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Onkel Deprius dunkles Erbe

Onkel Deprius dunkles Erbe

Titel: Onkel Deprius dunkles Erbe
Autoren: Harald Tonollo
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zu.
    »Quak! Quak! Wundervoll!«, lachte Karla und fuchtelte dabei mit einem Plastikbehälter vor Pollys Nase herum. »Du hier schön?«
    »Ich hier schön …«, überlegte Polly. »Ob ich es hier schön finde?«
    Karla nickte – und jetzt gerieten auch ihre dicken Wangen in Bewegung.
    Polly sah sich um. Zwar wuchsen hinter dem Haus nicht ganz so viele Disteln und Brennnesseln wie davor, aber dennoch war dieser Teil des Gartens – bis auf den Tümpel, ein verwittertes Gartenhaus und ein stachliges Rosenbeet ohne Blüten – auch ziemlich öd und steinig. »Na ja …« Polly suchte nach höflichen Worten. »… irgendwie besonders! Vielleicht ein paar Kröten zu viel …« Dann wandte sie sich ab. »Komm, Hannibal! Wir gehen besser.«
    Der kleine Terrier machte jedoch einen Riesensprung Richtung Gartenhaus, begann augenblicklich neugierig an der Türzu schnüffeln und mit beiden Vorderpfoten in der Erde zu buddeln, wobei das Loch rasend schnell tiefer wurde. Polly staunte nicht schlecht.

    »Ende!«, schrie Karla wütend. »Fertig! Aus!« Mit großen Schritten kam sie angerannt, dabei flogen ihre Arme wild durch die Luft. »Ende!«, schrie sie erneut. »Weg, du Hund!« Hannibal schaute auf, jaulte kurz und suchte das Weite.
    »Hund … nix … da rein«, keuchte Karla völlig außer Atem und zeigte auf den alten Schuppen. »Nix da rein.«
    »Was, äh, ist denn da drin?«, fragte Polly ziemlich verwirrt.
    »Na, Essen. Vorrat.« Karla kramte einen rostigen Schlüssel aus der Tasche, steckte ihn ins Türschloss und drehte ihn mühsam um. Dann stieß sie die Tür auf.
    Vorsichtig trat Polly näher.
    »Müssen Essen züchten«, erklärte Karla.
    »Natürlich!«, erwiderte Polly. »In den verschiedenen Kisten, was … was ist da denn so drin? Maden?«
    Karla nickte.
    »Kakerlaken?«
    Karla nickte erneut.
    »Blutegel?«
    Wieder nickte Karla.
    »Küchenschaben?«
    »Aber nein, aber nein!«, antwortete die Köchin entrüstet. »Küchenschaben natürlich in Küche! Aber ich jetzt kochen. Wird langsam dunkel.« Damit leerte sie schnell einen kleinen Karton mit grünlichen Fliegenlarven in den Plastikbehälter, schob Polly aus der Hütte und ging ins Haus zurück, wobei sie ab und zu herzhaft auflachte.
    Niedergeschlagen hockte sich Polly an den Rand des Tümpels. Sogleich kam Hannibal angesprungen, setzte sich neben sie und schaute zu ihr hoch. »Hast du gehört, Hannibal? Du darfst da nicht rein. Und da bin ich auch ganz froh drum. Wahrscheinlich das einzig Vernünftige hier …«
    Sie begann Hannibal hinter den Ohren zu kraulen und erzählte ihm dann, bis weit nach Anbruch der Dunkelheit, von all den Problemen, die sie mit ihrer Familie hatte.
    »Das Schöne an dir ist, dass du nie widersprichst«, sagte sie schließlich und blickte hinauf in den schwarzen Himmel.
    Kein einziger Stern war zu sehen. »Komm, du kleine Ratte!
    Ich hoffe, Karla hat an mein Schnitzel und die Pommes gedacht. Ich hab jetzt nämlich einen ganz schönen …«
    Polly stockte mitten im Satz.Das Haus! Es war kaum noch zu sehen – schwarz wie die Nacht und hinter den Fenstern brannte kein einziges Licht. »Was hat das denn jetzt wieder zu bedeuten?«, fragte sie sich genervt.
    Sie stand auf und schlich vorsichtig den Weg zurück …

Ein etwas anderes Abendessen
     
    Als Polly am Hintereingang des Hauses ankam, war sie zweimal über einen Stein gestolpert und dreimal versehentlich in Brennnesseln getreten.
    Jetzt stand sie im dunklen Hausflur und tastete die Wand nach einem Lichtschalter ab – vergeblich. Aus dem Esszimmer hörte sie Geräusche, doch auch von dort kam nicht der kleinste Lichtschimmer durch die Türritze.
    Hannibal war verschwunden.
    Polly streckte sicherheitshalber ihre Hände nach vorne und begann Schritt für Schritt in Richtung Esszimmer zu gehen. Sie drückte die Türklinke nach unten und öffnete ganz langsam die Tür. In dem Raum war es ebenfalls zappenduster. Immerhin hörte sie die Stimmen von Pampe, Palme und ihrer Mutter und ein vertrautes Schlürfen und Schmatzen. Dann wurde es plötzlich ganz still. Polly bekam eine Gänsehaut.
    »Pollyxenia«, sagte ihre Mutter endlich. »Wo warst du denn? Dein Schnitzel wird ja ganz kalt.«
    Polly verstand die Welt nicht mehr. »Wieso … esst ihr denn im Dunkeln?«, fragte sie schließlich völlig verwirrt.
    Sie hörte, wie eine Gabel oder ein Messer scheppernd auf einen Teller fiel.
    »Du liebe Güte, Bruno, gibt es hier überhaupt kein Licht?«, fragte Frau Rottentodd
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