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Onkel Deprius dunkles Erbe

Onkel Deprius dunkles Erbe

Titel: Onkel Deprius dunkles Erbe
Autoren: Harald Tonollo
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Vater auch immer voller Stolz, wie er am 21. Januar 1793 in Paris den Grundstein für sein Bestattungsunternehmen gelegt hatte! »Auf dem Kopfe des enthaupteten Königs«, wie er seinen Zuhörern mit stets demselben Augenzwinkern versicherte.
    Die ganze Klasse starrte Polly an und Sarah rückte mit ihrem Stuhl etwas von ihr ab.
    »Polly …?« Frau Lammbein hatte die Stirn gerunzelt.
    »Entschuldigung, das ist mir nur so rausgerutscht«, sagte Polly schnell. »Und das mit dem Klugscheißer tut mir leid.«
    »Ja … ähm … na gut …« Frau Lammbein wirkte etwas verwirrt, fing sich aber schnell wieder. »Also … die FranzösischeRevolution. Dann beginnen wir am besten noch mal bei den Ursachen für den Ausbruch …«
    Polly hörte nicht mehr zu. Sie verfluchte den Umzug. Alles ging schief, seit sie in diesem fürchterlichen Kaff und in diesem schrecklichen Haus gelandet war. Polly war todunglücklich und hatte alle Mühe, ihre Tränen zurückzuhalten.

Picknick
     
    Polly hatte das Gefühl, der Vormittag würde nie zu Ende gehen. Niemand hatte mit ihr gesprochen und sie war in den Pausen alleine im Klassenzimmer geblieben. Dann ertönte endlich der Gong und die letzte Stunde war vorbei. Polly kramte so lange in ihrer Schultasche herum, bis alle anderen den Raum verlassen hatten.
    Sie wartete noch einige Minuten, dann schaute sie aus dem Fenster auf den Schulhof hinunter. Es waren nur noch drei Jungs aus ihrer Klasse zu sehen: Leo, der Rothaarige, Fabio mit dem Piratentuch und ein komischer Typ aus der ersten Reihe, der alleine saß und ununterbrochen auf seine Tischplatte gestarrt hatte.
    Fabio und Leo redeten lachend auf ihn ein, bevor sie ihm auf die Schulter klopften und in Richtung Straße verschwanden. Der andere Junge steckte sein kariertes Hemd ordentlich in die Hose, strich sich mit der Hand einmal über die Haare und verließ dann ebenfalls den Schulhof.
    Die Luft war rein. Polly schnappte sich ihre Tasche und rannte los.
    Die Bushaltestelle war nicht schwer zu finden. Doch schon im Näherkommen sah sie, dass ausgerechnet der Junge mit dem karierten Hemd auch auf den Bus nach Ätzdorf zu warten schien.
    Okay, dachte sie, was soll’s … Sie ging langsam weiter, ließ sich neben ihn auf die Bank fallen und sagte: »Hallo.«
    Der Junge drehte sich zu ihr, brachte ein schiefes Lächeln zustande und wandte sich schnell wieder ab.



»Ich bin in deiner Klasse«, fügte Polly hinzu.
    Keine Reaktion.
    Na toll, dachte Polly, stand auf und studierte den Fahrplan. Der Bus kam erst in zwölf Minuten. Eine Ewigkeit! Sie setzte sich wieder. »Wohnst du auch in Ätzdorf?«
    Der Junge nickte.
    »Wie ätzend … äh, wie schön, meine ich natürlich. Wie schön!« Ich trete von einem Fettnäpfchen ins andere, dachte Polly und sehnte den Bus herbei. Sie schaute auf die Uhr. Noch zehn unendliche Minuten! Dann fiel Polly eine Frage ein, auf die ihr Klassenkamerad nicht einfach nur mit einem Kopfnicken antworten konnte. »Wie heißt du eigentlich?«
    Der Junge blickte zu ihr auf und Polly befürchtete schon, dass er nur wieder nicken würde, doch dann fragte er: »Ich?«
    Polly schaute sich leise seufzend um. Es war weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Sie überlegte, ob sie diese
Unterhaltung
nicht vielleicht besser beenden sollte, da sagte der Junge: »Pit.«
    Jetzt nickte Polly. »Hi, Pit. Ich bin Polly.«
    Pit nickte.
    »Polly Rottentodd.«
    Pit nickte erneut.
    »Und wie heißt
du
mit Nachnamen?«
    »Pit Nick.«
    Polly nickte – und prustete los.
    »Lustig, was?«, sagte Pit ernst. »Kannst ruhig
auch
Picknick zu mir sagen – wie alle anderen.«
    »Entschuldige!«, bat Polly. »Es tut mir leid. Ich wollte dich wirklich nicht kränken. Tut mir echt leid … und ich wollte auch nicht Picknick zu dir sagen. Das find ich total blöd. Du bist Pit. Okay?«
    »Klar«, sagte Pit, ohne zu nicken.
    Polly warf rasch einen Blick auf ihre Uhr.
    Noch zwei Minuten.
    Sie stützte den Kopf in die Hände und schwieg.
    Und endlich kam der Bus …

Magia
     
    Polly saß mit Hannibal auf dem Schoß in Karlas Küche. Sie stocherte lustlos in ihrem Mittagessen herum: Spinat mit Spiegelei und Salzkartoffeln.
    »Viel gesund für Mensch«, belehrte Karla Polly und deutete mit der tropfenden Spülbürste auf den Teller.
    Polly nickte und musste dabei unwillkürlich an Pit Nick denken. Komischer Typ. Irgendwas stimmt nicht mit dem.
    Sie hielt Hannibal ein Stück Kartoffel vor die kleine Schnauze, doch der drehte nur beleidigt den Kopf
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