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Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
Autoren: Michael Wagner
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Mühe hatte, sich auf dem Sitz zu halten. Die Strecke war sehr uneben und das höllische Tempo tat ihr Übriges. Hinter dem Fahrzeug wirbelte eine Wolke feinen Sandes in den Himmel. Die Wüstenpiste führte ungefähr zweihundert Meter vor ihm nach Süden. Er hatte jetzt noch eine Minute Zeit, bis er eingreifen konnte. Der Fahrer schonte den Jeep nicht. Sicher hatten sie Verspätung und er gab tüchtig Gas. Er kontrollierte das Gewehr.
    Perfekt.
    Noch dreihundert Meter. Er blickte durch das Visier. Der Fahrer grinste, weil ihn der Mann auf dem Rücksitz gegen die Schulter geschlagen hatte. Er sollte sicherlich das Tempo mäßigen. Der Scharfschütze hob den Kopf, schätzte die Entfernung und legte an.
    Der Mann auf dem Rücksitz kippte vom Jeep, ohne das seine beiden Freunde es bemerkt hätten. Als nächstes sackte der Beifahrer nach vorne und schlug hart gegen das Armaturenbrett. Viel zu überraschend für den Fahrer. Bevor er auch nur etwas bemerkte, traf ihn die nächste Kugel direkt in die Stirn. Er verriss das Lenkrad. Der Jeep bäumte sich sofort auf, hob über den rechten Kotflügel ab und überschlug sich wie in Zeitlupe gut ein Dutzend Mal. Der Scharfschütze konnte die krachenden Geräusche selbst aus der Entfernung gut hören. Doch dann war es still. Alles wurde von einer riesigen Staubwolke verdeckt. Der Schütze blieb solange in seiner Deckung, bis sich der Staub gelegt hatte. Er nahm langsam sein Fernglas heraus, justierte es scharf und suchte das Gelände ab. Der zerstörte Jeep lag auf der Seite. Die Motorhaube war herausgerissen und hatte sich einige Meter neben dem Wrack in den Boden gebohrt. Ein Reifen hatte sich selbständig gemacht und war beinahe zwanzig Meter weit gerollt.
    Selbst Teile des Motorblocks waren auf dem Wüstensand verteilt. Die beiden Männer lagen regungslos einige Meter daneben im Staub. Ebenso der, den er zuerst erwischt hatte. Keiner der Männer rührte sich noch. Es hätte ihn auch gewundert, hatte doch jeder von ihnen eine Kugel mitten in die Stirn bekommen.
    Langsam packte er seine Sachen zusammen, nahm das Gewehr auseinander und legte es sorgsam in das Futteral. Er steckte das Futteral zusätzlich noch in einen staubdichten Beutel. Dann packte er alles in den Rucksack, schulterte ihn und machte sich auf den Weg. Als er den kleinen Abhang hinunterstapfte, nahm er zwei Dinge zur Hand. Eine Pistole und seine Kamera, die er nutzte, um die Toten zu fotografieren. Ohne fotografischen Beweis gab es kein Geld. Die Waffe benötigte er nicht mehr. Drei Schüsse, drei Tote. So sollte es sein. So war es auch. Er machte gleich mehrere Bilder von den Leichen. Sicher war sicher. Als er fertig war, zog er sich sein Halstuch über den Mund. Ohne sich umzuschauen, ging er locker in die Richtung, aus der er auch gekommen war.
    *
     
     

     
     

     
     

Mai 2013
    Maritim Hotel, Bonn
    Der Applaus brandete auf und kannte kein Ende. Die Besucher des Fachvortrages des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in Bonn waren begeistert. Es handelte sich um ein fachkundiges Publikum. Wissenschaftler, Fachjournalisten, sogar einige Kollegen aus dem Ausland waren extra angereist.
    Alles Menschen, zu deren Dasein eine gesunde Skepsis und eine große Portion Abgeklärtheit gehörte. Doch was sie eben hier zu Ohren bekommen hatten, war nicht nur ein brillanter Vortrag eines genialen Redners gewesen. Er hatte sich sein Publikum zurecht gelegt und dann hatte er die Bombe platzen lassen. Es ging um eine neue Methode zur Phosphorrückgewinnung. Was für die meisten Laien wie böhmische Dörfer klingen mochte, war in Wahrheit eines der drängendsten Probleme der Menschheit. Die Phosphorreserven der Erde waren endlich, ebenso wie die Ressourcen an Erdöl. Nur war sich dessen jeder bewusst, der den Benzinpreis verfolgte. Die Phosphorkrise aber brodelte im Geheimen.
    Egal ob Pflanze, Tier oder Mensch – jeder lebende Organismus muss Phosphor zu sich nehmen, um zu wachsen. Ohne Phosphor ist kein Leben auf der Erde möglich. Außerdem ist Phosphor ein wichtiger Nährstoff für Pflanzen und deshalb ein Hauptbestandteil von Kunstdünger. Das chemische Element ist Trägersubstanz der Erbinformation und für den Energiestoffwechsel wichtig.
    In der Agrarwirtschaft setzen Landwirte daher phosphathaltige Düngemittel ein, um die Ernteerträge zu erhöhen. Auch in der Industrie ist Phosphor ein wichtiger Grundstoff. Seit Erfindung des Kunstdüngers zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich der Ertrag aus der
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