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Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Titel: Oliver Hell - Das zweite Kreuz
Autoren: Michael Wagner
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richtigen Fall zu lösen hat, meine ich“, sagte Lessenich, der versuchte, dem Schritt Hells zu folgen.
    „ Ja, Kollege, schauen wir mal.“
    Hell schloss die Türe zu seinem Büro auf. Er war froh, dass er den Typen endlich abstreifen konnte. Er ließ sich auf seinen Stuhl plumpsen und schaltete den PC an. Auf der Fahrt zum Präsidium hatte er die ganze Zeit Lea Rosin im Kopf. Wie hatte sie wohl ihr Wochenende verbracht? Auf die Antwort musste er eine Weile warten. Klauk und Rosin kamen beinahe zeitgleich an. Wendt hatte noch eine halbe Woche Urlaub und befand sich irgendwo in der Schweiz im Skiurlaub. Hell vertrat die Theorie, dass Skiurlaube kontraproduktiv für das Bruttosozialprodukt waren. Tausende brachen sich jedes Jahr ihre Gliedmaßen und fielen für Wochen aus. Hoffentlich wurde Wendt verschont.
    „ Du hast nichts mehr von ihm gehört seit der SMS?“, fragte Klauk. Er sah zu Rosin herüber.
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe nichts mehr von ihm gehört.“
    „ Gut so. Dann hat er es sich vielleicht doch anders überlegt.“
    Hell war anderer Meinung. Er seufzte. „Agayer macht nicht so einen Wirbel und zieht sich dann zurück. Wir hören von ihm, ich vermute heute noch.“
    Er fingerte in seinem Jackett nach seinem Handy, weil er ein Brummen vernommen hatte. Eine SMS von Franziska. Er las sie und lächelte. Klauk und Rosin schauten sich vielsagend an.
    „ Schönes Wochenende gehabt, Chef?“, fragte Klauk.
    „ Danke der Nachfrage, ja.“
    „ Ich habe mich seit Samstag nicht mehr aus der Bude getraut. Aus Angst, er steht gleich neben mir“, sagte Rosin. Hell konnte ihren Gedanken gut nachvollziehen. Rosin sah nicht ausgeschlafen aus.
    „ Du hättest einer Freundin Bescheid geben können“, sagte Klauk.
    „ Die ich dann gleich mit in Gefahr gebracht hätte, nein danke.“ An ihrem Tonfall konnte man ihre innere Erregung spüren.
    Draußen schneite es derweil munter weiter. Das Verkehrschaos hatte noch Bestand. Hell blickte aus dem Fenster. Die Flocken waren dicht und es sah nicht nach einem baldigen Ende aus.
    „ Heute bleibt alles im Schnee stecken, auch Agayer“, versuchte er zu scherzen.
    Alles fing an mit dem Telefonklingeln, was in dem Moment eine Antwort von Rosin unterdrückte. Hell nahm das Telefon in die Hand. Erst blickte er Rosin an, dann verschwand sein Blick plötzlich ins Unendliche. Er atmete schnell. Dann hackte er nur ein paar Worte in die Muschel. „Haltet ihn auf. Aber passt auf, der Mann ist brandgefährlich.“ Diese Worte schreckten die Kollegen auf.
    Hell warf das Telefon auf den Tisch, griff nach seiner Dienstwaffe, die er aus der obersten Schublade des Schreibtisches nahm, und lud sie durch. Dann erst begann er, zu sprechen. Er brauchte so lange, bis er selber Worte für das fand, was er gerade gehört hatte.
    „ Das war der Empfang. Unten steht ein Mann und behauptet, er sei Mashad Agayer. Er möchte mit uns sprechen“, sagte er mit einem Tonfall, der der Unmöglichkeit der Situation Rechnung trug.
    „ Wie bitte? Was?“, fragte Klauk.
    „ Agayer.“
    „ Holt eure Waffen“, sagte Hell.
    Rosin griff unter ihre linke Schulter. Schon hatte sie ihre Waffe durchgeladen.
    „ Gehen wir. Ich bin mal gespannt, was er zu sagen hat.“ Sie spitzte ihre Lippen.
    „ Los nehmen wir die Treppe. Das geht schneller“, sagte Klauk, der ebenfalls seine Waffe in der Hand hatte.
    Fünf Sekunden später waren sie auf dem Flur und Hell flog als Erster die Treppe hinunter, gefolgt von Klauk und Rosin. Erster Stock. Noch zwei Treppen und ein Absatz. Hell kam unten an.
    Das Erste, was er sah, war ein Mann, der mit erhobenen Händen vor dem Tresen stand. Der uniformierte Polizist hinter dem Tresen hielt die Waffe auf ihn gerichtet. Der Mann kaute auf einem Kaugummi. Die drei Kriminalbeamten kreisten den Mann mit gezogenen Waffen ein.
    Hell trat seitlich an ihn heran.
    „ Mashad Agayer? Das soll ein Scherz sein, oder? Sie sind nicht Mashad Agayer.“
    Der Mann, der dort mit erhobenen Händen vor ihnen stand, hatte dunkelblondes Haar. Agayer hingegen war schwarzhaarig. Er hatte grüne Augen. Agayers Augenfarbe war braun. Einzig die Größe und seine Statur kamen hin. Die kaukasischen Gesichtszüge waren verschwunden. Haare konnte man färben, farbige Kontaktlinsen veränderte die Augenfarbe. Aber sein Aussehen ändern? Nur eine plastische Operation konnte das leisten.
    Der Mann schaute ihn an und kaute weiter auf seinem Kaugummi. Er drehte sich herum, schaute Lea Rosin an und
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