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Onkel Deprius dunkles Erbe

Onkel Deprius dunkles Erbe

Titel: Onkel Deprius dunkles Erbe
Autoren: Harald Tonollo
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will endlich …«
    Ein markerschütterndes Gebell übertönte Pollys Schimpfen und sie hielt inne.
    »Wow!«, rief Palme beeindruckt. »Was ist das denn für eine Bestie?«
    Eilig schoben sich Pampe und Palme an ihrer Schwester vorbei.
    Frau Rottentodd folgte ihnen mit den Worten: »Pollyxenia, hör dir das an! Das muss ja ein Prachtkerl von einem blutrünstigen Hund sein.«
    Polly nickte nur verdrossen und griff nach ihrem Koffer. Auf dem kleinen Marktplatz von Ätzdorf hatte sie eine Bushaltestelle gesehen. Der Bus würde sicher zum nächsten Bahnhof fahren. Dort würde sie von ihrem letzten Taschengeld eine Fahrkarte kaufen und dann …
    Butler Bruno kam den Flur entlanggelaufen und riss sie aus ihren Gedanken. »Das ist Hannibal. Die Köchin war mit ihm spazieren. Jetzt hat er Hunger.« Mit diesen Worten stieg er vorsichtig die Treppe hinab.
    »Was frisst er denn?«, fragte Palme neugierig. »Schafe oder sogar Ochsen?«
    »Nun ja«, erwiderte Bruno. »Vielleicht nicht ganz so viel.«
    Das bedrohliche, schaurige Gebell hinter der Küchentür wurde immer lauter.
    »Er wittert uns«, erklärte Pampe fachkundig.
    »Ist er in der Küche angekettet?«, fragte Palme. »Können wir ihn mal sehen?«
    »Ich denke nicht, dass es nötig ist, Hannibal anzuketten«, meinte Bruno gelangweilt. »Aber einem Kennenlernen steht nichts im Weg.«
    Frau Rottentodd lief ein freudiger, eiskalter Schauer über den Rücken.
    Bruno ging zur Tür. Er zog sie einen Spalt breit auf und rief der Köchin zu: »Karla, ich lasse Hannibal heraus!«
    Ob Karla etwas antwortete, war durch das ohrenbetäubende Gebell hindurch nicht auszumachen.
    Die Tür war noch nicht einmal halb offen, da stürzte Hannibal aus der Küche und machte einen außergewöhnlich riesigen Satz – genau auf Polly zu, die vor Schreck ihren Koffer losließ und Hannibal mit beiden Händen auffing.
    »Das ist jetzt nicht wahr!« Mit weit geöffnetem Mund starrte Palme auf seine Schwester und schüttelte dann mehrmals ungläubig den Kopf. »Wie kann ein so kleines Hündchen so laut bellen?«
    Hannibal war ein Mini-Yorkshire-Terrier. Er maß keine 20 Zentimeter und war höchstens 15 Zentimeter hoch.
    »
Der
frisst wohl weder ein Schaf noch einen Ochsen«, bemerkte Palme enttäuscht.
    »Schade!«, sagte Frau Rottentodd nur und ging zu Karla in die Küche. »Dann besprechen wir jetzt den Speiseplan für heute. Kennen Sie Blutegelsuppe?« Mit diesen Worten schloss Frau Rottentodd die Tür hinter sich.
    Polly war begeistert. Sie kraulte Hannibal vorsichtig hinter den Ohren und dieser knurrte dabei wie eine riesige Bulldogge. »Wie kann ein süßer, kleiner Hund nur so furchterregend klingen?«, fragte sie leise.
    Da trat Bruno an ihre Seite. »Wenn ich mir erlauben darf, junge Dame, er ist eben … einer von uns.«
    »Na ja, das muss es halt auch geben«, sagte Pampe herablassend und schaute seinen Zwillingsbruder an. »Was ist? Gehen wir in den Entspannungspool?«
    »Du in die Spinnen und ich in die Ameisen. Die beißen so schön!«
    »Einverstanden!«
    Und schon waren die beiden verschwunden.
    »Darf ich den Koffer wieder auf das Zimmer der jungen Dame bringen?«, fragte Bruno Polly höflich.
    »Was? … Äh … ich weiß nicht …«
    Bruno genügte das. Er nahm das Gepäck und trug es gemächlich und mit zittrigen Schritten nach oben.
    Polly war vollkommen verwirrt. Sie sah dem Butler hinterher, als Hannibal anfing ihren Handrücken abzulecken. »Also, falls ich doch hierbleiben sollte, dann nur deinetwegen, du kleine Ratte«, sagte sie sanft und drückte den Mini-Yorkshire-Terrier an ihre Brust.

Der Krötentümpel
     
    Karla, die Köchin, war dick und rund. Sie trug eine weiße Schürze, weil Flecken darauf deutlicher zu sehen waren als auf einer schwarzen. Ihre Haare hatte sie auf dem Kopf zu einem knollenartigen Knoten zusammengebunden, der ihrer Nase nicht unähnlich sah. Karla lachte gern und laut, wobei ihr mächtiges Doppelkinn hin und her wackelte. Und Karla sprach komisch. Sie war vor einigen Jahrhunderten aus einem fernen Land zu Geheimrat Rottentodd gekommen, hatte dessen Sprache aber nie richtig erlernt. Schließlich sollte sie ja nicht reden, sondern kochen, wie der Geheimrat immer zu sagen pflegte.
    »Ah! Kleines Mädchen, kleines Hundchen!«, rief sie hocherfreut, als sie Polly mit Hannibal am Tümpel hinter dem Haus traf – dabei musste sie lachen und ihr Doppelkinn fing an zu beben.
    »Das Gequake ist so laut«, sagte Polly und nickte ihr freundlich
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