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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens
Autoren: Dean R. Koontz
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hatte vorgehabt, die Bibliothek mit einer Welle von Energie in Schutt und Asche zu legen, die Bücher in Brand zu setzen und die Lampen zu zerschmettern. Er hatte damit erreichen wollen, daß die Dakotas und Doc Fogarty in Panik gerieten und abgelenkt wurden, was ihm die Chance geben sollte, sich auf Frank zu stürzen. Doch jetzt, da sein Bruder an der Schwelle zur Dematerialisierung war, sah er sich gezwungen, seine Strategie zu ändern.
    Er stürzte in das Zimmer, packte die Frau von hinten, schlang seinen rechten Arm um ihren Hals und riß ihren Kopf zurück, so daß ihr - und den beiden Männern - augenblicklich klar sein mußte, daß er ihr das Kreuz brechen würde, wenn er das wollte.
    Trotzdem schlug sie mit dem Fuß nach hinten aus, schrammte mit dem Absatz ihres Schuhs an seinem Schienbein entlang und trat auf seinen Fuß. Das alles tat schrecklich weh. Es handelte sich um irgendeine asiatische Kampfsportart, und an der Art, wie sie versuchte, seinen Griff zu unterlaufen, merkte er, daß sie eine Menge Übung darin hatte.
    Deshalb riß er ihren Kopf noch einmal zurück, härter diesmal, und spannte seinen Bizeps an, wodurch er ihre Luftröhre quetschte und ihr einen derartigen Schmerz bereitete, daß ihr klar werden mußte, sie begehe Selbstmord, wenn sie sich weiter wehrte.
    Fogarty beobachtete alles von seinem Stuhl aus, beunruhigt gewiß, doch nicht so sehr, daß er sich von seinem Stuhl erhoben hätte, aber der Ehemann schoß von dem Sofa hoch, eine Waffe in der Hand. Mr. Schnellschütze persönlich. Candy bereitete allerdings keiner von beiden Kopfzerbrechen. Seine Aufmerksamkeit galt allein Frank, der aus dem Sessel aufgestanden war und sich davonzupirschen schien, nach Punaluu oder Kyoto oder irgendeinen anderen Platz.
    »Tu es nicht, Frank«, sagte er in scharfem Ton. »Lauf nicht weg. Es ist Zeit, daß wir das in Ordnung bringen, Zeit, daß du für das bezahlst, was du unserer Mutter angetan hast. Komm mit ins Haus, nimm Gottes Strafe entgegen und beende es heute nacht. Ich werde dieses Miststück mitnehmen. Sie hat versucht, dir zu helfen, deshalb schätze ich, daß du nicht zusehen möchtest, wie sie leidet.«
    Der Ehemann war dabei, etwas Verrücktes zu tun. Julie in Candys Griff zu sehen, hatte ihn ganz offensichtlich aus dem Gleichgewicht gebracht. Er suchte nach einer Möglichkeit, auf Candy zu schießen, ohne sie in Gefahr zu bringen, und würde es möglicherweise sogar riskieren, auf Candys Kopf zu schießen, obwohl Candy halb hinter der Frau kniete. Es war an der Zeit, hier zu verschwinden.
    »Komm zum Haus«, sagte er zu Frank.
    »Du kommst in die Küche, läßt mich die Dinge für dich zu Ende bringen, und ich lasse sie gehen. Ich schwöre im Namen unserer Mutter, ich werde sie gehen lassen. Doch wenn du in fünfzehn Minuten nicht da bist, werde ich dieses Miststück auf den Tisch legen, und dann nehme ich sie zum Abendessen, Frank. Möchtest du, daß ich von ihr trinke, nachdem sie versucht hat, dir zu helfen, Frank?«
    Candy meinte, einen Schuß zu hören, gerade in dem Moment, in dem er verschwand. Er war in jedem Fall zu spät gefallen. Er rematerialisierte sich in der Küche des Hauses an der Pacific Hill Road. Julie Dakota war immer noch in seiner Armbeuge gefangen.

56
    Bobby hatte jetzt keine Angst mehr, Frank anzufassen. Er packte ihn am Jackett und schob ihn auf die breiten, schräggestellten Jalousien der Bibliotheksfenster zu. »Du hast ihn gehört, Frank. Hau nicht ab. Lauf dieses Mal nicht weg, sonst werde ich mich an dich hängen und dich niemals wieder loslassen, egal, wohin du mich bringst. Ich schwöre zu Gott, du wirst dir dann wünschen, dein Kopf läge auf Candys Platte und nicht auf meiner.« Er drückte Frank in die Jalousie, um seinen Worten Gewicht zu verleihen. Und hinter sich hörte er Fogarty leise lachen.
    Als er sah, wie verwirrt und verängstigt sein Klient war, wurde ihm bewußt, daß er mit Drohungen nicht das erreichen würde, was er erreichen wollte. Mit Drohungen würde er Frank eher in die Flucht treiben, selbst wenn er ehrlich vorhatte, Julie zu helfen. Schlimmer noch: Wenn er seiner Neigung nachgab, Gewalt anzuwenden, behandelte er Frank nicht wie einen Menschen, sondern wie Fleisch, handelte nach dem primitiven Code, nach dem der korrupte Arzt sein gesamtes Leben lang gelebt hatte, und der Gedanke war fast ebenso unerträglich wie der, Julie zu verlieren.
    Er ließ Frank los. »Tut mir leid. Hör zu, es tut mir leid, ich bin nur ein wenig
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