und bernsteinfarbenen Anzeigeleuchten elektronischer Überwachungsinstrumente spärlich erhellt, doch in erster Linie waren es die beiden grünlich glühenden Computerbildschirme, die den Verschlag, der so eng war, daß man Platzangst bekommen konnte, aussehen ließen wie die Zentrale eines U-Boots.
    Robert Dakota saß auf einem Drehstuhl direkt vor den beiden Video-Aufzeichnungs-und Wiedergabegeräten. Er trug Rockport-Straßenschuhe, eine beigefarbene Cordhose und einen kastanienbraunen Pullover. Seine Füße wippten im Takt, und mit der rechten Hand dirigierte er ein unsichtbares Orchester.
    Bobby hatte ein Paar Stereokopfhörer über seine Ohren gestülpt, und etwa zweieinhalb Zentimeter von seinem Mund entfernt schwebte ein kleines, an dem Kopfhörer befestigtes Mikrophon. Im Augenblick hörte er Benny Goodmans »One O'Clock Jump«, die Diskantversion von Count Basies klassischer Swingkomposition. Sechseinhalb Minuten reinsten Vergnügens. Als Jess Stacy einen weiteren Klavierrefrain aufgriff und Harry James mit dem brillanten Trompetensolo einsetzte, das zum berühmtesten Rideout in der Swinggeschichte wurde, war Bobby ganz in die Musik versunken.
    Trotzdem war er sich der Aktivitäten auf den Bildschirmen ständig völlig bewußt. Der rechte war mit dem Computersystem der Decodyne-Corporation verbunden, vor der sein Kleinbus geparkt war. Er zeigte ihm, was Tom Rasmussen an diesem Donnerstagmorgen um 1.10 Uhr in deren Büros vorhatte: nichts Gutes.
    Tom Rasmussen überprüfte und kopierte eine der Dateien des Software-Computerprogramms nach der anderen, das das Entwicklungsteam erst vor kurzem fertiggestellt hatte. Es war Decodynes neues, revolutionäres Textverarbeitungssystem »Whizard«. Die Whizard-Dateien waren mit sorgfältig ausgeklügelten Sperrinstruktionen versehen - elektronischen Zugbrücken, Burggräben und Festungswällen.
    Tom Rasmussen war allerdings ein Experte für Computersicherheit, und es gab keine Festung, die er nicht hätte erobern können, wenn man ihm genügend Zeit ließ. Wäre Whizard nicht mit einem firmeninternen Computersystem entwickelt worden, das keinerlei Verbindung zur Außenwelt hatte, wäre Rasmussen wohl schon längst an die Deco-dyne-Dateien gelangt, ohne irgendwelche Mauern übersteigen zu müssen. Er hätte es auch mit einem Modem und einer Telefonleitung geschafft.
    So aber hatte er - welche Ironie - fünf Wochen lang als Sicherheitsmann in der Nachtschicht von Decodyne gearbeitet. Eingestellt worden war er aufgrund hervorragender und fast überzeugender - falscher Papiere. Heute nacht hatte er die letzten Verteidungswälle von Whizard durchbrochen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis er Decodyne mit einem Paket Disketten verließ, für die die Konkurrenten der Computerfirma ein Vermögen bezahlen würden.
    »One O'Clock Jump« klang aus.
    »Musik aus«, sagte Bobby ins Mikrophon.
    Dieses gesprochene Kommando war für sein computergesteuertes Compact-Disc-System das Stichwort, sich auszuschalten. Damit war der Kopfhörer frei für die Kommunikation mit Julie, seiner Frau und Geschäftspartnerin.
    »Bist du da, Baby?«
    Aus ihrem Beobachtungsposten am äußersten Ende des Parkplatzes hinter dem Decodyne-Gebäude hatte sie durch ihre eigenen Kopfhörer derselben Musik gelauscht. Sie seufzte und sagte: »Hat Vemon Brown jemals besser Posaune gespielt als in dieser Nacht des Carnegie-Konzerts?«
    »Was ist mit Krupa am Schlagzeug?« »Ein Ohrenschmaus. Und ein Aphrodisiakum. Wenn ich diese Musik höre, möchte ich mit dir ins Bett gehen.« »Kann nicht. Bin nicht müde. Nebenbei - wir sind Privatdetektive, weißt du's etwa nicht mehr?«
    »Ich finde es schöner, ein Liebespaar zu sein.«
    »Mit Liebemachen verdienen wir aber nicht unser täglich Brot.« »Ich würde dich
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