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One Night Wonder

One Night Wonder

Titel: One Night Wonder
Autoren: Kira Licht
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Stoppeln pro Wange, die nach vier Tagen einfach nur unkoordiniert abstanden. Er sah aus wie ein gerupftes Huhn. So etwas ist kein Bart!
    »Das ist mein Dreitagebart«, fügte er noch hinzu.
    Na klar, und warum rasierte er auch die anderen Stellen nicht mehr? Gab es so was wie eine Dreißig-Tage-Achsel? Ich wollte es lieber nicht wissen. Ich hatte einfach genug. Und jetzt war ich genervt.
    »Okay, Bart oder nicht Bart, es ist aus.«
    Er sah mir mit einer Mischung aus Abscheu und Herablassung ins Gesicht.
    »Du bist eine arrogante kleine Zicke, die sich schon immer für was Besseres gehalten hat. Ich hoffe, du fällst noch mal so richtig auf die Schnauze damit.«
    »Dann wünsch mir Glück«, sagte ich kalt. »Und jetzt hau endlich ab.«
    Er raffte seine Sachen zusammen, warf sich den Rucksack über die Schulter und verschwand aus dem Schlafzimmer. Kurz darauf knallte die Haustür zu, und im selben Moment fing ich an zu heulen. Drei Jahre, und dann so ein Ende. Und es war alles meine Schuld! Ich hatte ihn noch nie mit so einem hässlichen Gesichtsausdruck gesehen wie gerade, als er mir die Beleidigungen an den Kopf geworfen hatte. Immer noch heulend krabbelte ich aus dem Bett, verfing mich mit den Füßen in dem Saum meines langen Nachthemds und taumelte wie blind ins Wohnzimmer Richtung Telefon. Jule ahnte sofort, was passiert war. Sie übernachtete die nächsten drei Tage bei mir, weil ich nicht alleine schlafen konnte.
    Eine Woche später bekam ich eine SMS von Mark, in der er sich für seine bösen Worte entschuldigte. Wir beschlossen, uns zu treffen, weil er auch noch meinen Wohnungsschlüssel hatte. Als ich ihn wiedersah, stellte ich fest, wie erleichtert er wirkte. Er sah zwar noch verwahrloster aus, aber er wirkte zufrieden. Ein halbes Jahr lang hatte ich keinerlei Interesse an männlichen Bekanntschaften. Wahrscheinlich traf mich die Welle der aufkeimenden Neugier deshalb so heftig, dass sie mich einfach mit sich riss.
    *
    Ein bedrohliches Grollen beendet meinen gedanklichen Ausflug zu Mark. Es blitzt, und dann öffnet der Himmel seine Schleusen. Das harmlose Tröpfeln verwandelt sich in einen apokalyptischen Sturzbach, das Firmament wird zunehmend schwärzer, graue Wolkenfetzen rasen vorbei. Das hat man vom Träumen! Innerhalb weniger Sekunden ist mein Parka durchnässt, meine Haare tropfen, und die Jeans klebt an meinen Beinen. Ich renne los.

2. Kapitel
Gib mir Ringel, Baby
    »Party, Party, lalalala …«
    »Ich kann’s nicht mehr hören.«
    »Pahahaharty, lalalala …«
    »Lass es.«
    »Party!«, lacht Jule und pustet den Qualm ihrer Zigarette den Leuten am Nebentisch um die Ohren. Und das trotz des nicht zu übersehenden Rauchverbots in der Cafeteria.
    »Jule, hör endlich auf!«
    »Sag, dass du hinkommst!«
    »Ich weiß noch nicht, mir tut mein Hals weh.« Meine unfreiwillige Outdoor-Dusche vor zwei Tagen zeigt noch nicht hundertprozentig klar abzuschätzende Nachwirkungen. Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, ist eine Erkältung.
    »Party, Party, Party, Party …«
    »Okay, hör auf!«, flehe ich sie an. »Ich komme mit, ich will nur nie wieder dieses Wort hören müssen. Zumindest heute nicht.«
    »Okay.« Jule guckt wie eine zufriedene Katze. Ich ziehe einen Schmollmund.
    »Es kommen bestimmt auch Männer«, tröstet sie mich.
    »Noch mehr außer Schatz?«, spiele ich ihr Spiel mit. Jetzt zieht Jule einen Flunsch. Schatz heißt eigentlich Tobias und ist Jules Freund. Beide haben die Benutzung ihrer Vornamen zugunsten von Koseworten aufgegeben. Und weil Schatz Wirtschaftswissenschaften studiert und die Party morgen eine Semester-Opening-Party der Wiwis ist, will er da hin und Jule dann natürlich auch. Und ich muss wohl automatisch mit. Logischer Dreisatz, jedenfalls nach Jules Meinung. Na gut, habe ich mich also überreden lassen. Außerdem ist es ja nicht so, dass ich nicht gerne Zeit mit Jule verbringe. Ich mag auch Tobias. Aber Donnerstagspartys, wenn man freitags Uni hat, sind blöd, weil man sich vornimmt, nichts zu trinken, und dann tut man es doch und hat am nächsten Tag keine Lust zum Aufstehen.
    Wobei sich Trinken bei mir auf einen Cocktail oder zwei Sekt beschränkt, ich vertrage nämlich nicht viel. Vielleicht hatte Mark doch recht, und ich bin ein Streber. Andere Leute würden da gar nicht drüber nachdenken!
    Vier Stunden später kämme ich meine Haare vor dem Badezimmerspiegel, während ich mich in einem inneren Dialog mit meinen Mandeln befinde: Krank oder nicht krank? Ich
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