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Opfer fliegen 1. Klasse

Opfer fliegen 1. Klasse

Titel: Opfer fliegen 1. Klasse
Autoren: Stefan Wolf
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verflirtet. Sonst ist sie okay.“
    „Mmmhmmm“, nickte ihr Vater.
    „Wir haben gerade nochmal bei
Nadja angerufen“, sagte Gaby. „Ihre Mutter hatte sich vorhin mit der
Flörchinger getroffen und ihr den Schlüssel zur Villa — ja, den! —
zurückgegeben. Die Flörchinger hat Frau Kühnert richtig fertiggemacht, hat sie
beschimpft und ein Dreckstück genannt. Und gesagt, daß sie keine müde Mark
kriege von Leipels Hinterlassenschaft. Das ist doch gemein.“
    Glockner wollte antworten, aber
das Telefon klingelte. Es war inzwischen 23.19 Uhr.
    Der Kommissar meldete sich,
horchte, erklärte, ja, er habe Nachtdienst und sei einsatzbereit. Dann notierte
er sich die Adresse — die eines gewissen Helmut Werfall.
    „Ich glaube“, sagte Tim, „das
ist der Onkel von Kurt Werfall, diesem Typ, der Nadja umschwänzelt. Dürfen wir
mitkommen, Herr Glockner?“
    „Nein!“ Der Kommissar
schüttelte den Kopf. „Ihr bleibt hier. Außerdem ist die Sache nicht interessant
für euch. Dieser Helmut Werfall hat zwar einen Einbrecher niedergeschossen,
aber das hat nichts zu tun mit eurem Problem.“
     
    *
     
    Um 23.51 Uhr erreichten
Kommissar Glockner und seine Leute den Tatort. Werfalls Villa war erleuchtet.
Der Juwelier, zitternd vor Aufregung, erwartete sie an der Tür, den Revolver in
der Hand.
    „Er ist bewußtlos“, stammelte
Werfall. „Der Einbrecher lebt, aber er ist bewußtlos. Ein Streifschuß. Am Kopf.
Überm Ohr. Ich mußte schießen. Er ging auf mich los, obwohl ich ihn warnte und
auf ihn zielte. Ich fasse es nicht. Es ist der Freund von meinem Neffen. Ein
gewisser Patrick Schröder, der Neffe von Küchen-Schröder. Patrick war maskiert.
Mit wollner Sturmhaube — und mit einer Taucherbrille. Er trug auch Handschuhe
und hatte einen Totschläger.“
    „Sie haben Patrick überrascht?“
fragte Glockner, während sich der Polizeiarzt um den Bewußtlosen kümmerte.
    „Ja. Ich hörte ihn. Er hat die
Hintertür aufgebrochen. Als ich ihn stellte, hat er mit dumpfer Stimme gesagt:
,Mach dich nicht lächerlich, Alter. Das Zeug wirkt bei mir nicht. Ich habe eine
Schutzbrille.’ Ich weiß nicht, was er damit meinte. Ich dachte erst, die Irene
hätte mir einen... einen Totschläger geschickt, einen Killer, einen gedungenen
Mörder.“
    „Wer?“ fragte Glockner. „Welche
Irene?“
    „Irene... äh... also, das
wollte ich eigentlich nicht sagen. Ich... hatte eine Beziehung mit ihr. Und ich
weiß, daß ihr Mann... Aber sie hat mich bedroht. Wenn ich sie verrate, würde
nachts jemand zu mir kommen. Deshalb war ich jetzt so in Angst, daß ich gleich
geschossen habe.“
    „Nun mal langsam!“ gebot
Glockner. „Wer ist diese Irene?“
    Werfall seufzte. „Irene
Flörchinger.“
    Glockner hielt den Atem an,
aber seine Miene blieb cool wie ein tiefgefrorenes Hähnchen.
    „Und die hat Ihnen was über
ihren Mann, ihren Ex-Mann, erzählt. Darf ich mal raten? Sie hat Ihnen erzählt,
daß Armin Leipel der Verantwortliche ist für die Flugzeugkatastrophe bei
Malakaputtschino?“
    Helmut Werfall, der Juwelier,
glotzte verblüfft. „Jetzt bin ich aber gebügelt, Herr Kommissar, woher wissen
Sie denn das?“
     
    *
     
    Plötzlich dröselte sich alles
auf wie der Gordische Knoten, den der Schwertstreich zerteilt. Werfall erzählte
und hielt mit nichts hinterm Berg. Irene Flörchinger wurde in den ersten
Morgenstunden festgenommen und im Präsidium verhört. Um fünf Uhr früh unterschrieb
sie ihr Geständnis. Und damit war endlich alles geklärt, was das verheerende
Unglück damals in Südafrika betraf.
    Patrick war nicht
lebensgefährlich verletzt und erwachte am Sonntag vormittag aus seiner
Bewußtlosigkeit. Kaum daß er sich erinnerte an die Vorgänge der Nacht, wurde
ihm klar, was sein sauberer Freund Kurt Werfall beabsichtigt hatte. Denn des
Juweliers Revolver war seit eh und je eine scharfe Waffe und keine
Reizgas-Pistole; Kurt, der vermeintliche Freund, hatte das natürlich gewußt.
    Auch er wurde verhaftet. Wegen
Mordversuchs. Der Juwelier blieb auf freiem Fuß, sah aber einer Anklage
entgegen. Doch zu seinen Gunsten sprach, daß er tatsächlich Angst gehabt hatte
vor Irene Flörchinger, dieser eiskalten, gefährlichen Person.
    „Nadja wird sich vermutlich
Patrick zuwenden“, meinte Gaby, „obwohl auch auf den noch was zukommt. Aber
sein Anwalt wird wohl darauf plädieren, daß Liebe bisweilen blind macht und die
Vernunft dann lahmgelegt ist.“
    „Kann ich nachfühlen“, grinste
Tim und schloß seine Freundin in
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