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Onkel Deprius dunkles Erbe

Onkel Deprius dunkles Erbe

Titel: Onkel Deprius dunkles Erbe
Autoren: Harald Tonollo
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Rückspiegel. Sie frischte schnell dieFarbe ihrer Lippen mit dem neuen dunkelvioletten Lippenstift auf und fuhr den Wagen vor den Hauseingang.
    »Wow!«, rief Palme vom Rücksitz aus. »Ist ja riesig, unser neues Zuhause! Und komplett in Schwarz!«
    »Wenn man von den Stellen absieht, wo der Verputz abgeblättert ist«, ergänzte Pampe etwas ernüchternd und stieg als Erster aus.
    In diesem Augenblick öffnete sich die schwere hölzerne Haustür und ein älterer Mann mit Butlerweste, Butlerhandschuhen und Butlermittelscheitel trat auf wackligen Beinen heraus.

    »Sie müssen der Butler sein«, begrüßte Frau Rottentodd ihn. »Gestatten, Bruno«, stellte er sich vor und verbeugte sich leicht. »Wen darf ich melden?«
    »Melden?« Prospera Rottentodd machte eine wegwerfende Handbewegung und kicherte. »Wenn überhaupt, dann dürfen Sie mich
mir
melden. Ich bin Geheimrat Rottentodds Nichte. Die Erbin.«
    »Erbin?« Bruno, der Butler, wirkte ziemlich irritiert. Er schaute Hilfe suchend zu Gunther, dem Gärtner, der jedoch schnell wieder seine Schweißbrille über die Augen stülpte und so tat, als ginge ihn das Ganze gar nichts an. Doch dann hellte sich Brunos Miene auf. »Oh, der Herr Geheimrat …« Er schüttelte leicht den Kopf. »Ich werde langsam vergesslich.«
    »Wie alt sind Sie denn, Bruno?«, fragte Frau Rottentodd.
    »Genauso alt wie der Herr Geheimrat … geworden ist – 840 Jahre.«
    »Ach, dann sind Sie also einer von uns?!« Frau Rottentodd klatschte lachend in die Hände.
    Bruno reckte voller Stolz seine große Nase in die Höhe. »Selbstverständlich, wie wir alle hier.«
    »Was macht denn ein Gärtner mit einem Schweißbrenner?«, wollte Polly wissen.
    »Er vernichtet dieses fürchterliche Unkraut, diese schrecklichen, bunten Tulpen und diese hässlichen, übel riechenden Maiglöckchen.«
    »Was?« Polly war entsetzt. »Und die Disteln und Brennnesseln lässt er stehen?«
    Bruno warf Polly einen kurzen, mitleidigen Blick zu und fuhr dann fort: »Ein wundervoller Vorgarten, nicht wahr? Der Herr Geheimrat liebte ihn über alles. Und wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf: Ich kann den Herrn Geheimrat gut verstehen!«
    Na, toll, dachte Polly. Das kann ja heiter werden. Sie stieg aus und folgte den anderen in das alte zweistöckige Haus. Nachdem der Butler ihnen im oberen Stockwerk die Schlafzimmer gezeigt hatte, führte er sie durchs Erdgeschoss. »Die Küche, das Esszimmer, der Salon, die Gästetoilette, der Keller, die Entspannungspools«, erläuterte Bruno und deutete mit seinem zitternden Zeigefinger von Tür zu Tür. Gerne hätte er noch einen Vortrag über die 200 Jahre alten Möbel und die großen mittelalterlichen Gemälde an den Wänden gehalten, doch Palme unterbrach ihn.
    »Ein Pool!«, rief er begeistert. »Cool! Worauf warten wir noch!«
    Pampe schnappte seinen Koffer. »Na los! Wir bringen die Sachen hoch und kramen die Badehosen raus. – Polly, nun komm schon! Danach geht’s dir super! Wirst sehen!«
    Polly seufzte laut. »Okay, okay! Vielleicht habt ihr ja recht. Man muss wohl das Beste daraus machen.« Sie nahm ihr Gepäck und folgte den Zwillingsbrüdern langsam ins obere Stockwerk.
    Dass Butler Bruno noch mahnend den Finger hob und ihnen seinem Berufsstand entsprechend zurückhaltend »Verzeihung, aber ich glaube, es ist möglicherweise nicht das, wofür Sie es halten« nachrief, konnten die drei nicht mehr verstehen.
    Als Polly im Badeanzug und mit einem Handtuch über der Schulter nach unten kam, waren Pampe und Palme schon im Pool. Die Tür war leicht angelehnt und sie hörte die beiden kichern.
    »Pampe?«, rief sie unsicher. »Palme? Warum habt ihr denn kein Licht gemacht? Hier ist es ja stockdunkel.«
    »Keine Fenster«, antwortete Palme von irgendwoher, »keine Lampen, kein Licht. Komm einfach rein. Es ist super!« Irgendetwas stimmt hier nicht, dachte Polly und kniff die Augen zusammen.
    »Du brauchst nur zwei Schritte vorwärtszugehen und dann über den Rand zu klettern, das Becken ist nicht tief«, ermunterte Palme sie.
    Tatsächlich sah Polly, nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dass ungefähr zwei Meter vor ihr eine etwa hüfthohe Mauer war. Mehr konnte sie nicht erkennen. Das ungute Gefühl blieb. Irgendetwas … fehlte hier! Nur was? Polly ging die zwei Schritte bis zum Beckenrand. Und in dem Augenblick, in dem sie ihr rechtes Bein über den Rand hob, wurde ihr schlagartig klar, was sie vermisste: Wasser!
    Da gab es kein Plätschern, kein
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