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Onkel Deprius dunkles Erbe

Onkel Deprius dunkles Erbe

Titel: Onkel Deprius dunkles Erbe
Autoren: Harald Tonollo
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Planschen, keinen Geruch nach Chlor. Es gab überhaupt kein Geräusch – außer dem merkwürdigen Gekicher ihrer beiden Brüder. Doch Polly war bereits so in Schwung, dass es kein Zurück mehr gab und sie ihr Bein auf der anderen Seite des Beckenrandes absetzen musste.
    Und tatsächlich: Da war kein Wasser …!
    Stattdessen spürte sie ein merkwürdiges Kribbeln und Krabbeln an ihrem Fuß, das sich schnell über ihren Knöchel und ihr Bein hinauf ausbreitete.
    »Palme? Pampe? Seid ihr das? Lasst den Quatsch, hört ihr?« Doch es krabbelte immer weiter.
    Polly wurde es zu dumm. Sie zog das Bein zurück und stieg aus dem Pool.
    Das Krabbeln hörte aber nicht auf.
    Sie rannte zur Tür hinaus auf den Flur … schaute an sich hinunter und …
    »Iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiigitt!!!« … schrie wie am Spieß.
    An ihrem Bein kletterten mindestens 30 kleine Spinnen mit fetten, haarigen Beinen hoch.
    Sie riss sich mit einem Ruck das Handtuch von den Schultern und schlug panisch auf die Spinnen ein. »Das ist ja ekelhaft!«, fluchte sie laut. »Ich bleibe keine Sekunde länger in diesem schrecklichen Haus!«
    Auf einmal standen Palme und Pampe hinter ihr und krümmten sich vor Lachen. Ihre Körper waren bedeckt mit Spinnen, Ameisen und Tausendfüßlern.

    Durch das Geschrei aufmerksam geworden, erschienen Frau Rottentodd und Butler Bruno gleichzeitig am Geländer des oberen Stockwerks. »Bitte!«, rief Bruno aufgeregt von oben herab. »Bitte! Geht doch wieder zurück in die Becken. Die Insekten sollen nicht aus den Entspannungspools. Und wer im Spinnenbecken war, muss sich zuerst von diesen Tierchen befreien, bevor erins Ameisenbecken oder ins Tausendfüßlerbecken steigt. Und umgekehrt. Bitte!«
    Polly konnte das alles einfach nicht fassen. Bis eben war sie noch der Meinung gewesen, ihre Familie samt deren merkwürdigen Eigenarten einigermaßen zu kennen. Aber dass sie sich in Becken voller Ameisen, Tausendfüßlern und sogar Spinnen entspannen konnte, war einfach zu viel für sie.
    Diesmal stand ihr Entschluss felsenfest: Noch heute würde sie in ein Internat gehen. Oder in ein Mädchenheim. Oder unter eine Brücke ziehen – ganz egal!
    Nur weg von diesen Verrückten.

Hannibal
     
    »Oh Mann! Was ist denn jetzt wieder das Problem?«, meckerte Palme, nachdem er zusammen mit seinem Zwillingsbruder etwa eine Stunde lang Ameisen von Spinnen und Spinnen von Tausendfüßlern getrennt hatte.
    »Palmatius! Pamphilius! Das Problem ist, dass eure Schwester ein normaler Mensch ist, der einfach nicht nachempfinden kann, wie schön es ist, in Spinnen zu baden. Und das wisst ihr ganz genau!«
    »War doch nur ein kleiner Spaß«, meinte Pampe mit Unschuldsmiene.
    »Das war nicht der erste ›kleine Spaß‹, den ihr mit Pollyxenia getrieben habt«, sagte Frau Rottentodd ernst. »Ihr wisst nicht, wie es ist, seine Freunde zu verlassen … die Schule zu wechseln … und
uns
als Familie zu haben. Menschen sind anders. Sie lieben nun mal so merkwürdige Dinge wie Blumen, Palmenstrände und Schnitzel mit Pommes. Ihr müsst das nicht verstehen, aber ich möchte, dass ihr es respektiert!« Damitbeendete sie ihre Ansprache. Sie drehte sich zur Tür und sah Polly dort stehen, neben einem gepackten Koffer.
    »Ich verlange, dass du mich sofort in ein Internat fährst!«, forderte sie mit fester Stimme und verschränkte dabei die Arme vor der Brust. »Ich habe keine Lust mehr, mich auch nur noch ein einziges Mal fies behandeln zu lassen!«
    Keiner sagte etwas.
    Frau Rottentodd begann hektisch an ihrem pechschwarzen Haar zu zupfen.
    »Mensch, Polly …«, meinte Pampe versöhnlich und stand von seinem Bett auf. »War doch nur ein kleiner Spaß.«
    »Ein kleiner Spaß?«, regte Polly sich auf. »Ein kleiner Spaß!« Plötzlich und ohne dass sie es wollte, kamen ihr die Tränen. »Ich mag eure Späße nicht mehr! Ich mag nicht mehr mit ansehen müssen, wie ihr Kellerasseln in Schimmelteigröllchen esst und Schneckenschleim trinkt.«
    »Aber der Schneckenschleim ist doch mit Wasser verdünnt«, beschwichtigte Palme sie.
    Polly verdrehte die Augen, schniefte und wischte sich die Tränen ab. »Und ich möchte nicht mehr, dass sich alle Leute umdrehen, weil meine Mutter eine Kette aus Mäuseschädeln und Ringe mit getrockneten Rattenaugen trägt!«
    »Was übrigens sehr gut miteinander harmoniert«, ergänzte ihre Mutter etwas pikiert.
    »Da siehst du’s!«, erwiderte Polly. »Ihr versteht mich einfach nicht. Ich will das alles nicht mehr, kapiert? Ich
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