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Operation Zombie

Operation Zombie

Titel: Operation Zombie
Autoren: Max Brooks
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informierte ihn über alle spezifischen Details, und tatsächlich, drei Wochen später erhielt ich eine E-Mail, in der nur stand: »Wir haben einen Spender.«
    Also haben Sie die Operation durchgeführt.
    Ich assistierte, Doktor Silva führte die eigentliche Operation durch. Er war ein angesehener Herzchirurg, der die wichtigen Patienten im Hospital Israelita Albert Einstein in Sao Paulo behandelte. Arroganter Wichser, selbst für einen Kardiologen. Es war tödlich für mein Ego, dass ich mit - unter - diesem Dreckskerl arbeiten musste, der mich behandelte, als wäre ich Assistenzarzt im ersten Jahr.
Aber was sollte ich machen ... Herr Müller brauchte ein neues Herz und ich ein neues Kräuterjacuzzi für mein Strandhaus. Herr Müller wachte nie aus der Narkose auf. Als er, wenige Minuten nachdem wir ihn zugenäht hatten, im Aufwachraum lag, zeigten sich seine Symptome. Temperatur, Puls, Sauerstoffsättigung ... Ich machte mir Sorgen, und das schien meinen »erfahreneren Kollegen« zu ärgern. Er sagte mir, dass es sich entweder um eine verbreitete Reaktion auf die das Immunsystem unterdrückenden Medikamente handelte, oder die ganz normalen, keinesfalls ungewöhnlichen Komplikationen bei einem übergewichtigen, kranken siebenundsechzig Jahre alten Mann, der gerade einen der traumatischsten Eingriffe in der Geschichte der modernen Medizin hinter sich hatte. Mich überrascht, dass er mir nicht den Kopf tätschelte, der Pisser. Er sagte mir, ich sollte nach Hause gehen, duschen, vielleicht ein wenig schlafen, ein Mädchen oder zwei anrufen, mich entspannen. Er würde bleiben, den Patienten beobachten und mich rufen, sollte eine Veränderung eintreten. [Oliveira schürzt die Lippen und kaut abermals einen Priem der geheimnisvollen Blätter, die er neben sich liegen hat.] Und was sollte ich denken? Vielleicht lag es ja an den Medikamenten, dem OKT 3. Vielleicht war ich auch nur ein Schwarzseher. Das war meine erste Herztransplantation. Was wusste ich schon? Dennoch ... Es beschäftigte mich so sehr, dass an Schlaf überhaupt nicht zu denken war. Also tat ich, was jeder gute Arzt tun sollte, wenn sein Patient leidet; ich machte die Stadt unsicher. Ich tanzte, ich trank, ich ließ Gott weiß wen oder was unaussprechlich unanständige Sachen mit mir anstellen. Die ersten paar Male merkte ich nicht einmal, dass es mein Handy war, das da vibrierte. Es musste mindestens eine Stunde vergangen sein, bis ich endlich abnahm. Graziela, meine Sekretärin, war völlig außer sich. Sie erzählte mir, dass Herr Müller vor einer Stunde ins Koma gefallen war. Ich saß im Auto, ehe sie den Satz richtig zu Ende sprechen konnte. Die Fahrt zur Klinik zurück dauerte fünfunddreißig Minuten, und ich verfluchte Silva und mich selbst jede einzelne Sekunde dieser Strecke. Ich hatte also doch Grund für meine Besorgnis gehabt! Ich hatte also doch Recht gehabt! Ego, könnte man sagen; obwohl es auch für mich schlimme Konsequenzen gehabt hätte, sollte ich Recht behalten, genoss ich den Gedanken, dass ich den makellosen Ruf des großen Silva beschädigen konnte. Als ich eintraf, versuchte Graziela gerade, die hysterische Rosi, eine meiner Krankenschwestern, zu beruhigen. Doch das arme Mädchen war untröstlich. Ich verpasste ihr eine kräftige Ohrfeige - worauf sie sich beruhigte - und fragte sie, was los wäre. Warum hatte sie Blutflecken auf dem Kittel? Wo war Doktor Silva? Warum hatten einige der anderen Patienten ihre Zimmer verlassen, und was, zum Teufel, war das für ein Klopfen? Sie sagte mir, dass die Linien auf Herrn Müllers Monitor plötzlich und unerklärlich flach geworden wären. Sie erklärte mir, sie hätten versucht, ihn wiederzubeleben, als Herr Müller plötzlich die Augen aufschlug und Doktor Silva in die Hand biss. Die beiden rangen miteinander; Rosi versuchte zu helfen, wurde aber um ein Haar selbst gebissen. Sie ließ Silva im Stich, floh aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich ab. Ich hätte beinahe gelacht. Das klang so lächerlich. Vielleicht war Superman aufgekreuzt und hatte eine Fehldiagnose gestellt, sofern so etwas überhaupt denkbar war. Vielleicht hatte er sich einfach trotz Narkose im Bett aufgerichtet und versucht, nach Doktor Silva zu greifen, um sich an ihm festzuhalten. Es musste eine vernünftige Erklärung geben ... Und doch waren da das Blut auf ihrer Schwesterntracht und die gedämpften Geräusche aus Herrn Müllers Zimmer. Ich ging zum Auto zurück und holte meine Waffe, aber mehr, um Graziela
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