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Opfer fliegen 1. Klasse

Opfer fliegen 1. Klasse

Titel: Opfer fliegen 1. Klasse
Autoren: Stefan Wolf
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unerwarteten Besuch und
ließ die beiden ein.
    Gaby wurde umarmt, Tim erhielt
einen Händedruck. Hm! dachte der TKKG-Häuptling. Dafür, daß ich sie nicht so
übermäßig schätze, ist sie aber ziemlich dicke mit Pfote. Wer hat nun die
bessere Menschenkenntnis: Gaby oder ich? Übel ist Nadja nicht. Aber einfach zu
flitzig. Wie die rumtut mit ihren beiden Verehrern — das ist überhaupt nicht
fair.
    „Ist deine Mutter da?“ fragte
Gaby.
    „Nein. Bei der Schneiderin. Das
schwarze Kleid muß geändert werden.“
    „Wegen der Beisetzung?“
    Nadja nickte. „Mutti ist etwas
üppiger geworden. Nur um anderthalb Kilo. Aber das Kleid saß ohnehin eng. Jetzt
wird sie vor Kummer abmagern. Aber die Beerdigung ist ja schon in drei oder
vier Tagen. Und so schnell wirkt keine Diät. Auch keine seelische.“
    „Tja“, sagte Gaby und sah Tim
an.
    Er räusperte sich. „Nadja,
deine Mutter hat doch den Leipel sicherlich oft besucht.“
    „Klar. Täglich.“
    „Auch, wenn er nicht zu Hause
war?“
    „Wie meinst du das?“
    „Hatte sie einen Schlüssel, um
bei ihm reinzugehen?“
    „Den hat sie noch. Den
Schlüssel zu seiner Villa am Brigitten-Weg. Klar doch! Übrigens hat deshalb die
Frau Flörchinger angerufen. Vorhin. Sie weiß von Frau Pryzbylla-Kosemund, daß
Mutti einen Schlüssel hat, und fordert ihn zurück. Sie wollen sich heute abend
im Hotel ,Königssohn 1 treffen und auch über alles andere sprechen.
Mutti ist schon ganz bange deshalb. Denn die Flörchinger ist ja ein...
Mistweib.“
    „Könnte man sagen“, nickte Tim.
    „Wieso? Kennt ihr sie?
    „Wir haben mit ihr gesprochen“,
erklärte Gaby, „und haben einen Eindruck gewonnen. Sie ist eine eiskalte
Person. Und jetzt haben wir eine Bitte an dich.“
    Nadja fragte nur mit den Augen
und blickte die beiden erwartungsvoll an.
    „Wir brauchen den Schlüssel“,
sagte Tim
    „Den... Du meinst, Onkel Armins
Hausschlüssel?“
    „Wir brauchen ihn, Nadja.“
    Sie war verblüfft, schluckte
und ordnete ihre Lippen. „Ich... verstehe nicht ganz.“
    „Es ist nichts Ungesetzliches“,
behauptete Tim forsch. „Jedenfalls wollen wir nichts stehlen oder zerstören.
Aber wir haben einen handfesten Grund, um in Leipels Villa nach etwas
Bestimmtem zu suchen. Nein, du kannst uns nicht dabei helfen. Am besten wäre,
du weißt von nichts. Falls wir Erfolg haben, wird sich das für eure Situation
günstig auswirken — für deine Mutter und dich. Also, gib uns den Schlüssel. Wir
bringen ihn um 19 Uhr zurück. Das Treffen im ,Königssohn’ beginnt wann?“
    „Um acht“, antwortete Nadja.
Sie war noch immer verblüfft. „Wonach sucht ihr?“
    Gaby wechselte mit Tim einen
Blick. Der TKKG-Häuptling verengte die Augen, was „nein!“ hieß; aber Pfote traf
ihre eigene Entscheidung. Tims hübsche Freundin zog eine kleine Schnute,
krauste das Näschen und schüttelte sanft den Kopf. Zwei der Zöpfchen bewegten
sich wie Pendel.
    „Tim“, sagte Gaby. „Nadja
verpetzt uns nicht. Letztlich ist sie betroffen von allem, braucht also
Durchblick. Und sobald wir was haben, müssen wir ja doch mit dem, was Sache
ist, herauskommen.“
    „Also gut“, seufzte Tim.
    „Wie gesagt“, Gaby wandte sich
an Nadja. „Du darfst uns nicht verraten. Denn wir wollen nach einer Todesfalle
suchen. Und nun halt dich fest, denn wir sind überzeugt, daß Leipel sie
hergerichtet hat, um seine Verflossene zu töten — damit deine Mutter das ganze
Erbe kriegt. Außerdem meinen wir, daß er der Schuldige ist für den Flugzeugabsturz.
Und unser Verdacht begründet sich so...“
    Es wurde ein langes Gespräch.
    Ein Schreck nach dem andern
überfiel Nadja. Sie verlor mehrmals die Farbe, und der Schock ließ sie
stottern.
    Als alles gesagt war, herrschte
Schweigen. Nadja gewann allmählich ihre Fassung zurück. Als Tim und Gaby
schließlich abzogen, hatten sie den Schlüssel zur Villa. Und Nadja hatte sich
zum Stillschweigen verpflichtet.
    „So“, sagte Gaby, „jetzt fahren
wir noch rasch bei mir vorbei, damit ich meinen Badeanzug holen kann, und dann
suchen wir in Leipels Schwimmhalle nach der Todesfälle — bin gespannt, ob es
sich um Gift handelt oder um... Piranhas.“

21. Noch ein Mitwisser
     
    Dem Juwelier im Ruhestand
Helmut Werfall ging es wirklich nicht gut. Er litt an Leibkrämpfen. Das Mittel,
das ihm sein Arzt verschrieben hatte, half zwar etwas, aber nicht genug.
Werfall hätte gern am jährlichen Treffen der Überlebenden von Malakaputtschino
teilgenommen, aber daran war nicht
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