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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail
Autoren: Jenk Saborowski
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Maßnahme, die Thater im Vorhinein
wohl niemals genehmigt hätte.« Aber ihnen blieb kaum noch Zeit. Gessner hatte
für eine Maschine nach Buenos Aires eingecheckt. Der Lufthansa-Flug 510 begann
in zehn Minuten mit dem Boarding. Wie Dominique es geschafft hatte, Paul auf
die Schnelle ein Ticket zu besorgen, blieb ihm ein Rätsel. Ebenso wie die
Airline-Mitarbeiterin, die ihn auf magische Weise erkannt haben musste, um ihn
an der langen Schlange vorbei direkt an ihren Schalter zu winken.
Glücklicherweise hatte er daran gedacht, seinen Pass einzustecken, als er
gestern die Verfolgung von Philipp Gessner geplant hatte. Mit Ausweis und
Bordkarte in der Hand stand er jetzt in der Menschentraube, die sich vor dem
Sicherheitsbereich gebildet hatte. Wie Ameisen schoben sich die Reihen nach
vorne. Einer nach dem anderen passierte das Nadelöhr des Metalldetektors.
    Er beobachtete, wie Gessner zehn Personen vor ihm seinen Mantel in
eine Plastikbox legte. Uhr und Gürtel dazu. Er duckte sich hinter einen
Chinesen. Niemand würde den Verräter aufhalten, denn er beging kein Verbrechen,
er hatte längst eines begangen. Als Paul an der Reihe war, sah er Gessner
seelenruhig an einem Ständer mit kostenlosen Zeitschriften stehen. Er suchte
sich die Bildzeitung aus. Auf der Titelseite war ein Foto der hell beleuchteten
Türme der EuroBank zu sehen. Die erleuchteten Fenster formten beinahe ein V.
»V« wie Victory. Zufall oder doch ein beabsichtigter Effekt? Sie verhöhnen uns
auch noch, ärgerte sich Paul. Jetzt war er an der Reihe. Er legte sein Ticket
und die Daunenjacke in einen Plastikkorb. Gessner faltete gerade vier weitere
Gratis-Zeitungen zusammen und steckte sie in seine Ledertasche. Als Paul durch
den Metalldetektor trat, schlug er zu allem Überfluss Alarm. Ein Treffer des Zufallsmechanismus,
aber er musste trotzdem die Arme spreizen, und ein mürrischer Beamter
überprüfte ihn am ganzen Körper mit einem schwarzen stabförmigen Gerät. Das
Kleingeld in seiner linken Hosentasche verursachte einen hellen lang gezogenen
Warnton, der wie Katzenjammer klang. Der Beamte wirkte desinteressiert,
nestelte kurz an den Münzen herum und winkte ihn dann durch. Paul entnahm seine
Jacke der Plastikbox und machte sich auf den Weg zum Gate. Das Ticket stopfte
er in die Tasche und drückte die Taste für Wahlwiederholung.
    Â»Dominique, langsam wird es eng. Wir boarden in fünf Minuten.«
    Â»Ich weiß, Paul. Solveigh tut, was sie kann.«
    Gessner saß jetzt auf einer der langen Bänke mit Plastiklederbezug
und las die Bildzeitung. Er wirkte gelöst, glücklich. Aber er hatte immer noch
zu niemandem Kontakt aufgenommen, soweit Paul das beurteilen konnte. Vielleicht
war er auch einfach nur clever und wartete damit, bis das Flugzeug gestartet
war. Auf dem Sitzplatz neben Gessner in der First Class saß eine Frau aus
Brasilien, wie Dominique ermittelt hatte. Höchstwahrscheinlich nicht ihr
Mastermind, dachte Paul. Er lehnte sich an das Schaufenster eines Ladens, der
dämliche Souvenirs wie Apfelweingläser und vermeintliche »German« Kuckucksuhren
verkaufte, »Original German«.
    Â»Paul«, meldete sich Dominique, »ich hab mir die Sitzverteilung
angeschaut. Wenn du als einer der Letzten an Bord gehst, dürfte er dich nicht
sehen. Der Flieger ist eine 747, da befindet sich die First Class im Oberdeck.«
    Â»Okay … und danke.«
    Â»Schon gut. Drücken wir uns die Daumen, dass Solveigh uns schnell
einen Namen liefert.«
    Mittlerweile war das Boarding fast abgeschlossen. Gessner hatte als
einer der Ersten die Maschine betreten. Paul seufzte und stellte sich in die
kurze Schlange. Buenos Aires. Was würde er dort noch ausrichten können? Mit dem
südamerikanischen Staat hatte Deutschland kein Auslieferungsabkommen. Er wäre
auf die freiwillige Kooperation der Behörden angewiesen. Was für ein Albtraum.
    Als Paul die Boeing betrat, begrüßte ihn die Stewardess mit einem
freundlichen »Guten Morgen. Willkommen an Bord«. Ja, genau. Herzlich willkommen
zu Ihrem Flug in die Freiheit, dachte Paul verbittert. Wenn ihr wüsstet, dass
ihr zwei der aktuell meistgesuchten Verbrecher der Bundesrepublik ausfliegt,
würdet ihr euch das mit dem schönen guten Morgen vielleicht noch einmal
überlegen. Pauls Platz war weit hinten in der Maschine, und er musste sich mehrfach
gedulden, bis Passagiere ihre Jacken und
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