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Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
Autoren: Michael Wagner
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Landwirtschaft stark erhöht. Das Wohl und Wehe kommender Generationen hängt also von der Ressource Phosphor ab. Doch die unter der Erde lagernden Phosphorreserven gehen spätestens in 200 bis 300 Jahren zur Neige.
    Einige Fachleute machten es sogar noch drängender, indem sie das Ende der Phosphorvorräte der Erde schon viel früher ansetzten. Einhundert Jahre sagten sie, dann sei alles abgebaut, was sich lohnen würde und was den technischen Aufwand rechtfertigte.
    Daher rückte seit einigen Jahren, spätestens seit Anfang des neuen Jahrtausends die Rückgewinnung des begehrten Stoffes in den Focus der Wissenschaft. Das Hauptaugenmerk lag hier auf der Rückgewinnung von Phosphor aus dem Klärschlamm der kommunalen Klärwerke. 1,6 bis zwei Gramm Phosphor scheidet jeder Mensch am Tag aus. Eine wichtige Ressource.
    Früher war der Nachschub von Phosphor kein Problem. Das Element bewegte sich in einem natürlichen Kreislauf. Pflanzen nahmen ihn aus dem Erdreich auf, Tiere und Menschen mit der Nahrung. Die Ausscheidungen landeten als Dünger wieder auf den Feldern, wo ihn die Pflanzen wieder nutzten. Heute ist dieser Zyklus gestört. Exkremente und Gülle sind stark mit Umweltgiften wie Schwermetallen und Antibiotika belastet. Sie kommen in die Kläranlage, und die Klärschlämme sind als Dünger nicht mehr geeignet. In der Regel werden sie getrocknet und verbrannt. Dabei wird auch der enthaltene Phosphor vernichtet. Eine fatale Entwicklung, denn die Ressource Phosphor ist auf der Erde begrenzt. Der enorme Hunger der Düngemittelindustrie wird größtenteils durch Phosphatabbau in Minen gedeckt.
    Deutschland selbst besitzt keine eigenen Phosphatvorkommen. Es ist damit zu einhundert Prozent abhängig von den Exporteuren. Vier Länder besitzen rund 80 Prozent an den weltweiten Phosphatgestein-Reserven: Marokko, China, Jordanien und Südafrika. Politisch kontrollierte China inzwischen den Phosphatmarkt. Und was noch weit schlimmer war: immer mehr Experten glaubten, dass die Vorkommen bald erschöpft sein könnten. Vor allem mit dem Hintergrund immer größer werdender Nahrungsmittelproduktionen in Asien. Wo über lange Zeiträume nur Reis angebaut wurde, verlangten die Konsumenten nun auch nach exklusiveren Nahrungsmitteln. Die Wissenschaftler sprachen von einer drohenden "Phosphorkrise", die die Menschheit schlimmer treffen könnte, als der Zusammenbruch der Ölversorgung.
    Der bekannte deutsche Wissenschaftler skizzierte ein weniger düsteres Bild. Doch machte er den Anwesenden klar, dass mit Hilfe seiner neuen Methode nicht nur das Problem der Rückgewinnung gelöst werden könnte, sondern dass sich damit ein neuer Absatzmarkt auftat, der die einzelnen Gemeinden autark machen konnte und ihnen zusätzliche Absatzmöglichkeiten darbot. Indem er mit bedachten, aber pointierten Worten seine spektakuläre, neue Theorie mit Leben gefüllt hatte, zauberte er langsam, aber stetig die Begeisterung in die Gesichter der Zuhörer. Immer wieder gab es ein Raunen im Publikum.
    „ Meine Damen und Herren, ich bedanke mich sehr herzlich für ihre Aufmerksamkeit“, war sein Schlusssatz.
    Hinter dem schmalen Podium aus Holz stand Dr. Gernot Winkmüller und sortierte seine Blätter zusammen. Er war gerührt. Der Applaus hörte erst nach einer für ihn endlos erscheinenden Minute auf. Winkmüller nickte ins Publikum und wartete auf den Moment, die Bühne verlassen zu können. Er wollte auf keinen Fall unhöflich erscheinen.
    „ Herr Doktor, würden Sie einige Fragen der Presse erlauben“, kam es aus der Menge der Zuhörer.
    Damit hatte er eigentlich nicht gerechnet, und es war auch nicht im Ablaufplan vorgesehen. Aber er konnte die Presse auf keinen Fall vor den Kopf stoßen.
    Er nickte. „Selbstverständlich, stellen Sie doch bitte ihre Fragen.“
    Einer der Journalisten stand auf und stellte sich vor. „Sie haben uns eben berichtet, dass diese Anlage, die sie entworfen haben, nicht viel größer ist als die Anlagen, die bereits in Offenburg getestet wurden. Doch soll diese Anlage einen viel höheren Effizienzgrad haben. Ist das nicht nur eine Theorie?“
    Winkmüller schüttelte den Kopf. „Eine Frage, die mir schon oft gestellt wurde, ist die Frage nach der Effizienz. Unsere Anlage kann im Vergleich mit der Pilot-Anlage der Kollegen von der ISWA, die circa 5000 Einwohnerwerte verarbeitet, auf der gleichen Fläche das Doppelte verarbeiten und auch das Doppelte an Phosphor am Tag recyceln. Ja, unsere Anlage ist definitiv
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