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One Night Wonder

One Night Wonder

Titel: One Night Wonder
Autoren: Kira Licht
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spüre ich Blicke in meinem Rücken. Man kann ja angeheitert sein, wie man will, so etwas merkt man immer. Mit einem Schwung drehe ich mich um. Irgendwo am Rande der Tanzfläche steht Timo mit seinen Leuten. Alle labern, er starrt mich an. Ich drehe mich wieder zu Jule zurück und schwinge Haare und Hüften. Er kann mich mal.
    Dann, nach fünf weiteren Liedern, bin ich diejenige, die mal für kleine Königspinguine muss. Jule ist das ganz recht, sie will Schatz mal aus seinem Salzsäulenstatus erlösen. Auf der Damentoilette erschrecke ich mich vor meinem eigenen Spiegelbild. Verschwitzt und glänzend, Make-up war einmal, und meine Haare hängen einfach so herunter. Ich bin dank Neonbeleuchtung noch blasser als sowieso schon. Der schwarze Kajal lässt meine Augen wie dunkel gerahmte Höhlen erscheinen, und das magentarote Haar umgibt meinen Kopf wie ein Kranz aus flüssigem Magma. Ich sehe wirklich aus wie ein Dämon!
    Entschlossen, mein höllisches Aussehen zu ignorieren, stiefle ich wieder hinaus. Dann von rechts auf einmal ein Schatten. Eine große Gestalt löst sich aus der Dunkelheit.
    »Wir haben wohl beide keinen Orientierungssinn«, sage ich, als ich erkenne, um wen es sich handelt.
    Er gibt mir keine Antwort. Ich sage nichts, er wartet. Ich sage immer noch nichts, er bleibt stumm. Sturkopf! Zur Überbrückung der zähen Stille trinke ich einen weiteren Schluck von meinem weißen Rum.
    »Und was trinkst du da?«, bricht er endlich das Schweigen. Haha, gewonnen. Zweiter Punkt für mich.
    »Es sollte ein Caipi werden. Der Barkeeper hat allerdings die Zutaten vergessen, abgesehen vom Rum.«
    Seine Wodkaflasche ist er inzwischen losgeworden, er wirkt jedoch nicht im Mindesten angetrunken. Ganz im Gegensatz zu mir, die sich leicht schwebend fühlt. Er lächelt nicht, er zeigt mehr die Zähne. »Und wo sind deine Leute?« Er betont das Wort »Leute«.
    »Keine Ahnung«, gebe ich betont lahm zurück. Er verteilt echt Retourkutschen für alles, wie ein Spiegel.
    »Lass uns rausgehen.« Mit diesem Satz habe ich wieder die Oberhand. Ich merke, wie er wieder unsicherer wird. Irgendwie finde ich das süß, obwohl mich diese Unentschlossenheit auch nervt. Ich mache einen kleinen Schritt auf ihn zu, er zuckt leicht zurück, bewegt sich aber keinen Zentimeter.
    »Dann lass uns tanzen gehen«, schlage ich als Alternative vor.
    Er guckt zwar immer noch, als wolle ich ihn beißen, aber er nickt. Auf dem Weg zur Tanzfläche geht er hinter und nicht neben mir, seltsam. Wir bleiben etwas mehr am Rand, in der Mitte ist es einfach zu voll. Ich stelle mich ganz nah an ihn heran und beginne, mich im Takt der Musik zu bewegen. Ob er schon ahnt, was ich mit ihm vorhabe? Ich kann mich einfach nicht mehr beherrschen und muss ihn anfassen. Mit meiner linken Hand streiche ich langsam seinen nackten Arm hoch. Er bekommt eine Gänsehaut. Dann greift er sich meinen Cocktail und schüttet den ganzen Rest in sich hinein. Ich bin fast ein wenig beleidigt. Doch trotzdem drücke ich mich enger an ihn ran. Sein Kopf beugt sich zu mir herüber, und fast hätte ich gedacht, er würde mich küssen. Doch er legt nur seine Wange an meine. Sein ganzer Körper besteht nur aus sehnigen Muskeln, ich kann es bei jeder Bewegung spüren. Wir tanzen eine Weile eng aneinandergedrückt, ohne uns anzufassen. Seine linke Hand hält mein leeres Cocktailglas, sein Mund ist nah an meinem Ohr.
    Ich drücke meine Wange näher an sein Gesicht und schließe die Augen. Endlich, ich hatte schon gedacht, es würde gar nicht mehr klappen. Und er riecht so verdammt gut, da ist es auch egal, dass er für meinen Geschmack arg kurze Haare hat. Ich schiebe beide Hände unter sein Shirt. Seine Haut ist glatt und makellos. Meine Fingerspitzen gleiten von den Schulterblättern Richtung Steiß, meine Nägel kratzen dabei leicht die Haut. Er bekommt schon wieder eine Gänsehaut, aber er fasst mich nicht an. Ich wiederhole die Prozedur. Jetzt stöhnt er leise, und ich bin entzückt. Ich will, dass er mich auch anfasst, aber er macht keinerlei Anstalten. Ich greife nach dem leeren Glas in seiner Hand und stelle es achtlos auf den Boden zwischen uns. Dann drücke ich mich wieder nah an ihn. Doch es passiert nichts.
    »Fass mich an«, flüstere ich schließlich.
    Sofort liegen seine beiden Pranken auf meinem Po. Ein vorsichtiges Streicheln. Hm. Er scheint die Leidenschaft nicht unbedingt gepachtet zu haben. Meine Finger sind immer noch unter seinem Shirt, er schiebt ein Bein zwischen meine
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