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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail
Autoren: Jenk Saborowski
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Flughafen am Leben hielten. Wie jeden Tag
während der vergangenen zwei Wochen grüßte sie den Beamten an der
Sicherheitsschleuse und zeigte ihren gefälschten Ausweis vor. Der Mitarbeiter
der externen Sicherheitsfirma, der hier jeden Werktag Dienst tat, hieß Mark
Kenwright, ein schwergewichtiger Ire mit leuchtend roter Mähne. Mark war ihnen
schon beim ersten kleinen Test positiv aufgefallen: In ihrer Rolle einer jungen
Frau mit Kinderwagen und zu viel Gepäck hatte er ihr sehr bemüht geholfen, als
ihr ein schwerer Rucksack von der Schulter gerutscht war. Ein banales, aber
effektives erstes Auswahlkriterium für einen »freien Mitarbeiter«, wie sie es
ausdrückten. Sein psychologisches Profil hatte ergeben, dass er hilfsbereit und
ethnischen Minderheiten gegenüber aufgeschlossen war. Dies machte ihn zwar für
sie persönlich sympathisch, aber hier ging es um einen Job, und sie hatte kein
Problem, seine Hilfsbereitschaft auszunutzen. Vor etwa einer Woche hatte Mark
aufgehört, ihren Putzeimer zu kontrollieren. Damit hatte er den Zeitpunkt, den
ihr Psychologe vorhergesagt hatte, um nur 24 Stunden verpasst. Auch heute
machte er keine Anstalten, der unterernährten Frau mehr Schwierigkeiten zu
machen als unbedingt nötig. Freundlich lächelnd trat er beiseite und ließ sie
durch den Metalldetektor treten. Er schlug nicht an, denn sie hatte kaum Metall
an sich, selbst auf einen Gürtel hatte sie verzichtet, um ganz sicherzugehen.
Hinter der Schleuse begann sie, den Boden zu wienern, wie es ihr offizieller
Auftrag war. Wieder und wieder schob sie den Putzwagen ein Stückchen weiter und
wischte das nächste Segment des Plastikbodens, bis sie außer Sichtweite war.
Für die Putzrunde hatte sie in der Vergangenheit etwa zwei Stunden gebraucht.
Länger als ihre Vorgängerin, aber nicht zu lange, um Kenwright misstrauisch zu
machen. Und für ihr heutiges Vorhaben würde sie exakt zwei Stunden und zehn
Minuten brauchen. Sollte der Wachmann misstrauisch werden, wäre es schon zu
spät. Mit einem letzten Blick zurück vergewisserte sie sich, dass ihr niemand
gefolgt war, und startete den Zeitmesser ihrer Armbanduhr. Es war ihre eigene,
ein teures Herrenmodell, aber sie hatte darauf bestanden, es war ein Erbstück
ihres Großvaters, ihr Glücksbringer. Diese kleine Extravaganz konnte sie sich
leisten, denn sie gehörte zu den besten ihrer Zunft. 00:00:10. Sie atmete tief
ein. Die Zeit lief.
    KAPITEL 6
    Frankfurt am Main, Konzernzentrale der EuroBank
    Tag 1: Montag, 7. Januar, 09:44 Uhr
    In seinem Büro tigerte der Sicherheitschef der Bank nervös
vor der bodenlangen Fensterfront des 40. Stocks auf und ab und versuchte, seine
Gedanken zu ordnen. Auf seiner Stirn bildeten sich erste Tröpfchen. Er wusste,
dass ihm binnen Minuten das Hemd am Körper kleben würde. Da war er wieder, der
Angstschweiß. Was hatte Heinkel damit andeuten wollen: »Sie waren schließlich
Offizier?« Natürlich erwarteten seine Vorgesetzten von ihm Souveränität. Er
würde sie ihnen nicht so einfach liefern können. Ja, er hatte bei der Bundeswehr
gedient, zum Schluss im Rang eines Majors bei der Eliteeinheit KSK. Aber er war
abgestürzt. Tief. Nachdem bei einem Einsatz unter seiner Leitung acht Kameraden
und über vierzig Zivilisten den Tod gefunden hatten, war in seinem Leben kein
Stein auf dem anderen geblieben: er hatte den Dienst quittiert. Und seine Frau
hatte die Konsequenzen gezogen, die sie ihm schon jahrelang angedeutet hatte.
Jede Nacht wachte er auf, verschwitzt und schuldbeladen. Sein Versagen. Er
hatte Unschuldige getötet. Nicht im Krieg, sondern bei einer sogenannten
Friedensmission. Niemals wieder durfte er Verantwortung für Menschenleben
übernehmen. Nicht er, der Gescheiterte. Er hatte Jahre gebraucht, um wieder
arbeiten zu können. Nur die Unterhaltsansprüche seiner zwei Kinder hatten ihn
letztlich dazu getrieben, den Job bei der EuroBank anzunehmen. Akten und
E-Mails statt Gewehre und Munition. Hier hätte er alt werden sollen, seinem
Nachwuchs das Studium finanzieren. Selbst die Anruftiraden seiner rachsüchtigen
Frau waren seltener geworden. Und jetzt ermordete ein Verrückter Mitarbeiter
der Bank. Was sollte er tun? Er schaute an seinem Hemd hinunter, durch den
nassen Stoff waren bereits die grauen Brusthaare zu erkennen. Er sollte kalt duschen
gehen. In diesem Moment klopfte seine Sekretärin an die
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