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One Night Wonder

One Night Wonder

Titel: One Night Wonder
Autoren: Kira Licht
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gerade verarscht. Er scheint es ernst zu meinen.
    »Ähm, cool«, sage ich.
    »Und du?«
    »Ich mache Architektur.«
    »Klingt auch gut!«
    Ich denke mir gerade noch, dass er doch ziemlich gut aussieht, als sich eine Dunkelhaarige neben ihn stellt und seinen Arm nimmt.
    »HÜ«, sagt sie zu mir, und ihre Augen ergänzen: »Fass ihn nicht an, das ist meiner.«
    »Hi!«, sage ich und lächle. Na toll, er ist vergeben.
    »Kommst du mit runter?«, fragt sie ihn. Paul nickt.
    »Man sieht sich!«, sagt er zu mir, dann lässt er sich von ihr wegziehen. Ich werfe einen Blick auf meine Uhr. Gerade mal drei, kurz vor fünf fährt der erste Zug nach Hause. Also, zum Bahnhof muss ich bestimmt zwanzig Minuten laufen, dann ist es schon fast halb vier, dann nur noch etwas über eine Stunde warten, dann kommt der Zug. Was soll’s. Ich hole meinen Mantel und verlasse die Party. Der Weg zum Bahnhof ist gut beleuchtet und kürzer, als ich gedacht habe. Am Bahnsteig weht ein eisiger Wind. Ich fühle meine Nasenspitze bald nicht mehr. Vielleicht ist es klüger, so lange zurück in die Bahnhofshalle zu gehen. Und tatsächlich, ich habe Glück: Gerade öffnet ein kleiner Frühstücks-Imbiss. Es riecht verlockend nach frischen Croissants und Kaffee. Ich erstehe ein Schokohörnchen und eine heiße Schokolade und lasse mich als einziger Gast auf einem der Hocker vor den hohen Stehtischen nieder.
    In dem Fernseher an der Wand läuft das Nachtprogramm eines Musiksenders. Ich sehe nur mit einem Auge hin, als mir plötzlich das Herz stehen bleibt. Da ist Lukas mit seiner Band! Gerade betreten sie das Studio und lassen sich neben dem Moderator auf der Couch nieder.
    »Entschuldigen Sie!«, rufe ich dem Typen hinter der Theke zu. »Könnten Sie das kurz mal lauter stellen?«
    Er nickt und drückt auf der Fernbedienung herum. Als der Ton lauter wird, erzählen die Jungs soeben, dass sie vor Kurzem einen Plattenvertrag unterschrieben haben. Ich gucke mir Lukas an und meine, dass er irgendwie traurig aussieht. Plötzlich habe ich keinen Hunger mehr. Ich bedanke mich bei dem Verkäufer, verlasse das Café und ziehe mit meinem Kakao doch wieder auf den Bahnsteig um. Dort ist es menschenleer. Die Planken der Holzbank sind eiskalt.
    Ein Plattenvertrag. Sie haben es echt geschafft, und das in so kurzer Zeit. Ich freue mich für ihn. Was hatte Debo noch gesagt? »Ein Musiker, wie cool!« Er wird jetzt an seiner Karriere basteln, er bekommt die Chance, seinen Traum zu leben. Er wird viel unterwegs sein, viele Leute kennenlernen und wahrscheinlich noch mehr Frauen.
    Ich sage mir, dass ich es so gewollt habe. Und schon kommt mir David in den Sinn. Vielleicht stehe ich mir wirklich manchmal selbst im Weg?
    Ein kalter Windstoß greift in meine Haare, und ich warte allein auf meinen Zug, wie ich es schon so oft getan habe.
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