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Operation Zombie

Operation Zombie

Titel: Operation Zombie
Autoren: Max Brooks
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Generation, all derer, die gekämpft und gelitten und uns dieses Jahrzehnt des Friedens ermöglicht haben, ist die Zeit gleichermaßen Gegner wie Verbündeter. Ja, die kommenden Jahre werden im Lichte einer reifer gewordenen Welt nach dem Krieg fraglos neue Einsichten und Erkenntnisse bringen. Aber viele dieser Erinnerungen könnten dann nicht mehr existieren, in Körpern und Seelen gefangen sein, die zu krank oder gebrechlich sind, um noch selbst zu erleben, wie die Früchte ihres Sieges geerntet werden. Es ist kein Geheimnis, dass die weltweite Lebenserwartung nur noch ein Schatten der Zeiten vor dem Krieg ist. Unterernährung, Umweltverschmutzung, die Ausbreitung von Seuchen und Krankheiten, die einst als ausgestorben galten, sind selbst in den Vereinigten Staaten mit ihrer neu erstarkten Wirtschaft und dem allgemeinen Gesundheitswesen derzeit die Realität; die Ressourcen reichen schlicht und ergreifend nicht aus, um alle körperlichen und psychologischen Folgeschäden zu behandeln. Nur wegen dieses Gegners, der Zeit, habe ich auf den Luxus neuer Erkenntnisse verzichtet und die Schilderung dieser Überlebenden veröffentlicht. Vielleicht macht sich jemand in Jahrzehnten die Mühe und zeichnet die Erinnerungen der viel älteren, viel weiseren Überlebenden auf. Vielleicht wäre ich ja sogar einer davon. Dies ist zwar in erster Linie ein Buch persönlicher Reminiszenzen, es enthält aber dennoch viele technologische, soziale und wirtschaftliche Details, die sich auch im offiziellen Bericht der Kommission finden, da sie in engem Zusammenhang mit den Schilderungen der Menschen stehen, die in diesem Buch zu Wort kommen. Es ist ihr Buch, nicht meines, und ich habe mich bemüht, so weit es geht, im Hintergrund zu bleiben. Die Fragen im Text sollen nur jene widerspiegeln, die der geneigte Leser vielleicht selbst gestellt hätte. Ich habe mich bemüht, auf Urteile oder Kommentare jedweder Art zu verzichten; sollte es einen menschlichen Faktor geben, der eliminiert werden müsste, so möge es mein eigener sein.

Vorzeichen

Groß-Tschunking, Volksrepublik China

    [In ihrer Blütezeit, vor dem Krieg, lebten mehr als fünfunddreißig Millionen Menschen in dieser Region. Heute sind kaum noch fünfzigtausend davon übrig geblieben. In diesem Teil des Landes fließen die Gelder für den Wiederaufbau nur langsam, da die Regierung beschlossen hat, sich auf die dichter besiedelten Küstenregionen zu konzentrieren. Es gibt keine zentrale Verwaltung, kein fließendes Wasser, abgesehen vom Jangtse. Aber die Trümmer auf den Straßen wurden geräumt, und der örtliche »Sicherheitsrat« hat neuerliche Ausbrüche nach dem Krieg verhindert. Vorsitzender dieses Rates ist Kwang Jing-tschu, ein Arzt, der seinem fortgeschrittenen Alter und den Kriegsverletzungen zum Trotz immer noch Hausbesuche bei all seinen Patienten macht.]

    Den ersten Fall eines Ausbruchs der Krankheit sah ich in einem entlegenen Dorf, das offiziell gar keinen Namen hatte. Die Bewohner nannten es »Neu-Datschang«, dies jedoch vor allem aus nostalgischen Gründen. Ihre ehemalige Heimat, »Alt-Datschang«, hatte bis in die Epoche der Drei Königreiche hinein bestanden; Bauernhöfe, Häuser und Bäume, so sagte man, seien Jahrhunderte alt gewesen.  Als der Staudamm der drei Schluchten fertiggestellt worden war und der Wasserspiegel im Stausee stieg, wurde der Großteil von Datschang Stein für Stein abgetragen und auf höherem Grund und Boden wieder aufgebaut. Aber dieses neue Datschang war keine bewohnbare Stadt mehr, sondern ein »nationales historisches Museum«. Es muss für diese armen Bauern jedenfalls eine herzzerreißende Ironie gewesen sein, dass sie mit ansehen konnten, wie ihre ganze Stadt gerettet wurde, sie selbst sie aber fortan nur noch als Touristen besuchen durften. Vielleicht beschlossen deshalb einige von ihnen, ihr neues Dorf  »Neu-Datschang« zu nennen, damit sie eine Verbindung zu ihrem Erbe aufrechterhalten konnten, sei es auch nur dem Namen nach. Ich persönlich wusste nicht einmal, dass dieses andere, »Neu-Datschang« existierte, man kann sich daher vorstellen, wie verwirrt ich war, als ich den Anruf erhielt. In dem Krankenhaus herrschte Stille; es war eine ruhige Nacht gewesen, auch wenn die Zahl der Opfer aus Verkehrsunfällen unter Alkoholeinfluss zunahm. Motorräder wurden immer beliebter. Wir pflegten stets zu sagen, dass Harley-Davidson mehr junge Chinesen auf dem Gewissen hatte als alle Gls im Koreakrieg zusammengenommen. Darum war ich
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