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Olchis im Bann des Magiers

Olchis im Bann des Magiers

Titel: Olchis im Bann des Magiers
Autoren: E Dietl
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sich seine Frau schon oft beschwert.
    Jetzt hatte sie ihr Telefonat beendet.
    »Hallo, Ewald!«, rief sie. »Habe gerade mit Herrn von Schramm gesprochen. Auch er findet die Idee mit dem Festspielhaus famos!«
    »Welches Festspielhaus?« Der Bürgermeister musste überlegen, was sie meinte.
    »Herr von Schramm denkt auch, dass es eine gute Idee wäre, hier in Schmuddelfing ein Festspielhaus zu bauen. Für Richard-Wagner-Festspiele. Ich möchte, dass in Schmuddelfing große Opern aufgeführt werden. Das hab ich dir doch schon erzählt.«
    »Ah ja, richtig.« Der Bürgermeister erinnerte sich wieder. Seine Frau war neuerdings im Richard-Wagner-Verein. Er selbst mochte Opern nicht besonders, und Wagner-Musik konnte er nicht ausstehen.
    »Es geht jetzt um den Standort«, erklärte ihm Elisabeth. »Wir überlegen, wo wir das Festspielhaus bauen könnten. Weißt du, wir dachten da an die Stelle, wo diese Müllkippe steht …«
    »Keine gute Idee«, sagte der Bürgermeister schnell.
    Elisabeth verdrehte die Augen. »Aber auch Herr von Schramm und Herr von Lauenstein finden den Platz ideal. Man hat von dort eine so schöne Aussicht auf die Stadt. Herr von Lauenstein hat schon erste Entwürfe für das Gebäude machen lassen.«
    »Na sieh mal einer an«, brummte der Bürgermeister. »Ganz schön voreilig, dieser Lauenstein.«
    »Wieso voreilig? In Gammelsberg haben sie ein Konzerthaus. Und sie haben die Mozart-Tage. Und was haben wir? Nichts. Wir sind eine kulturelle Wüste!«
    »Aber wir haben … äh, wir haben zum Beispiel unsere Olchis …«, entgegnete der Bürgermeister. »Jetzt sieh dir das bitte mal an.« Er reichte Elisabeth ein Blatt Papier. »Habe heute einen Entwurf gemacht, für einen Werbeprospekt. Wie findest du ihn?«
    Elisabeth nahm das Blatt mit spitzen Fingern. »Immer diese Olchis«, brummte sie. »Ich kann es schon nicht mehr hören. Das ist doch nun wirklich unter unserem Niveau.« Sie warf einen Blick auf den Prospekt, und mit entrüsteter Stimme begann sie vorzulesen:
    »Willkommen im schönen Schmuddelfing!
    Besuchen Sie unsere wunderbare Müllkippe!
    Gönnen Sie sich und Ihren Kindern etwas ganz Besonderes! Machen Sie Fotos! Schauen Sie sich die berühmte Olchi-Familie an. Haare hart wie Draht! Starke Muskeln, wie aus Eisen! Zähne, die alles knacken! Schleime-Schlamm-und-Käsefuß, Olchis sind ein Hochgenuss!
    Karten für eine olchige Fotosafari bekommen Sie bei uns im Rathaus …«
    Elisabeth mochte gar nicht mehr weiterlesen.
    »Ach Ewald!«, seufzte sie. »Findest du, dass das so eine gute Idee ist?«
    »Na klar! Und ich hab sogar noch eine zweite gute Idee. Wir gehen morgen in den Zirkus! Der Zirkus Mombelli ist seit heute in der Stadt, und ich hab natürlich jede Menge Freikarten.«
    »Ein Zirkus? Muss das sein?« Elisabeth verdrehte die Augen. »So etwas kann ich mir doch auch im Fernsehen ansehen. Da gibt es viel bessere Zirkusshows als diesen mickerigen Mopsbello.«
    »Mombelli heißt der Zirkus.«
    »Ist doch egal, wie er heißt.«
    »Und ich dachte, du freust dich.« Der Bürgermeister machte ein sehr enttäuschtes Gesicht.
    »Na gut, jetzt schau nicht so.« Elisabeth gab endlich nach. »Natürlich freue ich mich, wenn du unbedingt willst.«
    Sie ging nach oben ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen und sich noch ein wenig zurechtzumachen. Drüben in Gammelsberg war heute eine Veranstaltung des »Vereins zur Pflege musikalischer Tradition«. Die durfte sie auf keinen Fall versäumen, denn dort traf man immer ganz schön wichtige Leute.

Freikarten!

    Am nächsten Tag steuerte der Bürgermeister von Schmuddelfing seinen dunkelblauen Mercedes die Landstraße entlang. Er sang vergnügt vor sich hin.
    »Hab mein’ Wagen vollgeladen, voll mit schönen Mädchen …« Er schaltete in den vierten Gang.
    »Musst du immer so rasen, Ewald?«, fragte Elisabeth.
    Sie war nicht so guter Laune wie ihr Mann. Beim »Verein zur Pflege musikalischer Tradition« hatte sie gestern wohl ein Glas Champagner zu viel getrunken. Und nun hatte sie Kopfschmerzen.
    »Musst du immer meckern?«, fragte Ewald, aber er fuhr nun ein bisschen langsamer.
    »Wieso sagst du immer ?«, rief seine Frau. »Wieso sagst du immer immer ?«
    »Ich sage doch gar nicht immer immer !«, meinte Ewald entrüstet.
    »Doch! Immer sagst du dieses dumme Immer ! Du solltest es dir abgewöhnen. Du sagst es nur immer, um mich zu ärgern.«
    Der Bürgermeister hatte sich heute Nachmittag freigenommen. Er freute sich auf den Zirkus
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