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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail
Autoren: Jenk Saborowski
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waren, einen Flug abzubrechen, zumal, wenn
es sich um eine Transatlantik-Route handelte. Es wäre ja auch die größte
Ironie, wenn er mit diesem Riesenerfolg im Gepäck ausgerechnet bei einem
zufälligen Flugzeugabsturz ins Meer stürzen würde. Oder war er doch noch in
letzter Minute aufgeflogen? Hatte Leonid versagt? Aber selbst wenn er
tatsächlich heute Nacht den Anschlag auf Heinkel durchgeführt hatte und
festgenommen worden war – so schnell hätte er ihnen seinen Namen sicher nicht
verraten. Mao ärgerte sich darüber, dass er sich Leonid überhaupt mit seinem
richtigen Namen vorgestellt hatte. Hätte er den Heinkel-Mord doch besser
abgeblasen? Wut stieg in ihm auf. Schnell besann er sich auf das kleine
Schmuckkästchen mit Klavierlack. Das mit dem chinesischen Schriftzeichen für
»Wut« auf dem Deckel, das ihm sein Therapeut vor gefühlten hundert Jahren ans
Herz gelegt hatte. Er steckte seine aufschäumenden Gefühle hinein und schloss
den Deckel. Krampfhaft versuchte er, seine Konzentration wiederherzustellen.
Etwas Neues bei den Flugbegleiterinnen? Die Purserin redete immer noch mit
diesem grauhaarigen Mann, der sich jetzt aufmerksam im Flugzeug umschaute. Auch
in seine Richtung, aber es gab keine erkennbare Reaktion. Red dir nichts ein,
Mao, es ist sicher reine Routine. Er dachte an Philipp in der ersten Klasse,
den er so vermisste und den er auf dem Flughafen nicht einmal hatte umarmen
dürfen. Ihr großer Plan, den sie schmiedeten, seit sie sich vor vier Jahren bei
der EuroBank kennengelernt hatten, dominierte alles, sogar ihre eigenen
Gefühle. Er hatte an einem wichtigen Softwareprojekt für den Vorstand
gearbeitet, bevor sie ihn wegen dieser lächerlichen Aktienkiste entlassen
hatten. Insidergeschäft auf Basis von bei der EuroBank erhaltenen
Informationen. Pah. Die Beratungsfirma, für die er gearbeitet hatte, war sofort
eingeknickt. Fristlose Kündigung. Nur Philipp hatte heimlich zu ihm gehalten.
Bei dem Gedanken an ihre nächtlichen Treffen in dieser Zeit, die Zärtlichkeit
zwischen ihnen, die verträumten Gespräche auf Philipps Balkon unter dem klaren
Sternenhimmel geriet Mao ins Schwärmen. Nein, wir leisten uns nicht das
kleinste Risiko, Philipp, wir sehen uns erst in Buenos Aires, hatte er ihm
eingeschärft. Die letzte Meile werden wir nicht gehen, sondern rennen, mein
Liebster. Und dann werden wir glücklicher sein, als wir es uns je erträumt
haben. Und reicher. Wir werden uns ein Haus kaufen, vielleicht in Argentinien.
Oder eine Ranch, mit Pferden und allem, was dazugehört. Nach den
Mikroüberweisungen werden seinen Berechnungen zufolge immer noch gut 350000000
Euro übrig sein. Mehr als genug für alle ihre Vorhaben. Bei dem Gedanken an
sein gemeinsames Leben mit Philipp, diesem wunderbaren kultivierten Mann, wurde
ihm warm ums Herz.
    Als sie in Frankfurt mit einer butterweichen Landung aufsetzten und
die Passagiere im Gänsemarsch den Rumpf des Jumbos räumten, waren alle seine
Zweifel beseitigt. Es war nur Routine, kein Sondereinsatzkommando stürmte die
Maschine, um ihn zu verhaften, niemand legte ihm Handschellen an. Durch die
ovale Fensterscheibe konnte er sogar beobachten, wie Männer in dicken
Daunenjacken das Gepäck ausluden. Wahrscheinlich mussten sie die Maschine
wechseln. Das dauert sicher zwei Stunden, wenn sie eine neue 747 aus dem Hut
zaubern müssen. Andererseits waren sie auf dem Heimatflughafen der Lufthansa
und dem größten Deutschlands. Wo, wenn nicht hier, würde sich eine neue
Maschine auftreiben lassen? Mao hatte Zeit, er ließ vielen Passagieren, die in
Reihen hinter ihm gesessen hatten, den Vortritt und machte sich erst auf den
Weg aus dem Flugzeug, als der Gang schon fast leer war. Auf dem Weg durch den
langen Schlauch zum Terminal suchte er Philipp, er wollte zumindest einen Blick
seines Geliebten erhaschen, aber er konnte ihn nirgends entdecken. Er steuerte
auf einen Kiosk zu, um sich einen Kaffee zu holen, als ihn jemand am Arm
packte. Philipp? Sie hatten das doch besprochen. Er drehte sich um.
    Â»Herr Gruber?«, fragte ihn ein Mann mit einem roten Schnauzer. Der
Bärtige aus dem Flugzeug, der mit der Stewardess gesprochen hatte, stand hinter
ihm. Und zwei Beamte der Bundespolizei. Mao wurde schlecht. Er nickte nur.
    Â»Ich verhafte Sie wegen des dringenden Tatverdachts der Erpressung
in Tateinheit mit Anstiftung zum Mord in mehreren
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