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Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
Autoren: Michael Wagner
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Herrn hier vor mir.“
    Demian Roberts entgleisten die Gesichtszüge. „Was hast Du gesagt? Oskar? Ich hoffe, das ist ein schlechter Scherz!“
    Er machte wieder die schneidende Geste vor dem Hals. Der Aufnahmeleiter zögerte. Er zögerte so lange, dass Tausende von Zuhörern das Folgende live miterlebten.
    Der Schuss zerriss die Stille. Hell zuckte förmlich zusammen.
    „ Weg, weg, nimm ihn vom Sender!“, brüllte Roberts.
    Hell befand sich ein paar hundert Meter vor der Abfahrt. Seine Nackenhaare standen noch immer aufrecht. War das gerade ein schlechter Scherz gewesen? Spielte da einer mit dem Moderator? Solche Dinge hatte Roberts schon öfter erlebt. Dafür hatte er ein Team an Mitarbeitern engagiert, die die Anrufer checken sollten, bevor sie auf Sendung kamen. Um die Spinner auszusondern.
    Roberts drehte beinahe durch, er warf den Kopfhörer gegen die Glasscheibe, doch der Aufnahmeleiter blieb auf Sendung.
    So hörte Hell, aber auch tausende andere die letzten Worte des potentiellen Mörders.
    „ Ich wollte nur noch die Adresse durchgeben. Für die, die es für einen Witz halten. Ich mache keine Witze. Fahrt in die Friedensstraße nach Niederpleis. Sein Name war Jan Schnackenberg.“
    Dann war es still. Oskar hatte aufgelegt. Hell reagierte sofort. Er schnappte sich das Telefon.
    „ Hier ist Oliver Hell. Ich brauche sofort die Adresse und Hausnummer von einem Jan Schnackenberg in Sankt Augustin-Niederpleis. Es wurde ein Mord gemeldet. Im Radio. Es fiel ein Schuss.“
    Wie es der Zufall wollte, lag der Ortsteil Niederpleis nicht weit von Hells eigenem Wohnort entfernt. Er setzte das Blaulicht auf das Dach, wartete mit der Sirene noch so lange, bis er die Hausnummer genannt bekam. Das SEK wurde informiert.
    Er gab Vollgas.
    Hell würde weit vor dem SEK dort ankommen.
    Mit Blaulicht und Sirene verabschiedete er sich von seinem Feierabend und raste durch die laue Nacht.
    Was für ein Tag. Erst starb Gauernack, dann tauchte ein Mörder im Radio auf, der live tötet.
    Das Radio spielte einen belanglosen Titel. Kurz drauf hörte man die mitfühlende Stimme von Demian Roberts.
    „ Hallo liebe Hörer, wir wissen nicht, ob sich eben jemand einen Scherz mit uns erlaubt hat. Bis wir das definitiv wissen, werden wir Musik spielen. Die heutige Talk-Runde ist beendet. Ich hoffe auf euer Verständnis. Sobald ich etwas weiß, melde ich mich wieder. Euer Demian sagt: „bis später“.
    Er nahm den Kopfhörer diesmal betont langsam herunter. So etwas hatte er in seiner langen Radio-Karriere noch nicht erlebt.
    „ Du bist kreidebleich, Demian. Geht es dir gut?“, fragte der Aufnahmeleiter, der in der Türe zum Studio stand.
    Roberts schluckte und fuhr sich mit der Hand durch die kurzen Haare.
    „ Ja, mir geht es gut.“
    „ Wir müssen mit der Polizei Kontakt aufnehmen“, sagte der Aufnahmeleiter.
    „ Ich überlege, ob wir mit einem Ü-Wagen hinfahren sollen. Was denkst Du?“, fragte Demian Roberts.
    „ Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee sein wird“, gab der Aufnahmeleiter zu bedenken, „Es werden sicher schon einige Schaulustige auf dem Weg dorthin sein. Was meinst Du, wie viele das gehört haben und sich jetzt ins Auto setzen um dorthin zu fahren?“
     
    „ Egal, wir machen unsere Reportage. Live und vor Ort. Er hat bei uns angerufen. Also haben wir auch das Recht zu berichten.“
    „ Dort werden ein Haufen Polizisten herumwimmeln. Die werden die Schaulustigen vertreiben.“
    „ Umso besser, dann haben wir unsere Hörer direkt auf dem Äther. Wir sind doch alle Reporter. Das ist unsere Chance. Unser Mordfall!“, sagte Roberts.
    *
    Der Mercedes rauschte in die kleine Sackgasse hinein. Vor der Hausnummer, die ihm die Kollegin genannt hatte, bremste er.
    Kein SEK in Sicht. Wie vermutet. Er stieg aus, entsicherte seine Waffe und rannte mit der Sig Sauer im Anschlag auf die Gartentüre zu. Der Kommissar fingerte nach der Entriegelung des Jägerzaunes. Die Türe flog zur Seite. Vor ihm lag ein plattierter Weg. Seitlich standen ein paar windschiefe Büsche, die dringend einen Schnitt bedurften. Wenige im Boden eingelassene Strahler beleuchteten den Weg. Hell nahm es nicht wahr. Er schritt schnell auf die Eingangstüre zu. Hielt kurz innen, atmete durch.
    Die Haustür stand offen. Neben der Türe hing ein Metallschild auf dem der Name Schnackenberg stand. Schweiß trat auf seine Stirn. Er schob die Türe ein Stück mehr auf.
    „ Hallo Polizei! Herr Schnackenberg, sind Sie daheim?“ Er wartete.
    Keine Antwort.
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