Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opfer fliegen 1. Klasse

Opfer fliegen 1. Klasse

Titel: Opfer fliegen 1. Klasse
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
für sie und ihren
Schwimmsport. Also kümmern wir uns mal ums Wasser.
    Karl sagte soeben: „Ich sehe
keinen Hai und keine Piranhas.“
    „Kein Krokodil und keine
Wasserschlange“, nickte Tim.
    Er tauchte eine Hand ins
Wasser.
    „Ich bin fertig“, rief Gaby.
„Kann ich schwimmen?“
    Sie trug einen hellblauen,
hautengen Einteiler.
    „Moment noch!“ sagte Tim. „Mir
ist das irgendwie nicht geheuer. Das Wasser ätzt nicht, ist schön lau und
riecht völlig normal. Ich habe sogar einen Tropfen gelutscht. Es scheint nicht
giftig zu sein.“
    „Nimm mal einen Mundvoll“,
meinte Karl. „Vielleicht wirkt es dann.“
    „Blödmann!“
    Karl grinste, kniete nieder und
tauchte beide Arme bis zum Ellbogen hinein. „Tatsächlich! Völlig okay. Da
stimmt was nicht.“
    „Nun?“ fragte Gaby.
    Tim sah sie an. „Wir können
nichts feststellen. Aber ich habe trotzdem ein ungutes Gefühl. Muß es denn
unbedingt sein, daß du hier plätscherst?“
    „Was soll denn das heißen? Du
weißt doch, wie ich mich darauf freue. Ja, es macht mir eine diebische Freude.
Zum einen schwimme ich hier in verbotener Weise. Das prickelt! Zum andern ist
so eine private Schwimmhalle mein Traum. Und diese Ausstattung! Dieser Luxus!
Diese Kacheln! Dieser Marmor! Alles vom Allerbesten!“
    „Nur das Wasser ist schlicht
aus der Leitung“, sagte Karl. Das Becken hatte einen Einstieg mit
chrompolierter Leiter. Gaby stand schon dort und wollte gerade die Hände auf
die abgerundeten Holme der Leiter legen.
    „Halt!“ brüllte Tim.

    Seine Freundin verhielt
erschrocken.
    Tim sprang zu ihr. „Ist mir
plötzlich eingefallen: Vielleicht steht irgendwas unter Strom. Dem Leipel mit
seinen Kenntnissen als Diplom-Physiker wäre das zuzutrauen. Und dann! Ein Griff
ans Metall. Stromschlag. Platsch in den Tümpel. Und das Opfer ertrinkt.“
    Gaby schauderte und wich einen
Schritt von der Leiter zurück.
    „Aber, aber!“ meinte Karl. „Ein
Diplom-Physiker ist doch kein Elektro-Installateur.“
    „Ph!“ machte Tim. „Bin ich auch
nicht. Aber die Leiter unter Strom zu setzen — mit geeignetem Werkzeug mache ich
dir das ruckzuck.“
    Vorsichtig, mit einer
Fingerspitze, berührte er das Metall. Nichts passierte. Ebensogut hätte er sein
Pausenbrot anfassen können.
    „Dann ist wohl alles in
Ordnung“, freute sich Gaby. „Sucht mal woanders. Ich begebe mich jetzt ins H 2 O.
    Tim blieb dicht bei ihr, als
sie über die Leiter hineinstieg. Das Wasser machte kleine Wellen. Gaby tauchte
hinein, prustete drollig, ließ sich dann rücklings absinken, wobei sich ihr
Goldhaar wie ein Schleier ausbreitete. Sie hatte ihre Badekappe vergessen. Aber
nachher würden die Haare schnell trocknen. Draußen herrschte ja eine
Affenhitze.
    Gaby schwamm los.
    „Herrlich! Lau! Sauber!
Perlend! Haaaaach, ich bade in Sekt.“
    „Woher willst du wissen, wie es
ist, wenn man in Sekt badet?“
    „Ich habe Phantasie.“
    Ich offenbar auch. Und zwar
zuviel, dachte Tim. Denn hier sieht nichts nach einer Falle aus. Bin ich schon
krankhaft mißtrauisch? Oder behält mein Instinkt recht, und wir sehen nur den
Wald vor lauter Bäumen nicht.
    Gaby schwamm umher. Tim behielt
sie im Auge. Sie kraulte, schwamm Delphin und Butterfly, dann auf dem Rücken.
    „Habt ihr saubere Unterhosen
an? Dann kommt auch rein!“
    „Unsere Unterwäsche ist stets
sauber“, erwiderte Tim. „Aber wir haben zu arbeiten, Fräulein Glockner.“
    Gaby schwamm jetzt quer durchs
Becken und hielt zu auf die Längswand drüben, wo das Becken von der Mauer
begrenzt wurde — bis auf einen schmalen umlaufenden, etwas erhöhten Rand.
    Dort lehnte ein Schwimmbrett,
wie es benutzt wird teils zum Training, teils für therapeutische Zwecke.
    Jetzt erreichte Gaby den Rand,
hielt sich fest an der Überlaufrinne und streckte eine Hand aus zum
Schwimmbrett.
    „Neiiiiiiiiin!“ Tims Gebrüll
füllte die Halle. „Nicht anfassen, Gaby! Das Brett nicht berühren!“

    Sie reagierte so erschrocken,
daß sie fast absackte, wendete dann und blickte her aus großen Nixenaugen.
    „Ich habe so eine Ahnung!“ rief
Tim.
    Er rannte zum Ende des Beckens,
zur jenseitigen Schmalseite, trat dicht an die Mauer und blickte in den
fußbreiten Spalt, der beckenseitig von dem etwa 20 cm hohen Rand begrenzt
wurde.
    Tims Nackenhaare sträubten
sich.
    An der Mauer — hinter einer
Anhäufung von weißem Seesand, Muscheln und Kieseln — war offenbar eine
Steckdose. Ein Stromkabel war eingestöpselt, führte auf dem Boden entlang zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher