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Orgie im Mondschein

Orgie im Mondschein

Titel: Orgie im Mondschein
Autoren: Carter Brown
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beim selben Lehrer Gesangunterricht nahmen.«
    »Sie sind auch Sängerin?«
    »Noch nicht. Bis jetzt habe ich
in einer einzigen Aufführung im Chor mitgesungen, aber eines Tages werde ich
die größte Lucia di Lammermoor sein, die Sie je
erlebt haben! Nun, jedenfalls lernte ich bei dieser Gelegenheit Julie kennen,
und wir mochten einander. Sie wohnte damals mit ihrer jüngeren Schwester Carol
zusammen. Sie waren allein. Ihre Eltern waren zwei Jahre, bevor ich die beiden
kennenlernte, bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Carol hatte das nie ganz
überwunden, und Julie machte sich immer Sorgen, weil sie die ganze Zeit darüber
nachgrübelte. Dann wurde es immer schlimmer, und vor etwa sechs Monaten erlitt
Carol einen kompletten Zusammenbruch. Nach einem Monat in psychiatrischer Obhut
brachte Julie sie in ein Privatsanatorium an der Monterey -Küste,
damit sie sich dort erholen sollte. Dann, drei Wochen später«, Sally McKees Stimme zitterte leicht, »brachte Carol sich um. Ich
schrieb Julie, und sie schrieb zurück, sie wolle eine Weile dort unten bleiben,
um sich von dem Schock über den Tod ihrer Schwester zu erholen. Sie schrieb
auch, sie wolle niemanden sehen, und das schloß offensichtlich auch mich ein.
Ich konnte begreifen, was in ihr vorging, und so versuchte ich gar nicht, sie
zu besuchen. Vielleicht war das ein Fehler.«
    »Warum ein Fehler?«
    »Nun, als ich Julie das nächste
Mal sah, hatte sie diesen Widerling Page im Schlepptau, und das hat sich
seither nicht mehr geändert.«
    »Wann kehrte sie nach San
Francisco zurück?«
    »Vor etwa zwei Monaten, glaube
ich. Damals hörte ich zum erstenmal wieder von ihr.
Sie wohnte drüben in Sausalito ; ich besuchte sie dort,
und Page war da. Julie sagte, er habe ihr immens geholfen und sie glaube nicht,
daß sie Carols Selbstmord überstanden hätte, wenn Linc nicht gewesen wäre.« Sally runzelte die Stirn. »Ich konnte ihn auf Anhieb nicht
leiden, und das wurde jedesmal , wenn ich ihn
hinterher sah, nur noch schlimmer. Er ließ uns überhaupt keinen Augenblick lang
allein. Ich bekam den Schock meines Lebens, als sie mir erklärte, sie gäbe
jeden Gedanken an die Oper auf und ginge als Sängerin an diesen dreckigen
kleinen Klub. Eine Weile lang versuchte ich, ihr das auszureden, aber sie sagte
nur, Linc hielte das für gut; und damit hatte sich
die Sache, soweit es sie selber betraf.«
    »Vielleicht brauchte sie das
Geld?«
    »Vielleicht, aber es war
verrückt, den Gedanken, Opernsängerin zu werden, aufzugeben. Sie hatte eine
große Zukunft vor sich, alle sagten das.«
    »Sie lernte Page in Monterey kennen?«
    »Ich glaube, ja. Ich hatte
vorher nie von ihm gehört.«
    »Sie wissen nicht mit
Sicherheit, ob Julie ihn vor dem Selbstmord ihrer Schwester oder erst hinterher
kennenlernte?«
    »Nein.«
    »Erinnern Sie sich an den Namen
des Sanatoriums?«
    » Woodlands Zuflucht. —
Ein verdammt origineller Name, nicht wahr? Eine Frau namens Stella Whitcomb leitet es. Ich erinnere mich, daß Julie vor Carols
Tod einmal den Namen erwähnte.«
    »Auf welche Weise hat Carol
sich umgebracht?«
    »Ich weiß es nicht. Die beiden
schafften es, daß die Sache nicht in den Zeitungen gebracht wurde; und Julie
hat die Angelegenheit, seit sie wieder in San Francisco ist, nicht mehr
erwähnt.«
    »Spielte in Julies Leben vor
dem Tod ihrer Schwester irgend jemand eine besondere
Rolle? Ich meine, irgendein Freund oder sonst jemand?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ganz
sicher nicht. Julie verbrachte all ihre freie Zeit damit, sich um Carol zu
kümmern. Sie hing sehr an ihr.«
    Ich trank mein Glas aus und
blickte auf meine Uhr. »Es ist bereits Mitternacht. Ich glaube, ich verdrücke
mich jetzt am besten. Vielen Dank für den Drink und die Unterhaltung.«
    »Es war mir ein Vergnügen,
Rick.« Sie lächelte voller Wärme. »Und alles, was ich dazu beitragen kann, um
Julie aus den Klauen dieses Mannes zu befreien und ihr eine großartige Karriere
zu verschaffen, wird mir ebenfalls ein Vergnügen sein.«
    »Danke, Sally«, sagte ich. »Ich
werde mit Ihnen in Verbindung bleiben.«
    Sie begleitete mich bis zur Tür
und zögerte dann. »Ich weiß, wie abgeschmackt das klingt, aber haben Sie je die
Geschichte über einen Mann und ein Mädchen namens Trilby gelesen?«
    »Sie meinen den guten alten Svengali ?« Ich grinste. »Klar habe ich sie gelesen.«
    »Halten Sie so was für möglich?
Ich meine, eine solche Beziehung zwischen einem Mann, der das Mädchen
vollkommen beherrscht und sie
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