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Opfer fliegen 1. Klasse

Opfer fliegen 1. Klasse

Titel: Opfer fliegen 1. Klasse
Autoren: Stefan Wolf
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dem
Brett und war dort — unsichtbar von der Wasserseite — am Holz festgemacht: auf
der abgewandten Seite.
    „Ich hab’s!“ brüllte er. „Ich
hab’s! Gaby, raus aus dem Wasser!“
    Sie glitt wie eine Forelle zur
Leiter. Tim balancierte Fuß für Fuß auf dem Rand zu der unterm Seesandhaufen
verborgenen Steckdose.
    Und richtig! Einen Moment
später zog er den Stecker aus der Dose und ruckte am Kabel.
    Das Schwimmbrett platschte aufs
Wasser, dann rutschte das abgeschnittene Kabel aus der Kerbe, in der es
klemmte, und das todbringende Ende mit seinen metallischen Drähten wurde
sichtbar.
    „Mein Gott!“ flüsterte Gaby.
Sie stand neben der Leiter und zitterte. „Beinahe hätte ich’s ausprobiert. Dann
wäre ich jetzt eine... tote Flunder.“
    „Ukelei“, sagte Tim. „Das
klingt netter. Und dieses niedliche Fischchen gibt’s wirklich.“

23. Streifschuß
     
    Kurz vor 22 Uhr stand Kurt
Werfall in einer Telefonzelle und wählte 8 83 37 65 — die Privatnummer seines
Onkels, des Juweliers.
    Patrick Schröder war gerade
abgerückt, um das Duell um Nadja Kühnert mit dem Einbruch bei Helmut Werfall
einzuleiten.
    Kurt grinste. Muß dafür sorgen,
dachte er, daß der Alte auf Zack ist. Nicht, daß der pennt! Könnte ja sein, er
ist geschwächt von seiner Vergiftung. Vielleicht nimmt er ein Schlafmittel und
merkt nicht mal, daß der liebe Patrick bei ihm die Hintertür knackt. Nein, nur
das nicht!
    Nach dem fünften Läuten wurde
abgehoben. Werfall meldete sich. Es klang schlaftrunken. Kurt sagte kein Wort.
    „Hallo, wer ist dort?“ fragte
der Juwelier.
    Reg dich nur auf, dachte Kurt.
Dann bist du nachher noch wach und hörst deinen Einbrecher.
    Der Juwelier wiederholte seine
Frage und legte dann mit einem gemurmelten Fluch auf.
     
    *
     
    23.05 Uhr.
    Gabys Mutter, Margot Glockner,
war in die Küche gegangen und bereitete zum zweitenmal Tee für die ganze Runde,
die es sich zu so später Stunde im Wohnraum gemütlich machte — obwohl das Thema
keineswegs gemütlich war.
    Oskar lag unterm Tisch. Tim und
Gaby teilten sich das Zweisitzer-Sofa, Karl und Klößchen hatten Sessel belegt.
Kommissar Glockner und seine Frau, die jetzt den Tee brachte, saßen auf der
Couch.
    TKKG hatten von Anfang an
berichtet, beginnend mit dem Gespräch zwischen Gaby und Nadja im Schwimmbad.
Wie dann Verdacht aufkeimte, wie sich Susanne Kühnert und die Eberts für
nachforschende Befragung als untauglich erwiesen, wie sich der Verdacht
verdichtete und alles schließlich zur Entdeckung der Todesfälle führte.
    Gabys attraktive Mutter, die
von den Jungs heiß verehrt wird, hatte mehrmals geseufzt. Der Kommissar hatte
seine Amüsiertheit hinter grimmigem Stirnrunzeln versteckt. Als dann zur
Sprache kam, wie knapp Gaby dem Schicksal entronnen war, das Leipel seiner
Ex-Frau zugedacht hatte, blieb den Eltern der Atem weg.
    Um das Entsetzen zu dämpfen,
sagte Gaby rasch: „Aber Tim war mal wieder mein Schutzengel. Er paßt eben auf.
Hat Durchblick und schnelle Reflexe. Ja, Mami, ja, Papi, ich weiß. Wir wagen
uns manchmal ein bißchen zu weit vor. Aber es geht ja immer wieder gut. Und bei
meinem Lebensretter habe ich mich schon bedankt.“
    „Mit drei Dutzend Bussis“,
murmelte Klößchen in seine Teetasse und grinste.

    Nach einem längeren Schweigen
sagte Glockner: „Es ist kaum glaublich, aber ihr habt da anscheinend eine harte
Nuß aufgeknackt. Ich kann euch in allem nur zustimmen. Dieser Armin Leipel
scheint der Täter zu sein. Motiv und Tathergang — alles paßt. Ebenso eure
Theorie zu Irene Flörchinger. Aber die wird leider das Ende eurer Ermittlung
sein, nämlich eine Mauer aus Beton.“
    „Sie meinen, Herr Glockner“,
sagte Tim, „von der kriegen wir kein Geständnis?“
    „Sie müßte blöd sein. Und
lebensmüde, um es mal überspitzt auszudrücken. Man kann ihr nichts nachweisen,
Tim. Auch nicht mit der Todesfälle. Die erklärt sich mit Haß. Haß unter
Geschiedenen. Alles andere wißt ihr nur vom Hörensagen. Vor Gericht würde das
jeder Verteidiger in der Luft zerpflücken.“
    „Aber so ein... Mistweib“,
empörte sich Gaby, „darf doch nicht ungeschoren davonkommen. Sie hat gewußt von
dem Massenmord. Ganz gewiß, Papi. Aber sie hat ihren verhaßten Ex-Gatten nicht
angezeigt, denn Geld und Erbschaft sind ihr wichtiger. Und jetzt wird sie noch
mit all dem Reichtum belohnt, und die Kühnerts kriegen nichts. Das ist
ungerecht. Die Jungs können zwar die Nadja nicht leiden. Aber sie ist nur ein
bißchen...
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