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Operation Glueckskeks

Titel: Operation Glueckskeks
Autoren: York Pijahn
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Büro behaupten, man sei beim Sport gewesen. Genau mein Ding.
    All das klingt, als ob der Leistungsdruck des Alltags für ein paar Stunden Pause hätte. Das Gegenteil ist der Fall. Auch wenn wir dieses Gefühl verstecken: Männern ist es peinlich, in der Sauna nackt durch die Gegend zu laufen, sobald Frauen in der Nähe sind. Warum? Weil wir immer finden, dass wir gerade etwas dünner und gleichzeitig breitschultriger sein könnten. Weil wir eine Mängelliste mit uns rumtragen, die wir auch im Schlaf aufsagen können - komische Füße, launisches Brusthaar, doofes Duffy-Duck-Tattoo auf der Schulter -, und weil wir uns taxiert fühlen. Und weil uns jedes Jahr mehr vom Body eines 50 Cent entfernt und näher an den eines Wim Thoelke bringt. Ein Problem, gegen das Männer die Saunabauchatmung erfunden haben: den Bauch gleichzeitig anspannen, einziehen, die Brust nach vorn strecken und flach weiteratmen. Der Bauch schrumpelt zu etwas zusammen, was an ein zerbeultes Waschbrett erinnert. Zumindest, wenn man an sich runterguckt. Für alle anderen sieht es einfach so aus, als würde man den Bauch tierisch einziehen.
    Ob wir uns schweißglänzende Frauen, mit nichts als einem Handtuch bekleidet, ansehen? Hell, yes!

    Einer meiner beiden großen Brüder hat mich kürzlich dafür gelobt, dass ich es schaffen würde, bereits in der Umkleide mit der Saunabauchatmung zu beginnen und sie bis zum Verlassen des Fitnessstudios durchzuhalten. Ich bin ein bisschen stolz auf dieses Lob.
    Illu. 30

    Stellt sich die Frage: Was ist mit den Frauen? Schauen sich Männer wirklich alle Frauen in der Sauna an? Die Antwort: Nein, nein, wir konzentrieren uns ganz aufs Schwitzen, üben Kopfrechnen oder betrachten den einen unserer kleinen Zehen, der so ein bisschen wie E. T. aussieht.
    Hallo-ho!? Ob wir uns schweißglänzende Frauen, denen
verklebte Haarsträhnen ins Gesicht hängen, die mit uns in einem auf 80 Grad erhitzten, dämmrigen Raum sitzen und nix anhaben außer einem Frotteehandtuch und einer leichten Röte im Gesicht, ob wir uns die genau ansehen? Hell, yes! Mann, ich bin vom einfachen Strickmuster der Männerseele selbst etwas peinlich angefasst. Ich bin mir übrigens sicher, dass Ihr Mann oder Freund da die einzige Ausnahme darstellt. Genau. Und der Papst ist Moslem.
    Die Saunasaison geht zu Ende. Und ich weiß auch schon, was ich stattdessen mache. Auf Eurosport zeigen sie nachts manchmal die Berichte von den Saunaweltmeisterschaften, die jedes Jahr in Finnland stattfinden und bei denen es darum geht, wer es am längsten in der Hitze aushält. Die schaue ich mir an, wenn ich nicht schlafen kann. Gewonnen hat 2009 übrigens eine etwas schrumpelig aussehende Russin namens Tatjana Archipenko. Sie trug einen hellblauen Badeanzug mit bunten Blumen und streckte auf der Siegesfeier einen kleinen Bauch in die Kameras. Keine Bauchatmung, dafür ein Lächeln auf den Lippen. Ich glaube, das werde ich auch mal probieren.

Wenn Männer tanzen, oder: Der gebadete Leopard
    E s gibt diesen ganz bestimmten Typ Mann: Er kommt auf die Tanzfläche und bewegt sich wie ein in Massageöl gebadeter Leopard. Er ist geschmeidig. Er ist kreativ. Aber nicht auf diese egomane Dachschaden-Art. Er reiht sich nicht in die Polonaise ein. Er ist die Polonaise. Die Luft um ihn herum flirrt, die Lichtpunkte der Discokugel rasen über seinen Körper. Er kennt jeden Song und hat eine Bassbox in der Hüfte. Eben war er noch an der einen Seite der Tanzfläche - jetzt tanzt er schon an der anderen. Er ist überall. Er schwitzt nicht, nichts macht ihm Mühe. Drei Schritte Moonwalk, einen Limbo unter einer unsichtbaren Schnur hindurch. Die Schwerkraft hat keine Macht über diesen Körper, der ein einziges Versprechen ist, Ladys. Und er sieht bei alledem wirklich unfass-bar gut aus. Die Rede ist: von mir.
    Ähem. So, jetzt wissen Sie es. Ich hatte eigentlich geplant, zu heucheln und tiefzustapeln, dass ich nur ein mittelmäßiger Tänzer bin. Einer der mit den anderen Flachpfeifen an der Bar herumsteht, um dann kurz am Rand der Tanzfläche ein bisschen vom linken auf den rechten Fuß zu hüpfen: bis ihm
das Kassengestell von der verschwitzten Nase rutscht und er über seine Gesundheitsschuhe fällt. Aber das wäre einfach gelogen. Angst vor Blamage auf der Tanzfläche, Panik hölzern und unsexy zu wirken? Ein Gefühl, das ungefähr 99,9 Prozent aller Männer kennen. Mir unbekannt. Ich bin der in Massageöl gebadete Leopard. Yes, M’am!
    Ich hatte bis dato dafür selber keine
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