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Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
Autoren: Michael Wagner
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effizienter.“
    Eine weitere Journalistin meldete sich zu Wort. „Wie sieht es mit den Exportchancen für ihre Anlage in die Dritte Welt aus?“
    Seine Mundwinkel umspielte ein kleines Lächeln, als er auf die Frage kurz antwortete, „Aufgrund der einfachen Konzeption der Anlage ist die Möglichkeit, diese Anlagen auch in der Dritten Welt aufzustellen, sehr gut.“
    In Wirklichkeit stand Winkmüller längst mit den Verantwortlichen einiger Länder in Verbindung. Er hatte längst im Stillen eine Firma gegründet, die die Vermarktung der Anlage vorantrieb. Doch war er nicht Kopf dieser Firma, sondern das erledigte ein Freund von ihm. Sein Name tauchte nur als wissenschaftlicher Berater auf.
    Wissenschaftlern, die aus ihren Erfindungen oder Entdeckungen Profit schlugen, haftete noch immer ein Makel an. Für einen richtigen Wissenschaftler galt es als unethisch.
    Winkelmüller gehört nicht mehr zu dieser Art Wissenschaftler. Für ihn war es durchaus ehrenhaft, Geld zu verdienen.
    In der ersten Reihe saßen Mitarbeiter des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Darunter war auch der direkte Vorgesetzte von Gernot Winkmüller. Professor Egidius Sachs gehört noch zur alten Garde der Wissenschaftler. Sich des Geldes wegen einer einzigen Firma anzuschließen hielt er beinahe für ehrenrührig.
    Er hörte interessiert die nächste Frage, die von der Presse gestellt wurde. Eine junge Redakteurin eines Wissenschaftsmagazins stand auf.
    „ Im Internet ist von Anlagen die Rede, die schon die vierfache Effizienz haben sollen. Ist das real?“
    Winkmüllers Blick verfinsterte sich. Er überlegte einen Moment lang.
    „ Wenn Sie irgendwo Geld her haben wollen, dann müssen Sie mit solchen Meldungen ins Internet gehen, dann kommt nämlich genauso jemand wie Sie und sagt, Donnerwetter! Das ist aber wirklich was Neues. Da sage ich, bitte, messt doch die Leute an ihren Ergebnissen und nicht an ihren Ankündigungen!“
    Die junge Frau ließ nicht locker.
    „ Aber ist es nicht erstaunlich, dass da auch seriöse Publikationen mitmachen?“
    Diesmal brauchte er nicht lange zu überlegen.
    „ Ja, die Wissenschaft lebt davon, dass sie Effekte aufzeigt, aber die Realisierung bis zum Engineering hin ist häufig viel schwieriger. Das ist der Unterschied zwischen Wissenschaft und Anwendung.“
    Professor Sachs zog eine Augenbraue hoch. Für ihn ein Zeichen von Skepsis und Ablehnung. Anwendung. Das bedeutete wirtschaftlichen Profit in letzter Konsequenz.
    Als er vor ein paar Jahren den jungen Doktoranden Gernot Winkmüller das erste Mal sah, war ihm klar, hier einen Wissenschaftler mit Zukunft vor sich stehen zu haben. Aber es hatte nicht so lange gedauert, bis er das erreicht hatte, was Sachs sich von ihm erhoffte. Innerhalb viel kürzerer Zeit war Winkmüller der neue Star am Forscherhimmel in Deutschland. Es gab sogar schon Menschen, die seinen Namen in Zusammenhang mit dem Nobel-Preis nannten.
    Erfolg jedoch ruft auch immer Neider auf den Plan. Hier war es auch nicht anders. Einige wenige applaudierten nicht. Auch blieben sie demonstrativ sitzen, als Winkmüller seine Fragestunde beendet hatte und höflich und bescheiden ins Auditorium lächelte.
    Zu ihnen gehörten zwei seiner Kollegen und ein Mann, dem man seine nordafrikanische Herkunft deutlich ansah. Mit schwarzem, streng zurückgekämmtem Haar saß er neben einem Gast, der heftig applaudierte. Der Mann nickte ihm freundlich zu, um ihm zu zeigen, dass er auch aufstehen solle, um zu applaudieren. Doch Badr al Din Kerkour, ein Delegierter der marokkanischen Firma OCP, blieb sitzen. Was ihm der Simultanübersetzer über den Knopf im Ohr berichtet hatte, machte ihm Kopfzerbrechen. Es gefährdete sogar die Pläne seiner Firma. Die Firma hatte ein Großprojekt angeleiert, um in internationalen Wettbewerb, vor allem gegen China bestehen zu können.
    Das gesamte Investitionsvolumen für den Ausbau der Phosphatindustrie belief sich auf rund 8,7 Milliarden Euro. Ziel des marokkanischen Phosphatherstellers OCP war, bis 2020 den Phosphatabbau auf 50 Millionen Tonnen zu verdoppeln und rund 80 Prozent davon im Land zu verarbeiten.
    Auf der Bebauungsfläche des Safi Phosphat Hubs in der Nähe des neuen Industriehafens der Küstenstadt Safi waren neben mehreren chemischen Produktionseinheiten auch der Bau eines 350 Megawatt-starken Wärmekraftwerks und eine Meerwasserentsalzungsanlage geplant. Hinzu kamen Zentren zur Forschung und Entwicklung im Bereich Phosphatabbau und - Verarbeitung.
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