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Opernball

Opernball

Titel: Opernball
Autoren: Josef Haslinger
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sich nicht mehr zurück.«
    »Ich hätte der Polizei nicht den Kellerschrank zeigen sollen«, wiederholte Feilböcks Mutter. »Alles, was sie dort gefunden haben, können sie gegen ihn verwenden.«
    Ihr Mann suchte sie zu beruhigen. »Du hast ja nicht wissen können, was da drin ist. Wir haben keine Ahnung gehabt, daß Karl noch immer mit diesen Terroristen zu tun hat. Er wollte die Ausländer loswerden. Aber das ist ja nicht unanständig, das will ich auch. Schauen Sie sich um da draußen. Man hört kein deutsches Wort mehr. Mein Leben lang habe ich die Sozialdemokraten gewählt, aber jetzt ist Schluß. Die haben die eigenen Leute verkauft.«
    Frau Feilböck schaute mich flehentlich an. »Können Sie Karl finden? Bitte finden Sie ihn.«
    »Haben Sie irgendeinen Anhaltspunkt?«
    »Ich weiß nicht. Sie sagen nichts der Polizei?«
    »Nein.«
    »Er ist Journalist«, sagte Herr Feilböck. »Er wird das nicht für sich behalten.«
    »Ich verspreche Ihnen, daß ich es für mich behalte.«
    Frau Feilböck schaute ihren Mann an. Der schien von ihrer Idee nicht begeistert zu sein. Aber er hielt sie auch nicht ab, als sie vorsichtig zu sprechen begann und ihn dabei weiter anschaute.
    »Wir haben neulich Karls Wohnung aufgelöst. Es hat ja keinen Sinn, weiter Miete zu zahlen, wenn er nicht da ist. Die Polizei hat alles auf den Kopf gestellt. Ich habe die Wäsche ausgeräumt, gewaschen und gebügelt. Dabei habe ich in einer Sakkotasche einen Zettel gefunden. Es sieht aus wie irgendeine Wegbeschreibung im Ausland. Mein Mann hat schon im Atlas gesucht, aber nichts gefunden. Wir können ja mit niemandem darüber reden. Und dann haben wir uns wieder gesagt, wenn er wirklich dort wäre, hätte er die Beschreibung doch sicher mitgenommen.«
    »Darf ich den Zettel sehen?«
    »Aber Sie sagen sicher nichts weiter?« fragte Herr Feilböck.
    »Nein. Ich verspreche es.«
    Er ging zum Tisch und hob die obere Platte ab, die offenbar zur Verlängerung der Eßfläche diente. Darunter lag ein Blatt Papier. Es war vermutlich mit einem Laser-Drucker beschrieben.
    Von Santany zwei Kilometer Richtung Felanitx.
    Dann Feldweg nach links.   
    Palme an der Kreuzung.
    Weitere zwei Kilometer.
    Ich kannte die beiden Orte, denn ich hatte einen meiner ersten Urlaube mit Heather in dieser Gegend verbracht.
    »Das ist auf Mallorca. Ich werde hinfahren.«
    »Auf Mallorca? Das ist ja dann gar nicht so aus der Welt!« Sie überlegte einen Moment. Dann fuhr sie fort: »Aber, was werden Sie machen, sollten Sie Karl wirklich finden?«
    Frau Feilböck brachte mich in Verlegenheit. Ich hatte nichts von Fred erzählt. Mir war keineswegs klar, was ich mit einem dieser Typen machen würde, wenn er mir unterkäme. Sicher würde ich mit ihm reden wollen. Und ihn dann wahrscheinlich der Polizei ausliefern. Aber das konnte ich nicht sagen.
    »Er wird es im Fernsehen bringen«, sagte Herr Feilböck. »Da ich jetzt weiß, wo das ist, kann ich auch selber hinfahren.«
    Er nahm das Blatt an sich.
    »Ich will Sie nicht daran hindern. Aber seien Sie vorsichtig. Vielleicht kennen Sie Ihren Sohn doch nicht so gut, wie Sie glauben.«
    »Hören Sie auf. Mir tut Karl bestimmt nichts. Wir haben uns nicht immer gut verstanden. Ich war ja ein alter Sozi. Aber Karl hat recht gehabt. Er hat studiert und das alles viel früher gesehen. Er ist nur in die falschen Hände geraten.«
    Herr Feilböck ging in die Küche. Er kam mit zwei Flaschen Slibovitz zurück.
    »Hier, für Sie. Und Sie sagen nichts weiter. Einverstanden?«
    Ich wollte die Flaschen nicht nehmen, aber er gab nicht nach.
    Bevor ich ging, sagte er: »Ich brauche keine Polizei. Sollte mein Bub mit dem Anschlag etwas zu tun gehabt haben, bringe ich ihn um. Wenn nicht, darf man ihn nicht einsperren.«
    Eigentlich hatte ich meinen Eltern versprochen, für ein paar Tage nach London zu kommen. Aber die Mallorca-Reise duldete keinen Aufschub. Ich sagte am Telefon, daß ich eine Woche später kommen werde. Mein Vater war empört über den Wahlausgang.
    »Die Täter waren doch Rechtsradikale. Wie können die Menschen da für die Rechten stimmen?«
    Am Ende des Gesprächs sagte er: »Komm doch nach London zurück. Ich werde sicher nicht mehr nach Wien fahren.«
    »Ich habe gedacht, Ihr kommt im Mai.«
    »Das Treffen wurde abgesagt. Man hat im Augenblick Wichtigeres zu tun, als Emigranten zu empfangen.«
    Die paar Zeilen von Feilböcks Zettel hatte ich mir gemerkt. Aber es schien mir höchst unwahrscheinlich, ihn wirklich auf Mallorca
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