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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens
Autoren: Dean R. Koontz
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Waffe aus dem Halfter und nimm alle Patronen raus.«
    Als Bobby die Küche betreten hatte, war Candy hinter den Stuhl geglitten, auf dem Julie saß, und hatte eine Hand unter ihre Gurgel gelegt, die Finger gekrümmt wie Krallen. Angesichts seiner übermenschlichen Kräfte würde er ihre Kehle in ein, zwei Sekunden aufreißen können, auch wenn er keine echten Krallen hatte.
    Bobby zog den Smith & Wesson aus dem Schulterhalfter und faßte ihn so an, daß klar wurde, daß er nicht die mindeste Absicht hatte, ihn zu benutzen. Er ließ den Zylinder aufspringen, die fünf Patronen auf den Boden fallen und legte den Revolver auf einen Küchenschrank.
    Candy Pollards Erregung war von Sekunde zu Sekunde gewachsen, seit Bobby und Frank aufgetaucht waren. Jetzt nahm er die Hand von Julies Kehle, trat etwas zurück und sah Frank triumphierend an.
    Nach Bobbys Meinung war diese Mühe vergebens, Frank war zwar in der Küche -doch er war nicht wirklich da. Wenn er sich dessen bewußt war, was um ihn herum vorging, oder dessen Bedeutung verstand, spielte er seine Rolle gut, falls er vorhatte, den Anschein zu erwecken, es nicht zu tun.
    Candy deutete auf den Fußboden und sagte: »Komm hierher und knie nieder, du Muttermörder.« Die Katzen flohen aus dem Umkreis des Stückchens geborstenen Linoleums, auf das der Irre bedeutet hatte.
    Die Zwillinge standen bewegungslos, aber aufmerksam da. Bobby hatte schon Katzen gesehen, die das gleiche Desinteresse vortäuschten, sich aber durch ihre aufgestellten Ohren verrieten. Bei Violet und Verbina erwies sich das heftige Pochen des Pulses an ihren Schläfen als verräterisch und die fast obszöne Erektion ihrer Brustwarzen, die sich unter dem dünnen Gewebe ihrer T-Shirts abzeichneten.
    »Ich sagte, komm her und knie nieder«, wiederholte  Candy.
    »Oder willst du wirklich die einzigen Menschen verraten, die in den letzten sieben Jahren jemals einen Finger für dich gerührt haben, die bereit waren, dir zu helfen? Knie dich hin, oder ich töte die Dakotas -alle beide -ich bringe sie jetzt gleich um.«
    Candy vermittelte nicht nur den Eindruck eines Psychopathen, sondern den eines wahrhaft übermenschlichen Wesens, als wäre sein Name Legion, und als habe er Kräfte, die sich der menschlichen Kenntnis entzogen.
    Frank trat einen Schritt vor, weg von Bobby.
    Einen weiteren Schritt.
    Dann blieb er stehen und schaute sich unter den Katzen um, so als erschiene ihm irgend etwas rätselhaft.
    Bobby sollte niemals erfahren, ob Frank vorgehabt hatte, die blutigen Ereignisse auszulösen, die seiner nächsten Handlung folgten, oder ob er aus seiner Verwirrung heraus gesprochen hatte und von dem folgenden Tumult ebenso überrascht war wie jedermann sonst. Doch wie auch immer: Er blickte finster auf die Katzen nieder, sah dann die dreistere Zwillingsschwester an und fragte: »Oh, dann ist Mutter also immer noch hier? Ist sie immer noch in diesem Haus?«
    Die schüchterne Zwillingsschwester erstarrte, doch die dreiste schien sich geradezu zu entspannen, als habe ihr Franks Frage die Entscheidung abgenommen, auf den richtigen Zeitpunkt und den rechten Ort zu warten, dies selbst zu enthüllen.
    Sie wandte sich Candy zu und warf ihm das hintergründigste Lächeln zu, das Bobby jemals gesehen hatte: Es war spöttisch, aber es enthielt auch die Einladung einer Möchte-gern-Liebhaberin. Es war zaghaft und ein wenig ängstlich, aber gleichzeitig herausfordernd; es war voll heißer Lust und voll kalten Grauens; und vor allem war es wild, so grob und unhöflich und grausam wie der Ausdruck irgendeiner Kreatur, die durch Feld und Wald streicht.
    Candy nahm ihr Lächeln mit einem Ausdruck blanken Entsetzens und Unglaubens auf, was ihn für kurze Zeit und zum erstenmal überhaupt fast menschlich erscheinen ließ.
    »Das hast du nicht getan«, flüsterte er.
    Die dreiste Zwillingsschwester grinste.
    »Nachdem du sie begraben hattest, haben wir sie wieder ausgegraben. Sie ist jetzt ein Teil von uns und wird es immer sein, ein Teil von uns, ein Teil des Rudels.«
    Die Katzen ließen ihre Schwänze schwirren und starrten Candy an.
    Der Schrei, den er ausstieß, war alles andere als menschlich, und die Geschwindigkeit, mit der er bei der dreisten Zwillingsschwester war, war unheimlich. Er schob sie mit seinem Körper gegen den Kühlschrank, drückte sie dagegen, legte seine rechte Hand über ihr Gesicht und knallte ihren Kopf gegen die vergilbte Emailleoberfläche. Und dann noch einmal. Er hob ihren Körper hoch. Die
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