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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail
Autoren: Jenk Saborowski
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Taschen in den Fächern verstaut
hatten. Als er 50H erreicht hatte, ließ er sich in den Sitz fallen und atmete
durch.
    Â»Dominique, ich werde gleich nicht mehr telefonieren können. Hat
Thater irgendeine Idee, was ich tun soll?« Eine Stewardess ließ ihn bereits
gestikulierend wissen, er möge das Handy endlich abschalten.
    Â»Hier spricht William Thater, Paul. Wir haben die Purserin Ihres
Flugs informiert, sie weiß Bescheid, dass Sie an Bord sind. Sie wird Ihnen
helfen, Gessner im Auge zu behalten. Wenn Sie Gessners Kontakt identifizieren
können, geben Sie uns direkt nach der Landung Bescheid. Viel Glück, Paul.«
    Er legte auf und schaltete das Gerät aus. Was zum Teufel ist eine
Purserin? Er würde eine der Stewardessen fragen müssen. Als die Maschine zur
Startbahn rollte, wusste er, dass es zu spät war. Dann gab der Pilot Gas. Die
vier kräftigen Triebwerke drückten ihn in den Sitz, als die Maschine
beschleunigte. Es war zu spät. Solveigh Lang hatte es nicht geschafft.
    KAPITEL 71
    Schlosshotel Fuschlsee, Österreich
    Tag 16: Dienstag, 22. Januar, 08:27 Uhr
    Solveigh Lang verspürte aufrichtiges Mitleid für Leonid.
Sie war kurz davor, ihn zu brechen. Für einen Moment hatte sie ihren stärksten
Verbündeten zwischen seiner antrainierten Fassade aufblitzen sehen: Angst. Ihr
blieb keine Wahl. Was sie im Begriff war, ihm anzutun, spottete jeder
Rechtsstaatlichkeit. Sie ertappte sich bei der Frage, ob die ECSB tatsächlich
das moralische Recht hatte, derartige Mittel einzusetzen. Sie musste sich daran
erinnern, was dieser äußerlich so sympathische Mann in den letzten Wochen
angerichtet hatte. Sie sah noch einmal Sophie Bessons Leiche in einer
Blutlache, rief sich ihr Gespräch mit der Witwe Kenteris’ ins Gedächtnis, die
ihre kleine Tochter an ihr tränenüberströmtes Gesicht presste. Nein, sie
durften diesen Verbrecher nicht schonen, sie konnten ihm diese Tortur nicht ersparen.
Schließlich würden sie ihn nicht allein mit körperlicher Brutalität zum
Aufgeben bringen, ihnen blieb nur diese eine Option. Thater hatte heftig
protestiert. »Das Kind mit dem Bade ausschütten« sei noch harmlos ausgedrückt.
Aber am Ende hatte auch er einsehen müssen, dass es die einzige Möglichkeit
war, den Namen des Initiators dieses beispiellosen Verbrechens in der Zeit
herauszubekommen, die ihnen verblieb. Es war nicht gesagt, dass sich Gessner
während des Fluges verriet, und wenn er erst einmal in Buenos Aires war, gab es
bei der ungeheuren Summe Geld, die den Tätern die Erpressung eingebracht hatte,
tausend Mittel und Wege, einer Verhaftung zu entgehen. Das konnten sie nicht
riskieren, sie mussten den Täter jetzt identifizieren, oder sie gingen das
Risiko ein, ihn niemals zu schnappen.
    Der Fernseher war aufgebaut, Agent Pollux war bereit, ihre
drastische Maßnahme in die Tat umzusetzen.
    Solveigh unternahm einen letzten Versuch, obwohl sie sich keine
großen Hoffnungen machte: »Leonid, ich bitte Sie. Zwingen Sie mich nicht, das
zu tun. Sagen Sie uns den Namen.«
    Doch Leonid schwieg. Sie sah ihm an, dass er nicht freiwillig
nachgeben würde. Sie atmete hörbar ein. Mit einem Nicken in Richtung Kamera
bedeutete sie Agent Pollux, mit dem Unausweichlichen zu beginnen. Sie beobachtete,
wie sich Leonids Rücken versteifte, als Pollux aus dem Bild trat. Das
scharfkantige Metall der Handschellen schnitt in das dünne Fleisch um seine
Gelenke, die Haut trat blutleer und hell hervor. Ein paar Sekunden blieb das
Bild eingefroren: ein schlichter Holzstuhl in einem nackten kalten Raum, eine
einfache Glühbirne baumelte an einem Kabel von der Decke. Nach einem kurzen
Moment, der für Leonid eine kleine Ewigkeit bedeuten musste, schob der
breitschultrige Engländer eine junge Frau ins Bild. Pollux schubste sie auf den
Stuhl, sie war wackelig auf den Beinen, wäre beinahe umgekippt. Leonid starrte
ungläubig auf den Bildschirm. Aber auch sie konnte ihn sehen. Sie streckte ihre
Hände nach ihm aus, und ihre Lippen formten ein Wort, das Solveigh erkannte,
obwohl es ein russisches war. Einer der wenigen Begriffe, der unabhängig von
Sprachen verstanden wird, eines der ersten Wörter, die wir im Leben sprechen
lernen: »Papa!«
    Leonids Reaktion war heftig. Wie sie es beabsichtigt hatten.
    Â»Nastasia …«, stammelte Leonid. Er wollte ihre Hände nehmen, als
stünde sie vor ihm im Raum,
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