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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail
Autoren: Jenk Saborowski
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sich der Leiter der Abteilung
SO ein. »Wie viele Mitarbeiter hat Ihre Bank? 80000?«
    Â»Etwas über 75000 weltweit.«
    Â»Weniger, als ich befürchtet hatte, aber leider nicht wenig genug:
Wir können so gut wie nichts für die Sicherheit Ihrer Mitarbeiter tun, derart
viele potenzielle Ziele lassen sich nicht effektiv schützen. So hart das
klingt, aber da wir im Moment nur vermuten, dass der Mord an Sophie Besson auf
das Konto der Erpresser geht, bleibt uns nur abzuwarten, bis sie wieder
zuschlagen. Vielleicht war alles nur ein schrecklicher Zufall.«
    Â»Wenn Sie meinen …«, seufzte Paul zweifelnd. »Wir müssen unbedingt
eine Panik bei den Mitarbeitern vermeiden, ich gehe davon aus, dass ich mich
auf Ihre Diskretion verlassen kann?«
    Â»Selbstverständlich, Herr Vanderlist«, antwortete der
Abteilungsleiter. »Wir setzen unseren besten Mann auf Ihren Fall an: Ulrich
Thoma wird den Krisenstab übernehmen. Er hat viel Erfahrung mit der Erpressung
von Unternehmen und ist über jeden Zweifel erhaben«, postulierte der Beamte und
stemmte sich aus dem bequemen Ledersessel. Er hielt Paul zum Abschied die Hand
hin und schaute ihm gerade in die Augen. »Wir tun unser Bestes, Herr
Vanderlist. Versprochen.«
    Paul schöpfte Hoffnung: Ulrich Thoma war kein Unbekannter. Er hatte
die Erpressung eines Lebensmittelkonzerns vor einigen Jahren erfolgreich
aufgeklärt, und die Geschichte war glimpflich ausgegangen, erinnerte er sich.
Der Aktienkurs des Unternehmens hatte die Krise fast ohne Schaden überstanden,
die Täter saßen hinter Schloss und Riegel. Er gab den Männern die Hand zum
Abschied: »Danke für Ihr Kommen, ich gehe davon aus, dass sich Herr Thoma
schnellstmöglich mit mir in Verbindung setzt.«
    Als die Beamten sein Büro verlassen hatten, ließ sich Paul in seinen
Schreibtischstuhl fallen und knöpfte sein Jackett auf. Sein Hemd war schon
beinahe wieder trocken. Thoma würde wissen, was zu tun war, der Mann war ein
Profi, sinnierte er, als ihn ein Klopfen an der Tür aus seinen Gedanken riss.
Klaus Sperber, der Vizepräsident des BKA, stand in der Tür.
    Â»Verzeihung, ich habe meinen Stift bei Ihnen vergessen«,
entschuldigte er sich mit einem Nicken Richtung Konferenztisch, auf dem ein
wertvoll aussehender Füller lag.
    Â»Kein Problem«, winkte ihn Paul herein. Sperber steckte den Stift in
die Jacketttasche, machte aber keinerlei Anstalten zu gehen. Stattdessen baute
er sich vor Pauls Schreibtisch auf.
    Â»Herr Vanderlist, ich war vorhin nicht ganz aufrichtig zu Ihnen,
aber Sie werden verstehen, dass ich das, was ich jetzt sagen werde, nicht vor
meinen Kollegen zugeben konnte.«
    Â»Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Paul, vom Tonfall des hohen
Beamten beunruhigt. Schon bildeten sich wieder erste Tröpfchen auf seiner
Stirn. Da fing es immer an.
    Â»Wir haben die Zusammenarbeit der Europäischen Polizeidienste als
Herausforderung dargestellt. Die Wahrheit ist: Ihr Fall ist der Albtraum aller
Polizisten in Europa, der Präzedenzfall für die Initiative, eine
länderübergreifende Polizeibehörde zu schaffen. Deutschland und Großbritannien
bemühen sich seit mehr als zehn Jahren darum.« Er machte eine Kunstpause. »Ich
will ehrlich zu Ihnen sein: Wir sind auf ein solches Verbrechen nicht
vorbereitet. Und Interpol mit seinen 500 Beamten, die sich hauptsächlich um
Terrorismus und Drogenschmuggel kümmern, schon gar nicht.«
    Nachdem Paul zunächst Hoffnung geschöpft hatte, wuchs jetzt wieder
sein Gefühl der Hilflosigkeit, der Kloß in seinem Magen wurde größer. Er
knöpfte sein Jackett wieder zu. Das konnte doch gar nicht sein, wie war das
möglich? Die Europäische Union gab es seit mehr als fünfzehn Jahren. Er
schluckte: »Ist das Ihr Ernst?«
    Â»Leider ja«, antwortete Sperber. »Sie können ohne jede Kontrolle von
Sizilien nach Helsinki reisen, aber bis ich den Papierkram ausgefüllt habe, um
in Südfrankreich eine Wohnung stürmen zu lassen, hat sich der Täter woanders
schon ein Haus gebaut. Und ich selbst darf mit meiner Dienstwaffe nur in
Ausnahmefällen über die Grenze, das ist die Realität, Herr Vanderlist, die
politische Realität, wie ich hinzufügen möchte. Die Polizeibehörden arbeiten
ständig daran, die Zusammenarbeit mit den Kollegen aus dem Ausland zu
verbessern. Und wir können durchaus Erfolge
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